Der Matchplan des BVB geht auf - © DFL Deutsche Fußball Liga / Foto: IMAGO/Poolfoto
Der Matchplan des BVB geht auf - © DFL Deutsche Fußball Liga / Foto: IMAGO/Poolfoto
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Bundesliga-Match-Facts-Analyse: Borussia Dortmund gegen Bielefeld mit Variabilität und Sancho hochdominant

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Der BVB hat Arminia Bielefeld am 23. Spieltag beim 3:0 beeindruckend keine Chance gelassen. Borussia Dortmund erarbeitete sich vor allem durch viele Positionswechsel in der Offensive ein mehr als deutliches spielerisches Übergewicht. Und auch die individuelle Klasse des schon in den vergangenen Wochen so überragend aufspielenden Jadon Sancho trug zum klaren Erfolg bei.

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Seit Anfang des letzten Jahres kooperieren die DFL Deutsche Fußball Liga und Amazon Web Services unter anderem im Bereich der Datenanalyse. Im Rahmen der Zusammenarbeit wurde die Liveverarbeitung von Daten zu innovativen Statistiken, den Bundesliga Match Facts powered by AWS, intensiviert: "Angriffszonen", "Realformation: Trends" und "Most Pressed Player" sind die neuesten Match Facts, bereits zuvor wurden "Torwahrscheinlichkeit und xGoals", "Realformation" und "Speed Alarm" eingeführt. Nach xGoals, also den erwarteten Treffern in Hinblick auf die Torwahrscheinlichkeit aller Abschlüsse, trennten sich Dortmund und Bielefeld übrigens - vom schließlichen Ergebnis sogar nicht weit entfernt - 3,78 zu 0,81.

Bei Dortmund geht der Großteil über die Seiten - aber die Spieler befinden sich im Durchschnitt im Zentrum - DFL Deutsche Fußball Liga / Foto: IMAGO/Poolfoto

Angriffszonen und Realformation: durch die Mitte über die Außen

Wenig überraschend initiierte der BVB das Gros seiner Offensivaktionen im vordersten Drittel des Spielfelds über die Flügel-Angriffszonen: 35 Prozent über links und 33 über rechts, während insgesamt 32 Prozent seiner Angriffe über die beiden zentralen Zonen abliefen. Kreativ aber, wie Schwarzgelb seine Situationen vorne kreierte. Denn die Realformation - also die durchschnittliche Position der Spieler auf dem Platz - zeigt, dass sich alle offensiven Mittelfeldakteure beziehungsweise Außenbahnstürmer bei praktiziertem 4-1-4-1 im Schnitt mit Abstand am meisten im Zentrum befunden haben. Sancho und Co. starteten ihre Angriffe also deutlich am häufigsten über die Seiten - wechselten ihre Positionen jedoch so oft, dass sie durchschnittlich mittig auf dem Feld platziert waren.

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Auf der anderen Seite begann die Arminia sogar zusammengerechnet 78 Prozent ihrer Angriffe über die Außen, im Durchschnitt hielt sie ihr System - eine Mischung aus 4-1-4-1, 4-4-2 und 4-2-3-1 - aber wesentlich konsequenter. Während die Borussia die gegnerische Defensive durch ihre Variabilität immer wieder vor Probleme stellen konnte, war der Matchplan von DSC-Trainer Uwe Neuhaus viel eintöniger und berechenbarer: auf Fehler im Spielaufbau des Gegners warten und Kontersituationen hoffen. Die cleverer agierenden und zudem konzentrierten Westfalen brachte das nur einmal ernsthaft in Bedrängnis, als Sergio Cordova kurz vor der Halbzeit nach einem Aussetzer im Aufbauspiel frei vor Schlussmann Marwin Hitz auftauchte und den Ball neben das Tor schoss.

Realformation: Trends - der Anfang und das Ende der ersten Hälfte aus schwarzgelber Sicht - DFL Deutsche Fußball Liga / Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images

Terzic erkennt früh, wie der BVB die Arminia knackt

Dass Dortmund erst im zweiten Durchgang für Treffer sorgen konnte, lag lediglich an Mängeln in der Chancenverwertung in der ersten Hälfte. Als 45 Minuten gespielt waren, stand es nach xGoals 1,61 zu 0,5 für den BVB. Nach ziemlich ereignislosen ersten zehn Minuten, in denen Sancho den linken und Marco Reus den rechten Flügel bekleidet hatte, startete das Team von Interimscoach Edin Terzic seine positionelle Flexibilität. Das zeigt der Match Fact "Realformation: Trends". Zur Pause befand sich Sancho durchschnittlich fast zentral hinter Sturmspitze Erling Haaland, während Giovanni Reyna sich im Schnitt sogar weiter auf Rechts befand als der nun mittig platzierte Reus. Die Gastgeber erspielten sich so einige Möglichkeiten, vor allem durch die zu erwartende - wegen ihrer variablen Erscheinungsformen aber nur schwer ausrechenbare - Kombination aus Sancho, Reus oder Reyna und Haaland. Bei einer eher zufällig entstandenen Gelegenheit fehlte Reus außerdem noch das Glück, als er an der Latte scheiterte.

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In den zweiten 45 Minuten drückte sich die deutliche Überlegenheit der Terzic-Mannen dann auch schnell in Treffern aus. Mahmoud Dahoud sorgte in der 48. Minute nach Sancho-Torvorlage für die hochverdiente Führung. Als die nun in Rückstand geratenen Ostwestfalen sich noch in der neuerlichen Findungsphase befanden, erhöhte Sancho selbst per Elfmeter nach einem Foul an Reus. Später machte der eingewechselte Reinier nach Haaland-Assist alles klar.

Jadon Sancho dreht schon wieder auf - DFL Deutsche Fußball Liga / Foto: IMAGO/Poolfoto

Sancho: Most Pressed Player gleich Most Valuable Player

Der Match Fact "Most Pressed Player" verdeutlicht, dass Sancho nicht lediglich wegen seiner zwei Scorerpunkte auffälligster Mann war. Der erst 20-Jährige fand sich in Ballbesitz in 54 Drucksituationen wieder - und damit in 15 mehr als sein Mitspieler Jude Bellingham, der in dieser Kategorie unter allen Akteuren der Partie auf dem zweiten Platz folgt. Bei Bielefeld handelte es sich bei Cedric Brunner mit dem Wert 33 um den am meisten unter Druck gesetzten Spieler.

Und wenn der Most Pressed Player wie Sancho die Klasse besitzt, seine Drucksituationen spielerisch zu lösen, wird aus ihm schnell der im US-Sport so oft zitierte MVP - der Most Valuable Player, der stärkste Akteur eines Spiels.

Ein funktionierender Matchplan, eine kreative Herangehensweise und auch noch ein individuell herausragender Sancho waren es, der Borussia einen starken und ungefährdeten Sieg gegen die Arminia einbrachten. Drei Punkte beträgt der Rückstand des Vizemeisters nach zwischenzeitlicher Schwächephase jetzt lediglich noch auf Champions-League-Platz vier, bei besserer Tordifferenz als sein dort rangierender Konkurrent Frankfurt.

"Das war wirklich gut", sagte Mats Hummels am Samstag nach dem Abpfiff. "Aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hinmüssen." Weiter geht die Reise für den BVB am nächsten Wochenende im Topspiel der Topspiele, dem Klassiker beim FC Bayern. Spannend, mit welchem Plan er das Tripleteam dann überraschen will.