Einblick in den Match-Plan der Trainer mit dem Bundesliga Match Fact Angriffszonen
Simon Rolfes ist Direktor Sport bei Bayer 04 Leverkusen, hat zwischen 2005 und 2015 insgesamt 288 Bundesliga-Spiele bestritten und trug 26 Mal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. An dieser Stelle schreibt er wöchentlich über die neuen, innovativen Match Facts, die von AWS für die Bundesliga während der Spiele bereitgestellt werden. Diesmal geht es um den neuen Bundesliga Match Fact „Angriffszonen“.
>>> Mehr zu den "Bundesliga Match Facts" in der BMF-Zone
Von Simon Rolfes
Daten werden im Fußball immer wichtiger. Für die Clubs ohnehin, aber ich beobachte auch, dass sich Fans immer häufiger innovativen Echtzeit-Statistiken bedienen, um den Diskurs über den Profifußball auch auf privater Ebene auf ein ganz neues Niveau zu heben. Deshalb freut es mich besonders, dass die DFL und AWS gemeinsam kontinuierlich neue Bundesliga Match Facts entwickeln. Einer davon sind die "Angriffszonen“, die fortan fester Bestandteil der Bundesliga-Berichterstattung im TV sein werden.
Mit Hilfe der Angriffszonen erhalten wir tiefe Einblicke in die taktische Marschroute der Clubs. Im Kern erfahren wir mit dieser Echtzeit-Statistik, über welche Seiten die Teams bevorzugt ihre Angriffsbemühungen starten. Entscheidend ist hierbei der Eintritt in das letzte Angriffsdrittel vor dem gegnerischen Tor, also jener Bereich, in dem es gefährlich wird. Das letzte Angriffsdrittel wird dabei in vier gleich große, vertikale Felder aufgeteilt. Das sind die vier relevanten Angriffszonen: links, halblinks, halbrechts und rechts.
Ein Algorithmus zählt nun jedes Mal, wenn eine Mannschaft in das letzte Angriffsdrittel eindringt, der entsprechenden Angriffszone den Wert 1 zu – und zwar nur beim ersten Vorstoß des Angriffs in das letzte Drittel. Was im weiteren Verlauf des Spielzugs vor dem gegnerischen Tor noch passiert, hat keine Auswirkung auf die Zählweise. Ein Beispiel: Kommt eine Mannschaft erstmals über die linke Angriffszone in das gegnerische Drittel und erzielt wenige Augenblicke später ein Tor aus der rechten Zone heraus, wird diese Angriffsbemühung allein der linken Angriffszone zugerechnet.
Unterschieden wird übrigens auch, ob ein Spieler mit dem Ball in das letzte Drittel stößt oder ob dieses mit einem Pass erreicht wird. Bei einem Dribbling zählt die Angriffszone, in der der ballführende Spieler zuerst in das letzte Drittel eindringt. Bei einem Pass hingegen wird jene Angriffszone gewertet, in der ein Mitspieler den Pass angenommen oder direkt verwertet hat.
Die prozentuale Verteilung der genutzten Angriffszonen kann ab sofort live im TV während der Spiele von den Sendern eingeblendet werden. Kommentatoren erhalten damit neue Möglichkeiten, das Spielgeschehen auf Basis von Live-Daten den Zuschauern näher zu bringen. In der Bundesliga App können Fans aber auch die bevorzugten Angriffszonen in Echtzeit verfolgen.
Mehr technische Hintergründe zu den Bundeslig Match Facts powered by AWS
Aber welche Erkenntnis können wir daraus eigentlich ziehen? Ich erwarte von den Angriffszonen nichts weniger als einen tiefen Einblick in den jeweiligen Match-Plan der Trainer: Versucht ein Team bevorzugt über die Flügel anzugreifen oder über das Zentrum? Gibt es einen „Unterschiedsspieler“, über dessen Position immer wieder die Angriffe eingeleitet werden? Versucht eine Mannschaft etwaige Schwächen in der generischen Verteidigung durch gezieltes Vorstoßen über diesen Raum auszunutzen? Wo werden die Angriffsbemühungen gegen hoch und tief stehende Gegner initiiert?
Angriffszonen können helfen, Rückschlüsse auf Stärken und Schwächen einzelner Mannschaften zu ziehen. Ich bin sehr gespannt und freue mich, welche neue Geschichten die Bundesliga mit diesem Match Fact an den kommenden Spieltagen schon erzählen wird.
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