Am 7. Spieltag im Fokus: Timo Baumgartl, Youssoufa Moukoko und Mergim Berisha - © imago images (3)
Am 7. Spieltag im Fokus: Timo Baumgartl, Youssoufa Moukoko und Mergim Berisha - © imago images (3)
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7. Spieltag im Fokus: Darüber spricht die Bundesliga

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Youssoufa Moukoko wird bei Borussia Dortmund zum Helden im Revierderby gegen den FC Schalke 04, der FC Augsburg besiegt überraschend den FC Bayern München und der 1. FC Union Berlin verteidigt beim emotionalen Comeback von Timo Baumgartl die Tabellenführung - die Themen des 7. Spieltags.

1) Der BVB gewinnt das Revierderby, aber verliert seinen Kapitän

Borussia Dortmund war zwar im 99. Revierderby der Bundesliga-Geschichte gegen den FC Schalke 04 ein kämpferisches 1:0 gelungen, nach Feiern war dem zwischenzeitigen Tabellenführer nach Abpfiff jedoch kaum zumute. Der Sieg durch ein Tor von Joker Youssoufa Moukoko rückte in den Hintergrund, weil Marco Reus sich bereits im ersten Durchgang verletzt hatte; Erinnerungen an weitere Ausfälle des Spielführers der Westfalen waren wach geworden - in Jahren, in denen die Nationalmannschaft ein wichtiges Turnier bestreitet. Verletzungsbedingt konnte er nur 2018 und 2012 an WM und EM teilnehmen, verpasste seit seinem DFB-Debüt 2011 also drei große Wettbewerbe auf Länderauswahl-Ebene. Die Diagnose gab es dann Sonntagfrüh: Eine "Außenbandverletzung im Sprunggelenk" habe sich der 33-Jährige zugezogen, wird den Schwarzgelben laut Sportdirektor Sebastian Kehl voraussichtlich drei bis Wochen fehlen.

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Gegen seinen ewigen Ruhrgebiet-Rivalen zeigte Dortmund nach dem enttäuschenden 0:3 am letzten Spieltag bei RB Leipzig eine starke Leistung, nach xGoals fuhren die Schwarz-Gelben ein 2,89 zu 0,11 ein und 19:3 stand es nach Torschüssen. Dass das laut Edin Terzic "wichtigste Spiel des Jahres" schließlich lediglich einen knappen BVB-Erfolg hervorbrachte, dürfte den Trainer der 09er nicht stören. Weil Meisterschaftsfavorit FC Bayern München überraschend beim FC Augsburg verlor, erarbeitete sich die Borussia einen Drei-Punkte-Vorsprung auf den Rekordchampion. Und am nächsten Morgen kam dann auch leichte Entwarnung bei Marco Reus: BVB-Coach Edin Terzic muss nicht allzu lange auf seinen in der neuen Saison erneut groß aufspielenden Kapitän verzichten.

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2) Überragender Gikiewicz siegt im Duell mit Neuer

Der FC Augsburg gewann am Samstagnachmittag gegen den FC Bayern München – trotz eines gegnerischen Expected Goals-Wert von 3,01. Das lag vor allem an starken sieben Paraden von Keeper Rafael Gikiewicz, der zusätzlich noch drei Angriffe der Münchner durch sein starkes Herausrücken aufhalten konnte und zum Matchwinner avancierte. In den Schlussminuten kam es sogar zum direkten Duell mit Bayerns Torhüter Manuel Neuer. Der war für Standards mit nach vorne gekommen – zunächst köpfte Neuer noch über das Tor (93.), doch dann zielte er mit einem starken Kopfball auf den Kasten (95.), aber Gikiewicz parierte auch den letzten von vielen Münchner Abschlüssen.

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Generell fielen in dieser Partie viel zu wenig Tore. Mit 1,95 zu 3,01 xG endete das Spiel, also hätte selbst der FCA eigentlich noch einen zweiten Treffer nach Mergim Berishas Schuss ins untere rechte Toreck (59.) erzielen müssen. Doch neben starken Paraden beider Keeper war es vor allem die fehlende Zielgenauigkeit der Bayern, die prägenden Einfluss auf das Ergebnis hatten. Von 21 Torschüssen gingen 14 am Tor vorbei. Auch eine Dominanz von 643 Pässen gegenüber Augsburgs 154 dürfte es eher selten geben.

Augsburg wird zum Bayern-Schreck

Für den Rekordmeister ist der FCA ein Angstgegner. Die Fuggerstädter beendeten eine Serie von 65 Bundesligaspielen in Folge, in denen die Münchner mindestens ein Tor erzielen konnte. Auch bei der Rekord-Serie von 2014 (87 Spiele mit mindestens einem Tor) waren es die Augsburger, die alle Schüsse wegverteidigten. Auch damals (5.4.2014) gewann man mit einem 1:0 zuhause gegen die Bayern. Spannend: Zum ersten Mal in der Bundesliga-Geschichte siegte Augsburg unter einem anderen Trainer als Markus Weinzierl gegen den FCB. Am 19. Oktober wird es im DFB-Pokal zur Revanche kommen, wenn Enrico Maaßen erneut Julian Nagelsmann in der WWK Arena empfängt.

3) Gladbach erlebt besonderen Abend gegen Leipzig

Im Duell mit Ex-Trainer Marco Rose hat Borussia Mönchengladbach einen perfekten Abend hingelegt. Beim 3:0 gegen RB Leipzig überzeugten die Rheinländer vor allem als Kollektiv, wenngleich bei der wohl bis dato besten Saisonleistung zwei Spieler herausstachen. Jonas Hofmann führte die "Fohlenelf" mit einem Doppelpack zum dritten Saisonsieg, Christoph Kramer überzeugte auf ungewohnter Position hinter den Spitzen. "Heute haben wir über 90 Minuten ein sehr gutes Spiel und wahrscheinlich unsere bislang beste Saisonleistung abgeliefert", war Spieler des Spiels Hofmann hellauf begeistert von dem Auftreten seines Teams, das sich gegen die Sachsen phasenweise in einen Rausch spielte. Die Partie war letztlich eine klare Angelegenheit im Borussia-Park: xGoals-Wert von 3,2 zu 1,3, 21:13 Torschüsse, 8:3 Ecken und 57 Prozent gewonnene Zweikämpfen.

"Wahrscheinlich unsere beste Saisonleistung": Gladbach erlebt grandiosen Abend gegen Leipzig

Mit Spielfreude und Zusammenhalt auf dem Platz haben sich die Gladbacher unter ihrem neuen Coach Daniel Farke zu einer der spannendsten Mannschaften der Bundesliga entwickelt. "Wir haben eine sehr gute und komplexe Leistung gezeigt. Wir waren sehr dominant und hatten bei eigenem Ballbesitz eine sehr gute Struktur. Zudem waren wir ballsicher und hatten eine gute Konterabsicherung. Zur Pause haben wir hoch verdient mit 2:0 geführt", war auch Farke sehr zufrieden mit dem Auftritt seiner Schützlinge, die einen auch in der Höhe verdienten Erfolg einfahren konnten. Sinnbildlich für das neue Selbstvertrauen der "Fohlenelf" steht das 3:0 an diesem besonderen Samstagabend gegen die Sachsen durch Ramy Bensebaini, der am Fünfer den Ball mit der Brust annahm und cool über Gäste-Torwart Peter Gulacsi lupfte. Es läuft einfach bei der Borussia in diesen Tagen. Auf Platz sechs und nur drei Zähler von Spitzenreiter Borussia Dortmund entfernt, ist die Elf vom Niederrhein vor der Länderspielpause voll im Soll.

4) Union Berlin verteidigt Tabellenführung bei emotionalem Baumgartl-Comeback

Nach etwas mehr als einer Stunde war Schluss für Timo Baumgartl: Unter tosendem Applaus wurde der Innenverteidiger des 1. FC Union Berlin, der kurz zuvor noch eine Hereingabe des VfL Wolfsburg aus dem eigenen Sechzehner geköpft hatte, ausgewechselt und beendete damit ein für ihn alles andere als normales Bundesliga-Spiel. Im Frühjahr 2022 wurde beim 26 Jahre alten Profi ein Hodentumor diagnostiziert, es folgte eine Operation sowie die Chemotherapie. Baumgartl kämpfte sich Schritt für Schritt zurück in die Bundesliga - und feierte nun beim 2:0-Heimsieg gegen die "Wölfe" sein emotionales Comeback. "Es ist an der Zeit, ihn reinzuwerfen", meinte sein Trainer Urs Fischer vor dem Anpfiff - und Baumgartl belohnte das Vertrauen mit einer starken Leistung.

Baumgartl gibt beim 1. FC Union Berlin ein emotionales Comeback

"Das ist genau das, was ich mir während der Chemotherapie die ganze Zeit erträumt habe, so zurückzukommen, in der Startelf zu stehen und zu gewinnen. Das sind emotionale Momente für mich" sagte der Rückkehrer nach der Partie bei DAZN. Nahtlos fügte sich der Abwehrmann in die abermals überzeugende Vorstellung der "Eisernen" ein. Einmal mehr war es das Offensivduo Jordan und Sheraldo Becker, das mit den entscheidenden Treffern die Köpenicker zum nächsten Sieg führte. Union (nun seit 14 Partien ohne Niederlage) verteidigte damit die Tabellenführung erfolgreich - und grüßt bei Baumgartls emotionalen Comeback weiter vom Platz an der Sonne.  Der Abwehrspieler widmete seine Rückkehr derweil anderen Menschen: "Das ist auch für all die Leute, die ich auf der Onkologie-Station kennengelernt habe. Mir haben so viele geschrieben, dass es sie stolz macht, dass ich schon wieder auf dem Platz stehe und dass es ihnen einen positiven Input gibt. Für all die habe ich das auch gemacht. Ich freue mich, wieder hier zu sein."

5) Torloses Remis im badischen Verfolgerduell

Die TSG Hoffenheim und der SC Freiburg: Das war an diesem Spieltag das Aufeinandertreffen des Tabellenvierten mit dem Tabellenzweiten. Und wie auf dem Papier begegneten sich die badischen Rivalen auch im Verfolgerduell auf dem Rasen auf Augenhöhe. Nach 90 intensiven und umkämpften Minuten hieß es 0:0 – Hoffenheim ließ damit erstmals in dieser Saison zuhause Zähler liegen. Auch für die Freiburger, die bisher alle ihre Auswärtsspiele in dieser Saison gewonnen hatten, war es 2022/23 der erste Punktverlust auf fremdem Platz.

Die Trainerstimmen zum 7. Spieltag

Die defensiv stabilen Gäste, die nun wettbewerbsübergreifend seit 322 Minuten ohne Gegentor sind, verdienten sich das torlose Remis, waren zwischenzeitlich sogar das gefährlichere Team. Freiburg tat insgesamt etwas mehr für einen möglichen Sieg (14:10 Torschüsse), eine Vielzahl an großen Chancen gab es aber auf beiden Seiten nicht (xGoals: 1,1 zu 0,8 für die TSG). Die badischen Kontrahenten dürfen sich allerdings trotzdem über die Aussicht zur Länderspielpause, liegen doch beide Teams derzeit auf einem Champions-League-Platz. Zu feiern gab es auch etwas für Oliver Baumann: Hoffenheims Vize-Kapitän verbuchte in seiner 400. Bundesliga-Partie das 100. Zu-Null.-Spiel seiner Karriere.