BVB-Kapitän Marco Reus im Interview: "Wenn wir ins Rollen kommen, wird es für jeden Gegner schwer"
Dortmund - Mit dem fulminanten 5:1-Sieg über Hannover 96 hat Borussia Dortmund einen neuen Clubrekord aufgestellt: 48 Punkte am 19. Spieltag – so gut war der BVB noch nie. Kein Wunder, dass auch Marco Reus im Interview viele lobende Worte für die Mannschaft findet. Zwei Spieler hebt er dabei besonders hervor. Zugleich spricht der Kapitän auch eine deutliche Mahnung aus und warnt vor Nachlässigkeiten im Meisterschaftskampf.
Frage: Marco Reus, 48 Punkte nach 19 Spielen sind ein neuer Clubrekord für Borussia Dortmund. Was sagt das über die aktuelle Mannschaft aus?
Marco Reus: Stark! Wir machen nach der Winterpause da weiter, wo wir aufgehört haben, mit der gleichen Leidenschaft und Aggressivität. Aber das Spiel gegen Hannover hat auch gezeigt, dass wir uns auch gegen den Tabellenvorletzten unheimlich schwer tun, wenn wir nicht mit der gleichen Einstellung wie in der Hinrunde oder auch in Leipzig herangehen. Da müssen wir auch selbstkritisch sein. Trotzdem ein großes Lob an die Mannschaft: Wenn wir einmal ins Rollen kommen und Jadon Sancho, Raphael Guerreiro und Mario Götze in Aktionen bringen, dann haben wir enorm viel Power. Dann wird es für jeden Gegner schwer – aber auch nur dann.
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Frage: Hannover ist direkt in der Anfangsphase zu guten Chancen gekommen. Ist das dann auch Kopfsache oder eine Frage der Einstellung?
Reus: Alles spielt dabei eine Rolle. Wir müssen es vor allem zuhause hinbekommen, dass wir den Gegnern das Gefühl geben, dass es ihnen hier gar nichts bringt, gegen uns anzulaufen. Natürlich stellen sich die Gegner auch auf uns ein, teilweise überraschen sie uns auch. Wir müssen es noch mehr schaffen, ihnen zu vermitteln, dass sie bei uns nichts holen werden. Da sind wir aber auch auf einem guten Weg. Wir haben zuhause keine schlechte Serie in dieser Saison und sind noch ungeschlagen. So kann es weitergehen.
Frage: Gegen Hannover hat der BVB Mitte der ersten Halbzeit die Kontrolle übernommen.
Reus: Wir sind wirklich nicht gut ins Spiel hineingekommen. Hannover hat Druck gemacht, früh gepresst und wollte uns zu Fehlern zwingen. Wir hatten auf der anderen Seite keine guten Ballstafetten und keine Sicherheit in unserem Spiel. Wenn wir es mal geschafft haben, ruhig zu bleiben und dann Tempo aufzunehmen, dann wurden wir auch gefährlich. Hätte ich eine meiner ersten Chancen genutzt, wäre es auch früher ein ruhigeres Spiel geworden. Achraf Hakimi hat es dann bei seinem Tor überragend gemacht und wir hatten danach mehr Selbstvertrauen auf dem Platz. Wir hatten dann wieder diese Selbstverständlichkeit in unseren Aktionen und unseren Pässen.
Marco Reus und Borussia Dortmund: Noch nie waren sie besser
Frage: Mit dem Dreierpack in der zweiten Halbzeit innerhalb von acht Minuten war die Partie dann schnell entschieden.
Reus: Wir haben in der Pause angesprochen, dass wir noch besser und zielstrebiger spielen und unsere Zweikämpfe gewinnen müssen. Das haben wir in der zweiten Halbzeit dann auch besser gemacht. Mit dem 2:0 war der Stecker bei Hannover gezogen.
Frage: Sie selbst haben mit diesem Tor zum 2:0 für die Vorentscheidung gesorgt.
Reus: Ich war da schon ein bisschen sauer auf mich, weil ich normalerweise schon die beiden Chancen in der ersten Halbzeit gemacht hätte. Aber es war auch für mich wieder das erste Spiel. Ich hatte keine passende Vorbereitung und musste auch erst einmal wieder hineinfinden. Beim Tor war es dann auch ein bisschen Glück – und eine super Vorarbeit von Achraf.
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Frage: Vor allem Roman Bürki hat sich nach Abpfiff sehr über das Gegentor geärgert – zurecht?
Reus: Wir müssen auch nach dem 4:0 aufpassen, dass wir zielstrebiger zu Werke gehen, auch wenn wir zwei, drei Gänge zurückschalten. Da haben wir das unnötigste Gegentor des Jahres bekommen. Das ärgert vor allem Roman Bürki und die Viererkette, weil es einfach komplett unnötig war.
Warum Raphael Guerreiro bei Borussia Dortmund wieder durchstartet
Frage: Was sagen Sie zu Axel Witsel, der sich nach seinem Treffer in Leipzig auch gegen Hannover wieder in die Torschützenliste eingetragen hat?
Reus: Wir sprechen es immer wieder an, wie wichtig es ist, dass einer von unseren beiden Sechsern auch zwischen den Linien agiert – ob es nun Axel oder Thomas Delaney ist. Wir brauchen einen, der auch mal nach vorne geht. Axel macht es richtig gut, er arbeitet auch sehr viel an seiner Schusstechnik und am Torschuss. Es spricht für ihn, dass er dann den Ball so reingemacht hat.
Frage: Auch Raphael Guerreiro scheint dem Spiel der Borussia richtig gut zu tun.
Reus: Er macht das überragend! Ich gönne es dem Jungen echt. Er hatte phasenwiese so viel mit kleineren Verletzungen zu kämpfen und kam nie richtig in den Rhythmus. Jetzt sieht man einfach, wie gut er ist. Und er tut der Mannschaft richtig gut, weil er auch defensiv sehr viel arbeitet und ein unfassbar gutes Spielverständnis hat. Das klappt richtig gut.
Marco Reus ist der Spieler des Monats Dezember
Frage: Nächste Woche geht es zu Eintracht Frankfurt, die ebenfalls für ihre Offensivpower bekannt sind. Freuen Sie sich auf die Partie?
Reus: Intensiv habe ich mich damit ehrlich gesagt noch nicht beschäftigt. Aber nächste Woche wird ein geiles Spiel!
Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte.
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