
Wer bleibt ungeschlagen? Die Schlüsselduelle bei Bayern gegen Dortmund
Zwei Schwergewichte der Fußballgeschichte. Zwei noch ungeschlagene Teams in Top-Form. Borussia Dortmund und der FC Bayern München treffen erstmals nach dem dramatischen Meister-Finale der Vorsaison aufeinander. Zeit für den ersten Klassiker der Saison 2023/24!
bundesliga.de stellt fünf Schlüsselduelle vor, die in der prestigeträchtigen Begegnung am Samstag entscheidend werden können.
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Mats Hummels vs. Harry Kane
Solche Kaliber sind auch für Mats Hummels nicht alltäglich: Mit Harry Kane erwartet Dortmunds Abwehrchef eine der kniffligsten Innenverteidiger-Aufgaben im Weltfußball. Gut für den BVB, dass der Ex-Münchner sich in Top-Form befindet. Wer Hummels nach verpasster WM und einiger Bankzeit im Vorjahr abgeschrieben hatte, reibt sich aktuell verwundert die Augen. 91 Prozent angekommener Pässe, 59 Prozent gewonnener Zweikämpfe bei acht von neun möglichen Startelfeinsätzen in der Bundesliga lassen nicht vermuten, dass der Außenrist-Spezialist nächsten Monat 35 wird. Sein erstes von zwei Toren beim 4:2-Sieg gegen Freiburg machten Dortmunds 15er zudem zum erst sechsten Spieler, der in 16 (!) Bundesliga-Saisons in Folge traf. Dieses Gesamtpaket, ergänzt durch Ruhe und Abgeklärtheit, verhalfen dem Weltmeister von 2014 zuletzt zur Rückkehr in die Nationalmannschaft. Mit der DFB-Elf traf er schon zwei Mal auf Kane. Beim deutschen K.O. im EM-Achtelfinale vor zwei Jahren hatte der Engländer Manuel Neuer schon umkurvt, als Hummels das 0:1 mit einer Rettungsaktion verhinderte, die damals als "Grätsche des Turniers" gefeiert wurde. Form und Klasse lassen Hummel'sche Heldentaten definitv auch am Samstag zu.
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Zwei Spiele, zwei Siege mit je einem eigenen Treffer, so lautet Kanes persönliche Bilanz gegen Hummels. Den Trend aus den beiden Länderspielen (2016 und 2021) möchte der 30-Jährige in seinem ersten "Klassiker" natürlich fortsetzen. Bayerns Königstransfer liefert in seiner ersten Spielzeit fernab der Heimat ohne Startschwierigkeiten genau das, was der Rekordmeister sich von ihm versprach: Tore am Fließband. Kanes zwölf Treffer überbietet aktuell nur Serhou Guirassy (14). In seinen ersten neun Bundesliga-Spielen das Dutzend an Toren vollzumachen, schaffte vor ihm noch keiner. Ein Treffer gegen den BVB würde dem Kapitän der "Thee Lions" reichen, um auch den Rekord nach zehn Spielen von Klaus Matischak einzustellen. Der Schalker traf 1963 in seinen ersten zehn Bundesliga-Spielen 13 Mal. Doch Kane steht für mehr als "nur" Tore. Immer wieder lässt er sich ins Mittelfeld fallen, um mit für einen Torjäger außergewöhnlichen Schnittstellenpässen seine Nebenleute in Szene zu setzen. Diese Besonderheit macht ihn für Abwehrspieler schwer zu verteidigen, da sie sie aus ihrer Kettenposition herauslockt. Fünf Vorlagen gelangen "Spielmacher" Kane schon, nur Xavi Simons legte noch ein Tor mehr vor. Kombiniert ergeben sich also 17 Torbeteiligungen, die Kane seit dem neunten Spieltag zum alleinigen Top-Scorer der Bundesliga machen.
Emre Can vs. Jamal Musiala
Mit Jude Bellingham und Joshua Kimmich trafen im "Herzen" des Klassikers in den letzten Jahren zwei Hauptattraktionen der Bundesliga aufeinander, die nun beide fehlen: Bellingham verzaubert mittlerweile Real Madrid und Kimmich fehlt rotgesperrt. Zeit für neue Helden im zentralen Mittelfeld, also! Diesem Ruf folgte Emre Can schon im Sommer, als er voller Stolz die Ernennung zum neuen Kapitän der Borussia annahm. Die Defensiv-Allzweckwaffe hat ihren Platz auf der Sechs gefunden. Dort regiert Can immer hart (61 Prozent Zweikampfquote) und meistens fair (schon drei Gelbe Karten). Die Attribute eines Aggressiv-Leaders machen den ehemaligen Münchner so wertvoll für die in den letzten Jahren oft wankelmütigen Westfalen. Can, der sich dank eines Bankplatzes als Jungspund im ersten Gruppenspiel der bayrischen Triple-Saison 2012/13 auch Champions-League-Sieger nennen darf, füllt beim BVB ironischerweise das Profil aus, das Thomas Tuchel sich auch für Bayerns Mittelfeld wünscht: Das eines defensiv denkenden Sechsers, der aufräumt, Bälle verteilt und sich offensiv von Haus aus zurückhält. Um Dribbel-Künstler Jamal Musiala an die Kette zu legen, dürfte er es gegen den Rekordmeister nicht anders halten. Es sei denn, es gibt einen Elfmeter für die Borussia. Die letzten beiden "Klassiker"-Strafstöße für Schwarzgelb schoss Can - wie auch die anderen fünf Versuche in seiner Karriere - ins Tor.
Klassiker A bis Z: Alles zum Duell zwischen Bayern und dem BVB
Nach dem Tor kam lange keins. Jamal Musiala goldenem Siegtreffer zur Meisterschaft am 34. Spieltag 2022/23 folgte eine Durststrecke von acht Spieltagen, ehe der 20-Jährige gegen Darmstadt nun auch sein Torkonto 2023/24 eröffnete. Die Bedeutung des Supertalents für das Bayern-Spiel lässt sich allein an Zahlen aber ohnehin nicht ablesen, zumindest nicht an den gängigen Statistiken. Der Blick auf Musialas Ausbeute von zwei Treffern beim 8:0 gegen den Aufsteiger qualifiziert zwar zur richtigen Einschätzung, er habe ein gutes Spiel gemacht, erfasst aber nicht das Ausmaß seines Einflusses. Bevor er selbst das 3:0 besorgte, hatte er vor den ersten beiden Bayern-Treffern jeweils den vorletzten Pass gespielt. Rechnet man sein zweites Tor und eine weitere "Vor-Vorlage" zum 6:0 dazu, war "Bambi" also an fünf der acht Treffer beteiligt. Noch seltener tauchen in der Statistik die Aktionen auf, mit denen der gebürtige Stuttgarter das Spiel entscheidend beschleunigt, in denen er auf engem Raum aufdreht, oder sich mit seinen schlangenartigen Dribblings spielerisch aus Drucksituationen befreit. In Dortmund könnte dem eigentlich offensiven Mittelfeldspieler wieder eine defensivere Rolle zukommen - die ihn aber sicher nicht davon abhalten wird, wieder reichlich Musiala-Magie zu versprühen. Beim 2:2 im Vorjahr bereitete er beide Bayern-Treffer vor.

Julian Brandt vs. Konrad Laimer
Man hat sich an die Top-Leistungen gewöhnt, die Julian Brandt seit nunmehr einem Jahrzehnt in der Bundesliga abliefert. Nach seiner Debüt-Saison bei Bayer 04 Leverkusen (2013/14) machte er einmal 25, einmal 29 und in den letzten sieben Jahren bis heute immer über 30 Spiele pro Saison. Das ergab jüngst 300 Bundesliga-Spiele - kein Spieler erreichte diese Marke jünger als der 27-Jährige. Beim BVB (seit 2019) ist Brandt mittlerweile Kopf der Offensivabteilung. Dabei hat er nicht einmal eine feste Position, spielte schon als einzige Spitze, auf der Zehn, links und rechts auf dem Flügel, als Achter und als offensiver Part der Doppelsechs. Was Brandt aber nicht als Notnagel kategorisiert, sondern als anpassungsfähigen Alleskönner. Positionsunabhängig räumt Terzic ihm gewisse Freiheiten ein. So kann Brandt sich in die Räume treiben lassen, in denen er sich wohlfühlt - und am torgefährlichsten ist. Mit je vier Toren und Vorlagen ist er aktuell Dortmunds bester Schütze und Vorbereiter, genauso wie letzte Saison, als unterm Strich zum zweiten Mal in Folge neun Treffer und acht Assists standen. Brandt ist ein Muster an Konstanz - seit dem 2. Spieltag scorte er pro Spiel immer genau einmal - und gleichzeitig einer für die besonderen Momente: In den letzten drei Bundesligaspielen brachte er den BVB gegen Union entscheidend mit 3:2 in Führung, traf gegen Bremen zum 1:0-Sieg und in Frankfurt zum 3:3-Endstand. Diese Serie will er gegen Bayern ausbauen.
Fünf Gründe: Darum gewinnt Dortmund den Klassiker
Hätte Thomas Tuchel die Wahl, stünden die Chancen gut, dass er Konrad Laimer einen der zwei vorgesehenen Startelfplätze im zentralen Mittelfeld geben würde. Durch Kimmichs Sperre und Leon Goretzkas Verletzung stellt sich der Österreicher nun aber quasi von allein auf - Laimer ist im Münchner Kader der letzte verbliebene gelernte Sechser mit Profierfahrung und daher wohl auch keine Option für rechts hinten, wo Tuchel ihn ebenfalls gern einsetzt. Der Neuzugang von RB Leipzig steht in Dortmund vor seinem ersten Klassiker, ist im Signal-Iduna-Park aber kein Unbekannter. Im April 2022 machte der Rechtsfuß sein wohl bestes Spiel für die Sachsen, schoss beim 4:1-Auswärtssieg die ersten beiden Tore selbst und bereitete das dritte vor. Drei Scorerpunkte in einem Spiel sind die glänzende Ausnahme für Pferdelunge Laimer, der genießt, was für andere Spieler "Drecksarbeit" ist. Er rennt (Top-Speed: 35 km/h), stopft Löcher, presst, kämpft, stört. Einer, der den Gegner entnervt und die Kollegen in München erleichtert durchatmen lässt, nun da dieser nimmermüde Wadenbeißer jetzt in ihrer Mannschaft spielt. Im Mai hätte er seinem zukünftigen Club beinahe die Meisterschaft verhagelt, als er mit seinem Tor zum 1:1 am 33. Spieltag die Wende zugunsten der schließlich siegreichen Leipziger einleitete. Diesmal soll er wieder die Dortmunder nerven und vor allem Freigeist Brandt auf den Füßen stehen.

Niclas Füllkrug vs. Minjae Kim
Dortmunds Mittelstürmerposition ist clubübergreifend der bestbesetzte Mannschaftsteil dieses "Klassikers". Mit Niclas Füllkrug, Sébastien Haller und Edeljoker Youssoufa Moukoko hat Terzic gleich drei Top-Optionen zur Auswahl. Aktuell hat der Neuzugang aus Bremen die Nase vorn. Füllkrug spielte sich nach seinem Last-Minute-Transfer über zwei Joker-Einsätze ins Team, verdrängte den in der Vorsaison überragenden Haller und stand in den vergangenen fünf Spielen in der Anfangsformation. Wie der Franko-Ivorer beherrscht der Torschützenkönig 2022/23 (16 Tore, gleichauf mit Christopher Nkunku) das Handwerk des wuchtigen Wandstürmers: Hohe Zuspiele verlängern, Bälle festmachen, verarbeiten und an die schnellen Außenstürmer verteilen. Im Kerngeschäft einer jeden Nummer neun gibt Füllkrugs im Vergleich zu Haller ausgeprägterer Torinstinkt sowie das bessere Kopfballspiel den Ausschlag für den DFB-Torjäger. Zwei Tore und zwei Vorlagen sind sicher noch ausbaufähig, bedeuten hinter Brandt aber die zweitbester Scorer-Ausbeute beim BVB. Und sind eben auch nur ein Aspekt von "Lückes" Spiel, das die Borussia vor allem auch durch positive Aggressivität, Körperlichkeit, Willen und Bereitschaft bereichert. Die Duelle mit dem der kraftbetonten Zweikampfführung ebenfalls nicht abgeneigten Minjae Kim verspricht Spektakel und blaue Flecken.
Die größten Duelle zwischen Bayern München und Borussia Dortmund
Nach seinem in der koreanischen Heimat absolvierten Militärdienst schickt sich Minjae Kim an, auch seine Mission beim FC Bayern zu erfüllen: Die in den letzten Jahren arg löchrige Defensive des Rekordmeisters stabilisieren, die Anzahl der Gegentore minimieren. Zwischenfazit nach neun Spieltagen: Der Meister stellt mit sieben Gegentreffern gleichauf mit Leipzig die nach diesem Kriterium stabilste Abwehr der Liga. Minjae, wie der 26-Jährige genannt werden will, stand dabei jedes Mal in der Startelf und absolvierte hinter Harry Kane die meisten Einsatzminuten aller Münchner. Dieser bockstarke Start ist keine Selbstverständlichkeit, nachdem er während seiner militärschen Abstellung mehrere Kilogramm seines Kampfgewichtes eingebüßt hatte - und umso wichtiger, da die anderen beiden Innenverteidiger im Kader jeweils schon für mehrere Spiele ausfielen. Neben den ebenfalls rechtsfüßigen Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt nimmt Kim problemlos den linken Posten in der Abwehrzentrale ein, gibt immer selbstbewusster Kommandos und überragt statistisch in sämtlichen Aspekten des modernen Verteidigens: Er gewinnt 68 Prozent seiner Zweikämpfe (Bayern-Bestwert), fängt ligaweit die drittmeisten Zuspiele ab, bringt 95 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler und führt mit 988 das ligaweite Ranking der meisten Ballbesitzphasen an.

Julian Ryerson vs. Leroy Sané
Dieser Transfer passte wie die Faust aufs Auge. Nach seiner Ankunft von Union Berlin im Januar 2023 stand Julian Ryerson in 23 der 28 Bundesliga-Spiele im Kalenderjahr in der Startelf. Er selbst wie der BVB profitiert dabei von seinem starken "schwachen" Fuß und seiner Flexibilität: Elf Mal startete der Rechtsfuß als Rechts-, zwölf Mal als Linksverteidiger, nicht selten wechselte er je nach Bedarf innerhalb des Spiels die Seiten. Der Sprung von den aufstrebenden Unionern zum etablierten Spitzenclub aus Dortmund gelang dem 25-Jährigen, weil er ohnehin immer alles gibt, in Westfalen nun aber nochmal etwas mehr: In 23 Bundesliga-Spielen für den BVB traf der Norweger drei Mal, davor für die Köpenicker in 79 Partien nur zwei Mal. Offensiven Mehrwert zu bieten wird im "Klassiker" aber wohl nicht Ryersons oberste Priorität sein. Zu gefährlich ist sein erwarteter Gegenspieler Leroy Sané. Beide Kontrahenten dürften mit einer Statistik vertraut sein, die im Laufe des Spitzenspiels des 10. Spieltages noch öfter herausgekramt werden könnte: Der Dortmunder gewinnt diese Saison mäßige 51 Prozent seiner Zweikämpfe. Jedes zweite Duell gegen den seit Wochen in Galaform befindlichen Sané zu verlieren, wäre ein echtes Handicap für das Terzic-Team.
Fünf Gründe: Darum gewinnt Bayern den Klassiker
Was hat Thomas Tuchel, was seine Vorgänger auf der Münchner Trainerbank nicht hatten? Vielleicht werden wir es irgendwann erfahren - schon jetzt klar ersichtlich: Tuchel ist der erste Bayern-Coach, der aus Leroy Sané konstant Top-Leistungen herauskitzelt. Das Potenzial des virtuosen Linksfußes ist spätestens seit dessen erfolgreicher Zeit bei Manchester City unbestritten. In seinen ersten drei Bundesliga-Spielzeiten an der Säbener Straße sprangen aber - daran gemessen - eher ausbaufähige 16, 14 und zuletzt 15 Torbeteiligungen heraus. Nach der ersten Saisonvorbereitung unter Tuchel steht er nach nicht einmal einem Saisondrittel schon bei zehn! Das bedeutet in Torjäger- und Scorerliste jeweils Rang drei hinter Kane und Guirassy. Mit seinem Doppelpack gegen Darmstadt schraubte der Ex-Schalker seine Torausbeute auf acht hoch, was schon jetzt Einstellung seines persönlichen Rekords bedeutet. Die größte Steigerung legte der 27-Jährige bei der Verwertung von Großchancen hin: Nachdem er 2022/23 in dieser Kategorie 15 seiner 16 Möglichkeiten vergab, zappelte der Ball bei den sechs Top-Chancen in dieser Saison jedes Mal im Netz. In Bayerns hochkarätig besetzter Offensive ist Sané gesetzt, stand bislang an jedem Spieltag in der Startelf. Möglich macht das auch sein außergewöhnlicher Mix aus Geschwindigkeit (bis zu 36,3 km/h) und (Zweikampf-) Stärke: 54 Prozent gewonnener Duelle sind für einen offensiven Risikospieler ein herausragender Wert, der auch dem BVB Sorgen bereiten dürfte.
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