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Unkonventionell und leidenschaftlich: Das ist Hertha-Trainer Jürgen Klinsmann

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Jürgen Klinsmann ist neuer Trainer von Hertha BSC. Das gaben die Hauptstädter am Mittwoch bekannt. Nach mehr als zehn Jahren kehrt der frühere Bayern- und Bundestrainer in die Bundesliga zurück. Der 55-Jährige gilt als Liebhaber unkonventioneller Methoden und als großer Erneuerer. bundesliga.de stellt den neuen Taktgeber des Hauptstadt-Clubs vor.

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Vor etwas mehr als einem halben Jahr war Jürgen Klinsmann auf besonderer Mission. Im Rahmen der Bundesliga-Legends-Tour hat er die Volksrepublik China besucht. "Ich konnte spüren, welche Bedeutung der deutsche Fußball für China hat", sagte der frühere Stürmer des VfB Stuttgart und FC Bayern München. Im fernen Osten gab Klinsmann viele Interviews, schrieb viele Autogramme. "Die Bundesliga hat in den verschiedenen Ländern Asiens einen hervorragenden Ruf. Und ich denke, dieses positive Image wird noch weiter wachsen“, betonte der 55-Jährige.

Jürgen Klinsmann ist neuer Trainer von Hertha BSC

Nun gehört Klinsmann selbst wieder zur Bundesliga. Seit Mittwoch steht fest, dass der frühere Bundestrainer und Coach des FC Bayern München fortan auf der Bank von Hertha BSC sitzen wird. Er übernimmt damit die Nachfolge von Ante Covic. Die Verantwortlichen des Clubs sprachen ihm das Vertrauen aus, die Hauptstädter wieder in höhere Tabellenregionen zu befördern. Bei seiner Vorstellung merkte man ihm seinen Tatendrang an: "Viele sagen: Berlin ist ein schlafender Riese, aber irgendwie kommt er nicht richtig in Bewegung." Das wolle er ändern: "Wir wollen so schnell wie möglich nach oben klettern. Und wenn wir im gesicherten Mittelfeld sind, wollen wir weiter nach oben blicken."  Mehr als zehn Jahre nach seinem letzten Engagement in der Bundesliga ist der frühere Torjäger also wieder zurück - und gleich mittendrin im Geschehen. Schon am Samstag (15.30 Uhr) empfängt er mit Hertha im Berliner Olympiastadion Borussia Dortmund.

Und auch wenn es schon lange her ist, dass Klinsmann das Erlebnis Bundesliga hautnah zu spüren bekam: Der gebürtige Göppinger war in der Zwischenzeit alles andere als untätig. Von 2011 bis 2016 war er Nationaltrainer der USA, führte das Team bei der Weltmeisterschaft 2014 ins Achtelfinale, wo es gegen die starken Belgier mit 1:2 verlor und damit ausschied. Anschließend übernahm er bei den Amerikanern den Posten des Technischen Direktors, ehe er Anfang November in den Aufsichtsrat von Hertha BSC aufrückte.

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Klinsmann und Hertha - da war doch etwas. Sein Vater Siegfried, der in Eberswalde aufwuchs, war Fan des Hauptstadt-Clubs. Sohn Jonathan spielte von 2017 bis 2019 für Berlin und stand in einem Europa-League-Spiel im Tor der "Alten Dame". Als Nationaltrainer der USA bediente er sich außerdem bei der Hertha und machte den heute für den VfL Wolfsburg spielenden John Anthony Brooks sowie Mittelfeldmann Alfredo Morales (heute Fortuna Düsseldorf) zu Auswahlspielern. Klinsmann wollte mit der Hereinnahme von Bundesliga-Akteuren mehr Robustheit in den Kader der USA bekommen. Das war keine für ihn ungewöhnliche Maßnahme: Der Ex-Bundestrainer liebt unkonventionelle Maßnahmen.

Deutscher Meister 1997 mit dem FC Bayern: Jürgen Klinsmann - imagoimages

Damit hatte er oft Erfolg. Als er 2004 die deutsche Nationalmannschaft übernahm und sie auf die Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land vorbereiten sollte, löste die Entscheidung, Klinsmann zum Bundestrainer zu befördern, zunächst Befremden aus. Schließlich hatte der ehemalige Vorzeige-Profi bis zu diesem Zeitpunkt keine nennenswerten Leistungen als Trainer vollbracht. Doch Klinsmann überzeugte mit Leidenschaft, hatte zudem die richtigen Personen in seinem Team. Das Fachliche regelte 2006 der heutige Bundestrainer Joachim Löw, an den dessen Vorgänger nach der WM übergab.

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Inzwischen hat Herthas neuer Trainer deutlich mehr Erfahrung, seiner unkonventionelle Art, ein Team zu führen, ist er bis heute treu geblieben. Klinsmann gilt als Erneuerer, als ein Coach, der Spieler mitreißen und sie besser machen kann. Unterstützt wird er dabei von Alexander Nouri und Markus Feldhoff, die als Co-Trainer fungieren, sowie dem vom DFB für diese Aufgabe freigestellten Torwarttrainer Andreas Köpke. Als "Performance Manager" ist überdies noch Hertha-Legende Arne Friedrich eingebunden.

Die Bundesliga freut sich auf das neue - bekannte Gesicht. Schließlich hat der Vollblut-Stürmer, der für den VfB Stuttgart und den FC Bayern München insgesamt 221 Spiele bestritt und dabei 110 Tore erzielte, in Deutschland einen hervorragenden Eindruck hinterlassen - nicht nur wegen der begeisternden Auftritte bei der WM im eigenen Land. Klinsmanns Titel und Erfolge sind beeindruckend: Er wurde 1990 Weltmeister, 1996 Europameister und mit dem FC Bayern 1997 Deutscher Meister. Mit Inter Mailand gewann er 1991 den UEFA-Pokal, fünf Jahre später gelang ihm das auch mit den Bayern.

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Vom 22. Februar 1995 bis 4. Juli 1998 war er Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, 1988 und 1994 wurde Deutschlands Fußballer des Jahres, 1988 Bundesliga-Torschützenkönig. 1995, da spielte er für Tottenham Hotspur, wurde Klinsmann Englands Fußballer des Jahres. Es ist eine interessante und mitunter spektakuläre Vita, die Herthas neuer Trainer vorzuweisen hat. Wohl auch deshalb ist Rudi Völler, Sport-Geschäftsführer bei Bayer 04 Leverkusen, die Freude über die Rückkehr seines früheren Team-Kollegen in der Nationalmannschaft anzumerken. Der ehemalige DFB-Teamchef sagte, als er von der Nachricht hörte: "Er war ja bisher erst einmal Bundesliga-Trainer. Ich bin sicher, er ist so ehrgeizig, allen beweisen zu wollen, was in ihm steckt."

Dominik Hamers