Saison der Joker: Einwechselspieler schießen Tore am Fließband
Köln - Die Joker schlagen wieder zu! Gleich 13 Tore fielen am 3. Spieltag durch eingewechselte Spieler - ein neuer Rekord in der Bundesliga. Und auch insgesamt bewiesen die Trainer der Clubs mit ihren Einwechslungen in der laufenden Saison ein gutes Händchen.
Der Beste ist bisher leer ausgegangen. Kein Spieler traf in der Geschichte der Bundesliga öfter als Ersatzspieler als Nils Petersen. 20 Tore machte der König der Joker in seiner Karriere bisher. Doch das ist schon länger her, zuletzt war der Goalgetter vom Sport-Club Freiburg am 5. Spieltag der vergangenen Saison als Einwechselspieler erfolgreich. Verständlich, denn seitdem ist Petersen Stammspieler bei den Breisgauern und steht regelmäßig in der Startformation.
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Schon 21 Tore durch Einwechselspieler
Seine Aufgabe haben nun andere übernommen. Und die sind in dieser Saison so erfolgreich, wie selten. Am 3. Spieltag waren die Joker besonders gierig. Mit 13 Treffern überboten sie die alte Bundesliga-Bestmarke vom 2. Spieltag der Saison 2016/17 (11) um zwei Tore. Besonders heiß waren dabei die Herren auf der Bank in Mainz. Denn beim Duell zwischen dem 1. FSV Mainz 05 und dem FC Augsburg wurden alle drei Tore beim 2:1-Sieg der Rheinhessen von Ersatzspielern erzielt: Dong-Won Ji brachte den FCA in Führung, Anthony Ujah und Alexandru Maxim drehten die Partie.
Auch insgesamt ist die Jokertorquote in dieser Saison enorm hoch. Bereits 21 Treffer erzielten die Ersatzspieler, nur in der Spielzeit 2016/17 waren es nach drei Spieltagen mit 22 einmal mehr. Im Schnitt wurde jedes vierte Tor durch von der Bank kommende Spieler erzielt. Dabei verteilen sich die 21 Treffer auf 20 Spieler. Einzig Ujah war schon zwei Mal erfolgreich. Der Mainzer erzielte gegen Stuttgart am ersten Spieltag neun Minuten nach seiner Einwechslung den 1:0-Siegtreffer, gegen Augsburg traf er beim 2:1-Heimerfolg nach 14 Minuten zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich.
3. Spieltag im Fokus: Darüber spricht die Bundesliga
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Favre wechselt Torschützen und Vorlagengeber ein
Ujahs Coach Sandro Schwarz hatte damit bisher auch das glücklichste Händchen aller Trainer bei der Wahl seiner Einwechslungen, seine Joker trafen drei Mal. Auf die gleiche Quote kommt Bruno Labbadia, der Trainer des VfL Wolfsburg. Für die Wölfe trafen Daniel Ginczek, Yunus Malli und Admir Mehmedi als Joker. Ginczek erzielte am ersten Spieltag den 2:1-Siegtreffer gegen Schalke (vierte Minute der Nachspielzeit), Malli (87., zum 1:1) und Mehmedi (zweite Minute der Nachspielzeit, zum 2:2-Endstand) glichen gegen die Hertha jeweils aus.
Dass auch Assists eingewechselt werden können, zeigte Lucien Favre beim 3:1-Sieg von Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt, als er nicht nur einen Torschützen sondern auch einen Vorlagengeber nach der Pause brachte. Jadon Sancho gab die Torvorlage zum 2:1 durch Marius Wolf und hatte am 3:1 durch Joker Paco Alcacer (erstes Bundesliga-Tor beim Debüt) einen entscheidenden Anteil.
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Nagelsmann wechselt alle 3,5 Spiele ein Jokertor ein
Die beste Erfolgsquote unter den aktuellen Bundesliga-Trainern hat jedoch Julian Nagelsmann. In seinen bisher 85 Bundesliga-Spielen als Cheftrainer der TSG 1899 Hoffenheim erzielten seine Einwechselspieler bereits 24 Tore, also im Schnitt alle 3,5 Spiele eins. Gegen Düsseldorf verhalf Nagelsmann Reiss Nelson zu seinem Bundesliga-Debüt, der nach nur 14 Minuten erstmals traf. Dessen zwischenzeitliches 1:1 brachte allerdings keine Punkte ein, da der Düsseldorfer Joker Dodi Lukebakio noch auf 2:1 für die Hausherren stellte (sein erster Treffer im zweiten Bundesliga-Spiel).
Die insgesamt meisten Joker-Tore hat Dieter Hecking eingewechselt. Der Coach von Borussia Mönchengladbach bringt es in seiner langen Karriere auf 59 perfekte Einwechslungen, mehr noch als Friedhelm Funkel, der Coach mit den meisten Bundesliga-Spielen als Chefcoach (aktuell Fortuna Düsseldorf). Seine Spiel zu Torquote fällt im Vergleich zu Nagelsmann jedoch deutlich schlechter aus. Alle 6,5 Partien schlägt im Schnitt ein von Hecking später gebrachter Spieler zu.
Pierre-Michel Lasogga: Die Renaissance des Strafraumstürmers beim HSV
Der aktuelle Topjoker des deutschen Profifußballs spielt derzeit übrigens in der 2. Bundesliga. Pierre-Michel Lasogga schoss den Hamburger SV am 4. Spieltag nach seiner Einwechslung zur Pause mit einem lupenreinen Hattrick innerhalb von acht Minuten zum 3:2-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim. Und hat damit bereits drei Jokertore auf seinem Konto.
Von Tobias Schild