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Ausrutscher genutzt: Borussia Dortmund lässt den FC Bayern München im Meisterrennen hinter sich

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Borussia Dortmund hat im Sonntagsspiel mit 3:0 beim FC Augsburg gewonnen und damit den FC Bayern München überholt. Nach dem Patzer des Konkurrenten gegen Leipzig sorgte Mittelstürmer Sebastien Haller mit zwei Treffern dafür, dass der BVB die Tabellenspitze übernimmt und auf der Pole Position in den 34. Spieltag startet. Die Meisterschale ist in Reichweite.

Ein Selbstläufer wurde es nicht für Borussia Dortmund. Der FC Augsburg ließ die Schwarzgelben hart dafür arbeiten, sich wieder zurück an die Tabellenspitze zu kämpfen. Trotz Unterzahl ab der 38. Spielminute warfen die Fuggerstädter jeden Mann in den Weg, schoben alle zehn Feldspieler in den eigenen Strafraum und verhinderten lange die Dortmunder Führung.

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Erst in der 58. Minute konnte sich dann Sebastien Haller durchsetzen, weil er einem FCA-Verteidiger den Ball nach eigentlich gutem Stellungsspiel vom Fuß klaute und zur Führung einnetzte. Es war der 22. Torschuss des BVB an diesem Abend. Kurz danach hätte Augsburgs Irvin Cardona fast den Ausgleich gemacht, doch ein mal wieder überragender Gregor Kobel war zur Stelle und parierte die Topchance im Eins-gegen-Eins. In der 84. Minute war es dann erneut Sebastien Haller, der nach einer Parade des Augsburger Keepers perfekt stand und mit dem 2:0 den Sieg sicherte. In der Nachspielzeit machte Julian Brandt (90. +3) den Deckel drauf.

Dank Haller und Kobel konnte der BVB das wichtige Nachzügler-Spiel am Sonntagabend gewinnen und den Patzer des FC Bayern München beim 1:3 gegen Leipzig ausnutzen. Borussia Dortmund ist zurück an der Tabellenspitze und hat damit eine Hand an der Meisterschale.

Rückrunden-Monster auf dem Weg zum Titel

Lange sah es in dieser Spielzeit eher nach einer enttäuschenden Saison für Borussia Dortmund aus. Zur Winterpause stand der BVB gerade einmal auf Platz sechs – lag neun Punkte und 32 Tore hinter dem FC Bayern an der Spitze. An den letzten zwei Spieltagen der Hinrunde arbeitete man sich bereits auf Platz fünf vor, doch die große Aufholjagd sollte damit erst beginnen.

Der BVB schnappt sich beim FCA die Tabellenführung!

Nach den zwei Hinrunden-Siegen zum Jahresauftakt legten die Schwarzgelben starke sechs weitere Siege nach. Insgesamt zehn Spieltage blieb der BVB unbesiegt und erkämpfte sich zwischenzeitlich die Tabellenspitze vom FCB. Obwohl es mehrere Rückschläge gab, etwa die Niederlage gegen die Bayern oder das 1:1 in Bochum, bei denen man die Tabellenführung jeweils wieder verlor, blieb Dortmund immer auf dem Gas.

Mit dominanten Ergebnissen machte Borussia Dortmund dem FC Bayern immer weiter Druck, besiegte erst Wolfsburg mit 6:0, dann Gladbach mit 5:2. Mit dem 3:0 gegen Augsburg folgt nun die erneute Übernahme der Tabellenspitze. In der Rückrundentabelle ist der BVB mit überragenden 39 Punkten klar und deutlich auf dem ersten Tabellenplatz.

Vier Scorer gegen Gladbach - das 3:0 verwandelt Sebastien Haller traumhaft per Hackentrick - IMAGO/Ralf Treese, Ralf Treese/IMAGO/Treese

Sebastien Haller: Der Neuner macht den Unterschied

Seit der Winterpause holte der BVB sogar satte 45 Zähler. Ein klarer Aufwärtstrend war erkennbar. Doch was änderte sich bei Borussia Dortmund ganz entscheidend? Vor allem eines: Sebastien Haller war nach seiner langen Ausfallzeit aufgrund seiner Krebserkrankung endlich wieder dabei. Der Mittelstürmer zeigte bereits in der Wintervorbereitung, wie viel er der Borussia geben kann; erzielte im Testspiel gegen den FC Basel einen Hattrick.

Obwohl er in den Pflichtspielen lange kaum selbst traf, spielt die neue Nummer Neun eine ganz wichtige Rolle im Spiel der Dortmunder. Immer wieder bindet Haller die Abwehrspieler und verschafft so seinen Sturmkollegen Raum, um in die Tiefe zu stoßen. Er macht Bälle fest, obwohl er von mehreren Verteidigern bedrängt wird, und schickt dann seine Kollegen in die Tiefe. Kurzum: Haller ist ein echter Wandstürmer, wie ihn Borussia Dortmund nach dem Abgang von Erling Haaland verpflichten wollte.

Die Bundesliga-Tabelle nach dem 33. Spieltag

Doch im Saisonendspurt muss sich Haller nicht einmal mehr fehlende Tore vorwerfen lassen. An den Spieltagen 30 bis 33 konnte Haller überragende fünf Tore und zwei Vorlagen zum Dortmunder Endspurt beisteuern – die meisten Scorer der ganzen Bundesliga im Saisonfinale. "Heute war einer dieser Tage, an dem für mich einfach alles geklappt hat", resümierte der Ivorer nach seinem Doppelpack. "Ich bin zufrieden und glücklich über die Tore. Aber vor allem, dass wir gewonnen haben."

Haller verpasste die ersten 15 Spieltage erkrankt, noch zu Beginn der Winterpause war nicht abzusehen, dass er so schnell ein so ein wichtiger Faktor bei Borussia Dortmund werden könnte. "Wenn mir jemand vor sechs Monaten gesagt hätte, dass ich in dieser Situation sein würde, hätte ich das nicht geglaubt. Es ist einfach unfassbar", freute sich Dortmunds Topstürmer. Der Unterschiedsspieler im Meisterschaftskampf ist also womöglich genau dieser Neuner, der dem Konkurrenten fehlt, den Dortmund aber im Sommer verpflichtet hat.

Kehl: "Dürfen uns die Meisterschaft nicht mehr nehmen lassen."

Nun ist der BVB in der besten Position, um am 34. Spieltag die Meisterschale in den Himmel zu strecken. Drei Punkte beim Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 trennen Borussia Dortmund von der Meisterschale. "Wir sind noch nicht fertig!", erklärte Trainer Edin Terzic nach der Partie, "wir müssen noch sechs Mal schlafen, einmal aufwachen und Vollgas geben. Dann können wir hoffentlich die Meisterschale in die Luft strecken."

Terzic: "Sind so nah dran wie lange nicht mehr"

Auch Sportdirektor Sebastien Kehl richtete sofort den Blick auf Mainz 05: "Ich will nicht auf die Euphorie-Bremse treten, aber wir haben noch ein Spiel!" Die Rheinhessen bewiesen sich in dieser Saison schon häufiger als Stolperstein – erst in der dritten Minute der Nachspielzeit konnte Giovanni Reyna im Hinspiel Dortmunds Siegtreffer erzielen. RB Leipzig holte in beiden Duellen nur einen einzigen Punkt gegen die Mainzer – und auch der FC Bayern ließ am 29. Spieltag Federn und verlor gegen den FSV. Doch klar ist auch für Kehl: "Wir dürfen uns die Meisterschaft jetzt nicht mehr nehmen lassen!"

Dafür zeigte Edin Terzic einen klaren Weg auf: "Wir brauchen diese Emotionen. Dafür brauchen wir nicht nur unsere Stadt, wir brauchen die ganze Region. Wir brauchen unser Stadion! Das haben wir in den letzten Monaten unglaublich gespürt." Nur wenn "alle fest dran glauben und alle in die gleiche Richtung arbeiten", wird Borussia Dortmund es schaffen. Auch Unterschiedsspieler Haller forderte seine Mannschaft auf, zusammenzurücken und noch einmal alles zu geben: "Es ist keine Magie. Es ist Investition und jede Menge Arbeit."

Niklas Staiger