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Markus Schupp (Mitte) ist seit 3. September 2009 KSC-Trainer und wurde in der vergangenen Saison mit den Badenern Tabellenzehnter
Markus Schupp (Mitte) ist seit 3. September 2009 KSC-Trainer und wurde in der vergangenen Saison mit den Badenern Tabellenzehnter

"Wir brauchen die Balance"

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Mit einem blutjungen Kader wird der Karlsruher SC in die neue Saison gehen. KSC-Trainer Markus Schupp verrät im bundesliga.de-Interview, wie er den Weggang einiger Stammkräfte kompensieren will, wen er als Aufsteiger favorisiert und was die 2. Bundesliga so attraktiv macht.

bundesliga.de Herr Schupp, die Hälfte der Vorbereitung liegt hinter dem KSC, in drei Wochen wird es ernst im DFB-Pokal. Wie fällt ihr Zwischenfazit aus?

Markus Schupp: Gut ist auf jeden Fall das Engagement und die Mitarbeit der Jungs, sie ziehen alle voll mit. Die Jungen, die Älteren und auch die Spieler, die jetzt als Rekonvaleszenten eingestiegen sind: wie Massimilian Porcello, Christian Timm, Matthias Langkamp, Patrick Dulleck oder Christopher Bieber, der nach fünf Monaten Pause die ersten Einheiten wieder mitmacht. Wir müssen sehen, dass wir nach den Abgängen von Miller, Matip und Stindl schnell wieder eine gute Mannschaft auf die Beine stellen.

bundesliga.de Was läuft weniger gut?

Schupp: Nicht so gut ist, dass sich Matthias Langkamp gleich gezerrt hat und wieder ausfällt. Denn in der Innenverteidigung haben wir nicht so viele gestandene Spieler. Sebastian Langkamp ist ja auch erst 22 Jahre, hat aber schon zwei Jahre beim KSC durchgespielt. Dann müssen die jungen Spieler dahinter wie Stefan Müller und Thomas Konrad eben schon mehr Verantwortung übernehmen.

bundesliga.de Wie wichtig ist dann die Rückkehr der erfahrenen Spieler, die lange verletzt waren?

Schupp: Das ist ganz wichtig. Man braucht ihre Bundesliga-Erfahrung für diese junge Mannschaft. Aber gerade einen Porcello, der fast 20 Monate durch seine schwere Verletzung ausgefallen ist, müssen wir jetzt noch bremsen. Er ist sehr ehrgeizig und heiß, er will immer das komplette Programm absolvieren. Aber in der Ermüdung kann schnell wieder eine Verletzung aufbrechen, deshalb müssen wir ihn sehr gut beobachten und ihn auch mal herausnehmen. Überhaupt müssen wir sehr, sehr dosiert arbeiten, weil unser Kader nicht so groß ist. Wir können es uns nicht leisten, dass unsere gesunden Spieler auch noch ausfallen. Wir können die Belastung auch nicht so stark steigern, wie wir es gerne tun würden, weil dann auch wieder die Verletzungsgefahr steigt.

bundesliga.de Wie sehen Sie die Ab- und Zugänge beim KSC?

Schupp: Wir haben drei Stammspieler abgegeben mit Miller, Matip und Stindl, der ein richtig torgefährlicher Mittelfeldspieler ist. Wir haben keine namhaften Neuzugänge bekommen, mit Stefan Rieß ist ein jungen Spieler von der U23 des FC Bayern dazugekommen.

bundesliga.de Es ist auffällig, mit welch jungem Kader der KSC in die neue Saison geht.

Schupp: Wir haben das Durchschnittsalter der Mannschaft deutlich gesenkt. Der KSC hat noch nie so viele junge Spieler in seinen Profibereich integriert, wie wir es jetzt in den letzten Monaten getan haben. Und sogar schon in die erste Mannschaft integriert - wie Matthias Zimmermann, der in den letzten zwölf Spielen Stammspieler war und hervorragende Leistungen gebracht hat. Er dürfte sogar noch ein Jahr A-Jugend spielen, das muss man einfach wissen. Das ist noch ein Jugendlicher, der die Belastung und auch den Erfolg erst mal verarbeiten muss. Wir arbeiten auch sehr gerne mit den jungen Leuten, aber wir brauchen auch die Balance mit erfahrenen Spielern.

bundesliga.de Macauley Chrisantus hat sich in der Vorbereitung schon sehr torgefährlich gezeigt.

Schupp: Chrisantus ist ein junger Stürmer von 19 Jahren, der seine Sache sehr gut macht und sich entwickelt. Aber er braucht seine Zeit, er muss sich noch weiter integrieren, er braucht weiter viel Unterstützung und Hilfe. Da müssen wir viel Geduld haben. Wie auch mit den anderen jungen Stürmern Dulleck und Bieber, die lange Monate ausgefallen sind.

bundesliga.de Sie könnten also noch einen Stürmer brauchen?

Schupp: Ich habe dem Verein empfohlen, dass wir uns auf dieser Position noch um eine Verstärkung bemühen sollten. Wenn es wirtschaftlich machbar ist.

bundesliga.de Was ist ein realistisches Saisonziel für den KSC?

Schupp: Wir müssen erst mal abwarten, bis unser Kader komplett ist. Die Transferperiode geht noch bis zum 31.August. Und zweitens müssen wir sehen, wie sich unsere erfahrenen Rekonvaleszenten entwickeln, die natürlich noch nicht so weit sind. Deren Bundesliga-Erfahrung kann kein U23-Spieler auf Anhieb ersetzen. Es sind noch so viele Fragen offen, die wir jetzt nicht beantworten können. Wir müssen einfach Geduld haben: Geduld mit unseren Rekonvaleszenten und genauso Geduld mit unseren jungen Spielern. Die Jungen können nur wachsen mit erfahrenen Spielern neben sich, von denen sie geführt werden.

bundesliga.de Wer gehört für Sie zum engen Favoritenkreis in der 2. Bundesliga?

Schupp: Hertha BSC, VfL Bochum - die Absteiger aus der Bundesliga eben. Fortuna Düsseldorf muss man auch auf der Rechnung haben. Augsburg sicherlich auch, die mit namhaften Verstärkungen in die neue Saison gehen. Und bei diesen Clubs werden sicher noch mehr namhafte Transfers getätigt.

bundesliga.de Wie stark sehen Sie die Bundesliga im internationalen Vergleich?

Schupp: Unsere Bundesliga ist für mich die beste der Welt. Das sieht man an den Spielern, die dort schon spielen und an den Transfers, die die Bundesligisten jetzt machen. Man muss sich nur ansehen, wie viele WM-Spieler aus Deutschland oder Holland bei den Bayern sind plus noch diejenigen - wie Ivica Olic - die gar nicht qualifiziert waren mit ihren Ländern. Und man muss klar machen, wie viele Bundesligisten um einen Champions-League-Platz kämpfen. Neun, zehn Mannschaften streiten um einen oder zwei Plätze, denn einen hat Bayern ja praktisch sicher.

bundesliga.de Und wie sieht es mit der 2. Bundesliga aus?

Schupp: Ich finde, die 2. Bundesliga ist sehr, sehr attraktiv. Wir haben viele ehemalige Bundesligisten in der 2. Liga. Und schauen Sie sich die tollen Stadien an: Augsburg, Düsseldorf oder auch Duisburg, Bielefeld oder Aachen. Das ist alles sehr hochwertig. Wir haben auch sehr gute Trainer in der 2. Bundesliga, die heute anders über Fußball denken als vielleicht noch vor zehn Jahren. Es wird mehr das vertikale Spiel forciert, man versucht mit weniger Kontakten und Ballbesitzzeiten in Richtung gegnerisches Tor kommen. Die Spieler sind heute taktisch auch besser geschult. Ich glaube, dass die 2. Bundesliga einen großen Schritt nach vorne gemacht hat.

Das Gespräch führte Stefan Kusche