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Seit 2010 verteidigt Tim Sebastian für RB Leipzig und stieg mit dem Verein von der 4. LIga bis in die 2. Bundesliga auf
Seit 2010 verteidigt Tim Sebastian für RB Leipzig und stieg mit dem Verein von der 4. LIga bis in die 2. Bundesliga auf

„Wir zerreißen uns für den Erfolg“

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Vor vier Jahren wechselte Tim Sebastian von der 2. Bundesliga in die 4. Liga zu RasenBallsport Leipzig. Damit gehört er zu den dienstältesten Profis beim Aufsteiger, der aktuell in der 2. Bundesliga für Furore sorgt und am Freitag als Spitzenreiter zum FSV Frankfurt fährt. Im Interview mit bundesliga.de spricht der 30 Jahre alte, Bundesliga-erfahrene Innenverteidiger über die spannende Entwicklung in Leipzig und seine Ziele.

bundesliga.de: Tim Sebastian, RB Leipzig hat als Aufsteiger einen tollen Saisonstart hingelegt und ist nach drei Spieltagen Tabellenführer der 2. Bundesliga. Wie ordnen Sie die ersten Spiele ein?

Tim Sebastian: Es war ein vernünftiger Start, auch mit dem Pokalsieg. Aber mehr auch nicht. Nach acht oder neun Spielen können wir das erste Fazit ziehen, aber noch nicht nach drei Partien. Aber es haben innerhalb der Mannschaft schon einige Sachen gut funktioniert. An anderen müssen wir noch hart arbeiten. Das analysieren wir ganz genau, damit wir auch auf Dauer erfolgreich sind.

bundesliga.de: Die Defensive steht bereits sehr gut und blieb in den Punktspielen ohne Gegentor. Woran müssen Sie noch arbeiten?

Sebastian: Die ganze Mannschaft verteidigt schon gut, das fängt bei den Stürmern an, die ihre Gegenspieler anlaufen. Wir müssen in der Gesamtheit funktionieren, das gilt auch für die Offensive. Auch wir Abwehrspieler müssen uns daran beteiligen, sonst könnten wir keinen Druck aufbauen. Woran wir arbeiten müssen, ist die Torgefährlichkeit bei Standards. Da hätten wir noch das eine oder andere Tor erzwingen können. Auch das schnelle Umkehrspiel und das aggressive Spiel über 90 Minuten können wir noch verbessern. Es gibt schon noch einige Ansatzpunkte.

bundesliga.de: Hätten Sie erwartet, dass die Umstellung von der 3. Liga auf die 2. Bundesliga so reibungslos klappt?

Sebastian: In der 2. Bundesliga wird genauso Fußball gespielt wie in der 3. Liga, die ja keine Alte-Herren-Liga ist. Auch da wird guter Fußball gespielt. Insofern war uns klar, dass wir, wenn wir unsere Basics auf den Platz kriegen, auch in der 2. Bundesliga gut und erfolgreich spielen können.

bundesliga.de: Sie selbst haben schon Bundesliga gespielt, haben einiges erlebt an Auf- und Abstiegen erlebt. Sie sind seit einigen Jahren anerkannter Führungsspieler in Leipzig. Wie erleben Sie Ihren eigenen Karriereweg mit den Höhen und Tiefen?

Sebastian: Es ist tatsächlich ein Auf und Ab, wie bei den meisten Profis. Es gibt nur ganz selten den steilen immer aufwärts gehenden Karriereweg. Es gibt Rückschläge, Verletzungen, Leistungsunterschiede, private Rückschläge, was auch immer. Seit zwei Jahren gibt es bei uns eine stetige Bergauf-Kurve. Insofern wissen wir, dass es auch wieder Zeiten geben kann, in denen es mal nicht so läuft. Dem wollen wir vorbeugen, indem wir die Sachen ansprechen, die nicht funktionieren und daran arbeiten.

bundesliga.de: Sie selbst spielen seit 2010 für RB Leipzig, sind ein paar Mal knapp am Aufstieg vorbeigeschrammt. Es muss für Sie ein gutes Gefühl sein, dass es sich ausgezahlt hat, dem Verein treu zu bleiben und nicht nachzulassen.

Sebastian: Richtig. Das war ja mein grundsätzlicher Beweggrund, nach Leipzig zu wechseln. Es war sicherlich für einige nicht nachvollziehbar, dass ich von der 2. Bundesliga in die 4. Liga gegangen bin. Genau das war aber der Weg. Ich wollte mitanpacken, diesen Weg gehen und diese Vision, oben dabeizusein, verfolgen. Seit zwei Jahren ist das mit einer klaren Spielphilosophie, mit begeisterndem Fußball gelungen. Es kommen 30.000 bis 40.000 Zuschauer ins Stadion, die uns unterstützen. Das ist einfach schön, das mitzuerleben.

bundesliga.de: Der Erfolg gibt Ihnen recht. In Leipzig wird der Verein angenommen, in anderen Teilen der Republik kommt Neid auf. Wie reagieren Sie darauf, wenn es heißt, dass bei RB Leipzig der Erfolg durch viel Geld von außen erkauft wird und andere Vereine darunter zu leiden haben?

Sebastian: Es leidet ja niemand unter der Arbeit, die wir in Leipzig leisten. Wir arbeiten hier mit unheimlich viel Leidenschaft. Das ist das, was zählt. Die Leute, die keinen Bezug zu uns haben, sollten vielleicht mal zu uns Stadion kommen und sich anschauen, was auf dem Platz passiert. Da zerreißen sich elf Spieler, um den Erfolg zu haben. Wir haben eine gute Altersstruktur in der Mannschaft. Alle Spieler sind unheimlich leistungsbereit. Wir haben ein klares Konzept, mit dem wir die Gegner bespielen. Das reißt auch die Zuschauer mit. Und es zählt am Ende, dass den Leuten guter Sport und gute Unterhaltung geboten wird.

bundesliga.de: Am Freitag steht das Auswärtsspiel beim FSV Frankfurt an. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Sebastian: Ich schätze grundsätzlich alle Mannschaften der 2. Bundesliga stark ein. Das haben wir gegen Aue, Aalen und auch 1860 München gesehen. Das Schlimmste, was wir jetzt machen können, wäre zu denken, dass es jetzt irgendwie von alleine geht, weil wir ja in der Tabelle vorne stehen. Dann funktioniert es garantiert nicht. Ich schätze die Frankfurter sehr kampfstark ein, sie haben sehr erfahrene Spieler in ihren Reihen. Sie haben das letzte Spiel in Nürnberg gewonnen, das ist ein deutliches Zeichen. Wir sollten sehr konzentriert ins Spiel gehen, unsere Waffen auf den Platz bringen. Dann können wir dem Gegner auch Paroli bieten. Das wird ein richtig harter Fight.

bundesliga.de: Sie haben selbst schon Bundesliga gespielt. Wie sicher sind Sie sich, dies mit RB Leipzig noch einmal erleben zu können?

Sebastian: Da wage ich keine Prognose. Das liegt zu weit in der Zukunft.

bundesliga.de: Es ist aber sicher ein Traum von Ihnen?

Sebastian: Ja, natürlich. Wir wünschen uns in Leipzig auch irgendwann die Bundesliga. Das hat ja auch unser Big Boss gesagt. Wir werden jetzt aber einen Teufel tun, das als Saisonziel auszuposaunen. Wir wollen einfach, das nächste Spiel in Frankfurt anzugehen, auch wenn das abgedroschen klingt.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski