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Gertjan Verbeek: "Die Phillosophie ist jetzt anders. Daran müssen sich die Spieler gewöhnen"
Gertjan Verbeek: "Die Phillosophie ist jetzt anders. Daran müssen sich die Spieler gewöhnen"

Verbeek: "Nur zu verteidigen macht keinen Spaß"

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Bochum - Am Samstag gibt er seinen Einstand als Cheftrainer, wenn der VfL Bochum bei Union Berlin antritt: Gertjan Verbeek (ab 12:45 Uhr im Liveticker). Vor der Partie sprach der Niederländer im Interview mit bundesliga.de über die neue Spielphilosophie des VfL, die Arbeit seines Vorgängers Peter Neururer, die Torwartfrage und Neuzugang Thomas Eisfeld.

"Das hat den Spielern viel mehr Spaß gemacht"

bundesliga.de: Gertjan Verbeek, jetzt wird es ernst: Am Samstag steht für Sie mit dem VfL Bochum das erste Punktspiel in Berlin auf dem Plan. Werden Sie nervös, schlafen Sie schlechter? Oder sind Sie eher der coole Typ?

Gertjan Verbeek: Ich schlafe sehr gut. Wir hatten jetzt immer lange Tage. Da ich derzeit noch im Hotel wohne, gehe ich dann dort früh zu Bett. Aber ich muss mich immer per Telefon wecken lassen, sonst würde ich glatt verschlafen. Ich mache mir keine Sorgen und bin überhaupt nicht nervös.

bundesliga.de: Hat das auch etwas damit zu tun, dass Sie mit der Vorbereitung der Mannschaft sehr zufrieden sind?

Verbeek: Wir haben natürlich auch unsere Unannehmlichkeiten gehabt, hatten einige verletzte Spieler. Aber ich finde, dass die Mannschaft sehr offen gegenüber meiner neuen Philosophie ist. Es ist immer sehr schwierig, wenn der Trainer mitten in der Saison wechselt. Die Philosophie ist jetzt anders und daran müssen sich die Spieler erstmal gewöhnen. Das kostet sicherlich auch viel Energie – aber die Jungs machen das bereitwillig mit und sind offen für Neues. Und das freut mich sehr.

bundesliga.de: Sie setzen sehr auf Ballbesitz und haben den Satz "Mit Ball macht es einfach mehr Spaß als ohne" geprägt. Wie weit hat die Mannschaft das bereits verstanden und wie weit kann sie es schon umsetzen?

Verbeek: Verstanden haben die Spieler das schon. Aber das Umsetzen ist natürlich schwieriger. Darüber reden ist einfach – es auszuführen ist dann eine andere Sache. Man hat ja auch immer einen Gegner, der versucht, das zu verhindern. Ich kann nur sagen, das Team bemüht sich sehr. Das geht mal gut, das geht mal nicht so gut. Und das müssen wir verbessern.

bundesliga.de: Können Sie vielleicht in Prozent ausdrücken, wie nah die Mannschaft schon an Ihrer Vorstellung von Fußball ist?

Verbeek: Nein, das kann ich nicht, da ich die Qualität der Zweiten Liga noch nicht einschätzen kann. Der letzte Test war gegen den Ligakonkurrenten Greuther Fürth. Die haben gerade drei neue Spieler geholt. Wir einen. Da haben wir 1:1 gespielt und ich finde, dass wir einiges schon sehr gut gemacht haben. Vor allem, wenn man es mit der Leistung vor der Winterpause vergleicht. Wir haben nicht nur reagiert, sondern selbst agiert – ganz anders als im letzten Jahr. Das hat den Spielern viel mehr Spaß gemacht, das haben sie auch direkt gesagt. Dass sie viel mehr das Gefühl haben, gewinnen zu können. In einigen Spielen in der Liga Ende letzten Jahres waren sie mit einem 0:0 zufrieden. Jetzt haben sie das Gefühl, sie hätten mehr Kontrolle. Und mehr eine Idee von dem, was sie tun müssen, wenn sie verteidigen sollen, wie sie angreifen sollen. Das fühlt sich gut an

bundesliga.de: Sie haben gerade angesprochen, dass die Mannschaft mehr agieren als reagieren soll. Das setzt ein gewisses Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein voraus.

Verbeek: Was soll ich sagen? Das ist eine Frage der Philosophie. Und ich kenne die Philosophie meines Vorgängers nicht. Ich weiß nicht, wie er trainiert hat oder was er den Spielern mitgegeben hat. Jetzt geht es um die Philosophie, die ich vertrete. Und ich selbst habe es schon als Spieler als nicht schön empfunden, die ganze Zeit nur hinter dem Gegner her zu laufen und nicht den Ball zu haben und nur zu verteidigen. Das macht keinen Spaß. Zum Glück hatte ich immer Trainer, die das auch so gesehen haben. Das war meine Ausbildung und das praktiziere ich jetzt auch.

"Es gibt auf jeder Position ein offenes Duell"

bundesliga.de: Gibt es so etwas wie einen "Gewinner" der Vorbereitung? Selim Gündüz etwa hat sich zuletzt in den Vordergrund gespielt. Ist das einer, der Sie überrascht hat?

Verbeek: Ich hab nur auf die gesamte Mannschaft geschaut. Und der Trainer, der vor mir eineinhalb Jahre hier gewesen ist, der war ja auch nicht doof. Der hat auch immer die besten Spieler aufgestellt. Größere Veränderungen gibt es da von meiner Seite nicht. Nur eben eine andere Philosophie. Und das ist nicht besser oder schlechter – aber anders. Danach trainiere ich. Da kann es schon mal sein, dass ein Spieler auf einer anderen Position mehr Selbstvertrauen gewinnt oder mehr Selbstbewusstsein – oder es ihm dort einfach besser gefällt. Ich bin neu und ich bin unbefangen in die Sache gestartet. Und dann gibt es da vielleicht Spieler, bei denen ich sage: "Okay, der hat es gut gemacht, der bekommt mein Vertrauen". Aber das Vertrauen bekommt er nicht geschenkt – das erarbeitet er sich selbst. Selim Gündüz spielt gut, macht seine Arbeit, will etwas lernen und ist wissbegierig. Das gefällt mir an ihm.

bundesliga.de: Wie halten Sie es mit dem Torhüter? Wenn man sich einmal für eine Nummer 1 entschieden hat, dann bleibt der Spieler auch die Nummer 1?

Verbeek: Nein.

bundesliga.de: Nein?

Verbeek: Andreas Luthe ist hier immer die Nummer 1 gewesen, war aber verletzt und ist noch nicht wieder fit. Also brauche ich darüber jetzt noch nicht nachzudenken. Michael Esser hat es in der Vorbereitung sehr gut gemacht und wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Andreas Luthe muss erst mal wieder so weit sein, dass er überhaupt wettbewerbsfähig ist. Und es ist immer so und das gilt auch für den Torwart: der Beste spielt.

bundesliga.de: Also ein offenes Duell auf Augenhöhe in dem Fall?

Verbeek: Natürlich. Für jede Position ist das so. Nicht nur für den Torwart. Das gilt auch für Stürmer oder für einen Linksaußen oder auch für Patrick Fabian in der Innenverteidigung.

bundesliga.de: Sie haben vorhin die Verletzten angesprochen. Ist dies das größte Problem, mit dem Sie hier kämpfen müssen in Bochum?

Verbeek: Am Anfang der Saison stellt man eine Mannschaft zusammen und geht von einem Kader mit 18 bis 20 Spielern aus. Dann fehlen plötzlich fünf Leute, drei davon Stammspieler - das macht natürlich etwas mit der Qualität des Teams. Und wenn man dann zusätzlich keine Spieler holen kann, dann macht das auch etwas mit der Quantität. Gegen Fürth habe ich Nicolas Abdat gebracht. Der ist linker Verteidiger bei der U19 – und  jetzt musste ich ihn als Linksaußen einsetzen. Er trainiert jetzt auch bei den Profis, also großes Kompliment an ihn. Aber man kann natürlich von ihm noch nicht das erwarten, was man von einem Fabian Holthaus erwarten kann und darf.

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