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Präsident Helmut Hack (l.) äußert sich sehr lobend über seinen Trainer Mike Büskens
Präsident Helmut Hack (l.) äußert sich sehr lobend über seinen Trainer Mike Büskens

"Es gibt ein Herzschlagfinale"

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München - Die SpVgg Greuther Fürth hat ihre Hausaufgaben am vergangenen Spieltag in Oberhausen tadellos gemacht und war nach dem 1:1 des VfL Osnabrück gegen den VfL Bochum dem begehrten 3. Platz ganz nahe. Der Rivale aus Bochum taumelte nach dem Ausgleich mächtig, er fiel aber nicht.

Der VfL schlug in der zweiten und dritten Minute der Nachspielzeit zurück und verbannte die SpVgg wieder in die Rolle des Jägers. Nun kommt es am 34. Spieltag zum finalen Fernduell um den Relegationsplatz. Greuther Fürths Präsident Helmut Hack erzählt bundesliga.de im Interview, warum der 4. Platz ein Erfolg und keine Enttäuschung wäre, was das Geheimnis von Trainer Mike Büskens ist und was ihn an dem kleinen, fränkischen Verein so glücklich und zufrieden macht.

bundesliga.de: Ihre Mannschaft hat die Drucksituation in Oberhausen beeindruckend bewältigt, ist souverän aufgetreten und hat keine Zweifel am Sieg aufkommen lassen. Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Mannschaft?

Helmut Hack: Was in diesem Jahr mit der Mannschaft passiert ist, das ist etwas ganz Besonderes. Wir haben vor der Saison mit Sami Allagui und Marco Caligiuri zwei ganz wichtige Spieler verloren, zusätzlich hat sich Christopher Nöthe verletzt. Diese Probleme haben wir überraschend gut kompensiert und eine sehr gute Hinrunde gespielt. Da hat sich gezeigt, dass wir einen unglaublichen Mannschaftsgeist entwickelt haben. Dafür ist vor allem der Charakter der Mannschaft, der Trainer und der Betreuerstab entscheidend. Die Mannschaft hat verinnerlicht, dass sie da vorne hingehört und auch da bleiben wird, falls es mit dem Aufstieg nicht klappen sollte.

bundesliga.de: Wie schafft es Mike Büskens immer wieder, aus jungen Talenten Leistungsträger in der 2. Bundesliga zu formen?

Hack: Er ist die wichtigste Person im ganzen Vereinsgebilde. Er erreicht die Spieler mit seiner unglaublichen, authentischen Art. Das, was er sagt und tut, nimmt man ihm ab, weil er es lebt. Er ist gleichzeitig Kumpel und strenger Chef. Diese Mischung spielen viele Trainer, aber er lebt sie, weil er so ist. Er nimmt die Spieler wie einen Vater in seinen Arm und der Spieler fühlt sich gut aufgehoben und respektiert. Das was er von ihm hört, ist ehrlich und nicht die Halbwahrheit. Das sind seine großen Stärken neben seiner Emotion und seiner Motivationskraft.

bundesliga.de: Die SpVgg hat Platz 4 in der laufenden Saison sicher. Wie stolz sind Sie auf Ihre junge Mannschaft, unabhängig vom letzten Spieltag?

Hack: Ich sehe nicht nur die Mannschaft, sondern den ganzen Verein. Ich sehe, wie alle Mitarbeiter glühen, wie sie brennen. So klein wie wir sind, sind wir etwas ganz Besonderes. Das macht mich glücklich und zufrieden. Dass wir einen Verein leben wie eine Familie, indem wir mit Konflikten ordentlich umgehen und Probleme nicht unter den Tisch kehren. Wir verbinden das Persönliche mit höchster Professionalität. Fußball ist ein knallhartes Geschäft, aber da bewegen sich Menschen und diese Menschen haben Gefühle. Und die Gefühle dieser Menschen zu bewegen, das ist die größte Aufgabe. Und das haben wir auch in dieser Saison wieder hingekriegt.

bundesliga.de: Haben Sie Angst, dass die Saison genauso endet wie so viele zuvor. Die SpVgg spielt eine gute Saison, am Ende reicht es aber doch nicht ganz zum Aufstieg?

Hack: Warum sollte ich Angst haben? Wir haben Jahr für Jahr extrem viel geleistet. Wir müssen eben damit leben, dass die Allgemeinheit sich weniger damit beschäftigt, was dafür nötig ist, um jedes Jahr da vorne zu stehen. Die Frage müsste eher lauten: Wie schafft die SpVgg es, Jahr für Jahr mit solch geringen finanziellen Mitteln um den Aufstieg mitzuspielen? Der Verein ist finanziell gesund, hat tolle Mitarbeiter und viele junge Spieler mit guten Perspektiven. Wir sind mindestens Vierter, das ist eine Wahnsinnsleistung. Die lassen wir uns von niemandem streitig machen. Wenn jemand sagt, "jetzt sind sie wieder nicht aufgestiegen", dann können und müssen wir damit leben. In Deutschland blicken die Vereine mit größtem Respekt auf die SpVgg Greuther Fürth.

bundesliga.de: Wie haben Sie von den Siegtoren des VfL Bochum in Osnabrück erfahren?

Hack: Ich war nicht in Oberhausen, weil ich unterwegs war, um Spieler für die neue Saison zu beobachten. Mein Sohn hat mich per Telefon über die Spielstände in den beiden Stadien auf dem Laufenden gehalten.

bundesliga.de: Wie haben Sie darauf reagiert?

Hack: Als ich von dem 1:1 gehört habe, war ich glücklich. Natürlich bin ich im ersten Moment, als ich erfahren habe, dass es doch anders gelaufen ist, erschrocken. Und trotzdem: Am Sonntag gibt es ein Herzschlagfinale. In diesem einen Spiel müssen wir gewinnen und dann haben wir unsere Hausaufgaben gemacht. Natürlich sind wir davon abhängig, was Duisburg in Bochum macht, aber ein Unentschieden reicht ja schon.

bundesliga.de: Finden Sie es bezeichnend, dass der VfL Bochum seine Tore in der zweiten und dritten Minute der Nachspielzeit erzielt hat? Fehlt Ihrer Mannschaft auch in diesem Jahr wieder das Quäntchen Glück?

Hack: Nein, ich mag das Glück und diese Themen nicht gelten lassen. Fußball ist manchmal ein seltsames Spiel und nie immer gerecht.

bundesliga.de: Beide Mannschaften empfangen am letzten Spieltag Mittelfeldmannschaften, für die es um nichts mehr geht. Da sind Siege der SpVgg und des VfL sehr wahrscheinlich, oder?

Hack: Da kommen Gegner, die nichts mehr zu verlieren haben und locker aufspielen werden. Die werden sich ganz sicher nicht nachsagen lassen wollen, dass sie irgendjemandem etwas geschenkt haben. Da wird uns nichts geschenkt und ich bin überzeugt davon, dass Bochum auch nichts geschenkt wird. Ich sage, der MSV Duisburg braucht ein Erfolgserlebnis für Berlin. Sie müssen Spannung aufbauen und können im Pokalfinale nur stark spielen, wenn sie auch in Bochum gut auftreten.

bundesliga.de: Der VfL empfängt den MSV Duisburg, die SpVgg hat Fortuna Düsseldorf zu Gast? Wer hat den stärkeren Gegner?

Hack: Das sind beides Endspiele, die haben ihren eigenen Charakter. Niemand kann vorhersehen, was am letzten Spieltag passiert, wie es mit den Nerven aussieht, wie die Spiele sich entwickeln und wie die Spielstände auf anderen Plätzen sind. Davon lebt der Fußball. Ich weiß nur eines: Wir werden 90 spannende Minuten erleben und wünschen uns natürlich alle, dass wir am Ende Dritter sind.

Das Gespräch führte David Schmidt