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Traf im Pokal gegen Schalke und Köln: Aristide Bance (l.)
Traf im Pokal gegen Schalke und Köln: Aristide Bance (l.)

"Die Fußballgesetze auf den Kopf stellen!"

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Der FSV Mainz 05 wäre der erste Zweitligist seit fünf Jahren, der das DFB-Pokalfinale in Berlin erreicht. Vor der Halbfinal-Partie gegen Bayer Leverkusen erklärt 05-Manager Christian Heidel, warum der Aufstieg immer noch wichtiger sei als eine Reise nach Berlin - aber nicht unbedingt schöner.

bundesliga.de: Herr Heidel, vor einem Monat haben Sie gesagt, dass Thema Pokal interessiert Sie bis zum Halbfinale nicht, der Aufstieg sei wichtiger. Wie stehen Sie jetzt zu dieser Aussage?

Christian Heidel: Es bleibt natürlich dabei, die 2. Bundesliga ist wichtiger als der Pokal. Die Liga ist die Pflicht, der Pokal ist für uns die Kür. Aber natürlich ist das für uns ein ganz, ganz außergewöhnliches Spiel am Dienstag. Mit nur noch einem Erfolg könnte ein Zweitligist nach Berlin fahren. Wir haben uns vorher wirklich keine Gedanken über den Pokal gemacht. Seit Samstag kribbelt`s aber schon ein bisschen.

bundesliga.de: Zurzeit ist Mainz zuhause nicht gerade eine Macht, der letzte Heimsieg liegt fast zwei Monate zurück. Ist es da von Vorteil, dass man als Außenseiter auswärts antreten kann?

Heidel: Im Pokal haben wir die Heimschwäche gar nicht gezeigt. Wir haben mit Köln und Schalke zwei Bundesligisten zuhause geschlagen! Aber für die Berichterstattung ist es ganz gut, dass wir auswärts spielen. Sonst käme dieses Thema - vermeintlicher Heimkomplex - gleich wieder auf. Allerdings reisen etwa 9.000 unserer Fans mit zum Pokalspiel, da werden wir in Düsseldorf sogar eine Art Heimspielatmosphäre erleben.

bundesliga.de: Eigentlich ist es ja ein Spiel auf neutralem Grund, weil Leverkusen zurzeit in der Düsseldorfer LTU Arena spielt…

Heidel: …ja, und natürlich haben unsere Fans auch registriert, dass Bayer dort noch nicht ganz warm geworden ist. Außer im Pokal, da haben sie natürlich den großen FC Bayern ausgeschaltet.

bundesliga.de: Leverkusen steht in der Rückrundentabelle auf Platz 13. Gibt es ganz aktuell eigentlich einen Klassenunterschied?

Heidel: Natürlich, den sieht man ja immer noch an allen Ecken und Enden. Aber der Pokal ist ja gerade dazu da, dass man die Fußballgesetze an einem einzigen Tag auf den Kopf stellen kann. Leverkusen hat außerdem bis auf einmal immer große Probleme gegen Mainz gehabt. Unsere Bilanz gegen Leverkusen ist sogar positiv (in der Bundesliga drei Siege, ein Unentschieden, zwei Niederlagen, d. Red.).

bundesliga.de: Was muss denn besonders gut laufen, dass es zur großen Überraschung kommt?

Heidel: Das A und O ist, dass wir defensiv vernünftig stehen. Wir werden sicherlich nicht mauern, das liegt uns gar nicht. Aber wenn wir wie damals gegen Schalke kompakt stehen und die Räume eng macht. Wenn man einem Helmes keinen Platz lässt und einen Kießling bei hohen Bällen zudeckt, dann hat man natürlich eine Chance. Und je länger das Spiel 0:0 steht, desto größer wird diese Chance für uns.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass Ihre Abwehr das draufhat, Helmes und Kießling in Schach zu halten?

Heidel: Das sind natürlich zwei Nationalspieler. Aber wir haben sicherlich die Möglichkeit, dass uns das mal für 90 oder 120 Minuten gelingt, wenn der Gegner mal einen nicht so guten Tag erwischt.

bundesliga.de: Wie wichtig ist es für einen Zweitligaclub finanziell, so weit im Pokal zu kommen?

Heidel: Wir sind auf jeden Fall schon jetzt stolz darauf, als letzter Zweitligaclub im Wettbewerb vertreten zu sein. Alemannia Aachen hat es 2003/2004 vorgemacht, was sich aus einem Finaleinzug entwickeln kann - mit internationalem Geschäft und Investitionen in die Mannschaft. Das ist schon eine große Chance.

bundesliga.de: Haben Sie mit Trainer Andersen über das Spiel geredet?

Heidel: Noch kein Wort. Das Spiel gegen Ahlen am vergangenen Freitag stand bisher absolut im Vordergrund.

bundesliga.de: Nach der langen Ära Klopp ist es für den neuen Trainer aber sicherlich wichtig gewesen, Erfolgserlebnisse verbuchen zu können, zumal es in der Rückrunde nicht mehr ganz so gut läuft in der Liga. Wie wichtig war es für den Coach, im Pokal so weit zu kommen?

Heidel: Es ist noch keinem anderen Trainer mit Mainz 05 gelungen, den Verein ins Pokal-Halbfinale zu führen. Wir haben sicherlich unsere besten Spiele im Pokal gemacht. Köln war chancenlos in Mainz, Schalke 04 hatte eigentlich auch nur eine einzige Chance. Daran kann man erkennen, dass die Mannschaft immer hervorragend eingestellt war. Sicherlich kränkeln wir momentan in der Liga ein wenig, das tut der allgemeinen Stimmung ein bisschen einen Abbruch. Gegenüber einem Herbstmeister wird die Erwartungshaltung eben größer. Aber mit einem Erfolg am Dienstag kann man die Stimmung mit einem Mal drehen.

bundesliga.de: Am vergangenen Freitag 0:0 gegen Ahlen, am kommenden Wochenende gegen Ingolstadt - haben Sie nicht die Befürchtung, dass diese Spiele angesichts des Halbfinales nur in den Hinterköpfen der Spieler hängt?

Heidel: Wenn die Spieler erkennen, dass der Pokal mit einem weiteren Spiel beendet ist, wir aber nächstes Jahr 34 Spiele in der zweiten oder eben in der Bundesliga spielen und sie dementsprechend bezahlt werden, dann bin ich mir ganz sicher, dass schon am späten Dienstagabend das Spiel aus den Köpfen draußen ist.

bundesliga.de: Wäre der Einzug ins Finale der größte Erfolg der Vereinsgeschichte?

Heidel: Der größte Erfolg ist nach wie vor der Aufstieg in die Bundesliga 2004, und einen erneuten Aufstieg dieses Jahr würde ich auch als wichtiger ansehen. Die mediale Wirkung eines Pokalfinales ist aber eine ganz andere. Es wäre natürlich für den 1. FSV Mainz 05 eine ganz, ganz große Geschichte.

Das Gespräch führte Christoph Leischwitz