Der 1. FC Kaiserslautern feiert den Einzug in das Endspiel des DFB-Pokals - © IMAGO/Sebastian Bach
Der 1. FC Kaiserslautern feiert den Einzug in das Endspiel des DFB-Pokals - © IMAGO/Sebastian Bach
2. Bundesliga

Mit Köpfchen ins DFB-Pokalfinale: "Lautre is schun widder do!"

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Der 1. FC Kaiserslautern hat mit dem 2:0-Auswärtssieg im Südwestderby gegen den 1. FC Saarbrücken nach 2003 erstmals wieder das Endspiel des DFB-Pokals erreicht. Für Trainer Friedhelm Funkel, der seine Trainerkarriere 2020 eigentlich für beendet erklärt hatte, wird sich damit ein Kreis schließen.

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Friedhelm Funkel ist auch "widder do"! Wenn einer behaupten kann, dass "der Fußball die schönsten Geschichten schreibt", dann der 70-jährige Fußball-Lehrer. 1981 hatte der gebürtige Neusser mit dem 1. FC Kaiserslautern als Spieler in seinem ersten DFB-Pokalfinale gestanden. 43 Jahre danach schließt sich für Funkel ein Kreis: Nach dem 2:0-Auswärtserfolg im Südwestderby gegen den 1. FC Saarbrücken bestreitet der einmalige Pokalsieger (1985, KFC Uerdingen) mit dem FCK wieder das Endspiel.

"Das kann man gar nicht glauben", lachte sich Funkel nach diesem Auswärtserfolg am Dienstagabend am Mikrofon der "ARD" fast schlapp und schob gleich eine Anekdote nach: "Marlon Ritter kam gerade zu mir und sagte, ‚Trainer, dass wir beide mal im Finale sind, das hätten wir 2017 nicht gedacht.' 'Ne', sagte ich, 'Marlon, das hätte ich auch nicht gedacht‘."

Friedhelm Funkel führt Kaiserslautern ins DFB-Pokalfinale - IMAGO/Fabian Kleer

Ritter-Kopfball löst den Knoten

Damals war Ritter bei Fortuna Düsseldorf unter Trainer Funkel kein Stammspieler. Sieben Jahre später ebnete er Funkel und dem FCK den Weg ins Endspiel nach Berlin. Mit seinem Kopfballtor in der 53. Minute besorgte er die Führung für die "Roten Teufel" unter freundlicher Mithilfe von Saarbrücken-Keeper Tim Schreiber, dem die Kugel durch die Hosenträger gerutscht war.

"Es war genau das Spiel, was hier erwartet wurde. Keiner wollte einen Fehler machen. Kleine Dinge sind dann entscheidend", resümierte Ritter treffend. In den ersten 45 Minuten hatten sich der Drittligist und Zweitligist nicht so recht aus der Deckung gewagt - eine Kopfballchance von Kai Brünker für die Gastgeber war da noch das Gefährlichste. "Wir spielen gegen eine Mannschaft, die mit neun Mann vor dem eigenen Strafraum steht. Dann haben wir einfach nicht die spielerischen Mittel, da Lösungen zu finden", erklärte Funkel den ereignisarmen ersten Durchgang.

Marlon Ritter bringt den Final-Einzug mit seinem Kopfballtor auf den Weg - IMAGO/Fabian Kleer

FCK beweist Geduld

Auf ähnliche Fehler wie zuvor Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt, der FC Bayern München und der Karlsruher SC wollte sich Kaiserslautern gewiss nicht einlassen. "Wir dürfen uns nicht auskontern lassen", hatte der erfahrene Funkel seinen Mannen einen klugen Rat mitgegeben. "Ja, das war der Plan", gestand der Trainer, wohlwissend, dass dieses Halbfinale kein Leckerbissen war, ein.

Dennoch war es aus Sicht von Ritter vor der Pause nicht "eklig genug, wir haben uns ein bisschen den Schneid abkaufen lassen und zu viele Standardsituationen gegen uns bekommen", so der Mittelfeldakteur der Lauterner und fügte an: "Dann haben wir uns gesagt, dass wir wahrscheinlich nie mehr die Chance haben, nach Berlin zu fahren. Wir können das so nicht wegschmeißen. So sind wir dann in Halbzeit zwei aufgetreten."

Die besten Tore des 27. Spieltags

Nach der Pause spielten die Pfälzer im wahrsten Sinne des Wortes mit Köpfchen. Während der FCS kaum wieder ins Spiel fand, erhöhte der Favorit, der ohne Top-Stürmer Ragnar Ache auskommen musste, das Risiko. Nach dem ersten FCK-Torschuss durch Filip Kaloc folgten die Kopfballtreffer von Ritter und Almamy Touré (75.). Bis auf eine weitere Möglichkeit von Brünker kurz vor Schluss kam von den Saarländern kaum noch Gegenwehr. Lautern beendete das Saarbrücker Pokal-Märchen.

Tim Schreiber ist bei Almamy Tourés Kopfball machtlos - IMAGO/Steven Mohr

Balsam für die FCK-Seele

Der 16. der 2. Bundesliga bestreitet zum achten Mal das Endspiel des DFB-Pokals, zuletzt hatte er 2003 im Finale gestanden und dort gegen den FC Bayern 1:3 verloren. 1990 gegen Werder Bremen (3:2) und 1996 gegen den KSC (1:0) konnten die Roten Teufel den Titel gewinnen. "Wir haben jetzt die große Ehre, am 25. Mai in Berlin vor einem vollen Olympiastadion einlaufen zu dürfen", zeigte sich Ritter überglücklich.

Abstiegskampf in der 2. Bundesliga

Für den traditionsreichen FCK und seine treuen Fans ist dieser Final-Einzug nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga im Jahr 2022 ein weiterer Höhepunkt nach zuvor schwierigen Jahren in der 3. Liga. "Der Trainer hat uns seine Emotionen mit auf den Weg gegeben, was passiert, wenn du in Berlin bist. Er hat das Ding als Spieler gewonnen. Auch das hat er uns erzählt. Wir werden alles reinhauen", schilderte Kapitän Jean Zimmer lächelnd.

Spagat zwischen 2. Bundesliga und Pokal-Euphorie

Bevor die Pfälzer gegen Bayer 04 Leverkusen oder Ligakonkurrent Fortuna Düsseldorf um die goldene Trophäe spielen, geht es erst mal in der 2. Bundesliga ums nackte Überleben. "Am Samstag wartet wieder ein schwerer Gegner auf uns", so Zimmer. Es geht gegen den Hamburger SV, der noch um den Aufstieg mitkämpft.

2. Bundesliga: Spannung im Aufstiegskampf

Allzu lange dürften die Roten Teufel nach diesem Halbfinale nicht gefeiert haben. Für den FCK ist es eine Gratwanderung zwischen purer Vorfreude einerseits und dem notwendigen Fokus auf den Klassenerhalt. Denn der hängt mit einem Zähler Vorsprung auf den 17., Rostock, nach wie vor am seidenen Faden.

Achterbahn der Gefühle in 1996

"Ich glaube schon, dass der Einzug ins Finale der Mannschaft etwas mitgeben wird. Sie können heute feiern. Das haben sie sich verdient. Wir werden morgen Nachmittag erst trainieren. Dann haben wir Donnerstag und Freitag Zeit. Samstag in Hamburg schauen wir mal, was möglich ist", blickte Funkel nach dem Weiterkommen voraus.

Die Tabelle der 2. Bundesliga

Lautern ist dringend auf weitere Punkte angewiesen, damit sich ein anderer Kreis in 2024 keinesfalls schließt: 1996 waren die Pfälzer als Gründungsmitglied der Bundesliga zum ersten Mal nach 33 Jahren in die 2. Bundesliga abgestiegen. Eine Woche später wurde gegen den Karlsruher SC der Pokal geholt. Bleibt aus Sicht von Funkel und Co. nur zu hoffen, dass sich nur Teil 2 dieser Geschichte gegen einen anderen Gegner wiederholt.