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Abseits im Fußball einfach erklärt

Die Abseitsregel im Fußball gilt als kompliziert und schwer zu verstehen. Doch was ist Abseits überhaupt? Eine verständliche Erläuterung erhältst du hier.

Abseits im Fußball – Regeln und Wissenswertes

Die Frage nach dem Abseits fällt häufig im Fußball – insbesondere dann, wenn sich vermeintliche Fußballexperten und weniger Regelkundige gemeinsam ein Spiel anschauen. Was bedeutet Abseits, wie kann Abseits einfach erklärt werden und in welchen Situationen findet die Abseitsregel im Fußball eigentlich genau Anwendung? Eines vorweg: Die Abseitssituation im Spiel lässt sich weitaus leichter wahrnehmen als erläutern. Unsere Abseits-Definition bringt Licht ins Dunkel.

Was ist Abseits bzw. was ist die Abseitsstellung?

Beim Thema Abseits ist zwischen Abseitsstellung und Abseitsvergehen zu unterscheiden. Abseitsstellung bedeutet, dass sich der Spieler lediglich in einer Abseitsposition befindet. Ein Abseitsvergehen entsteht erst, sobald ihm in dieser Position der Ball zugespielt wird.

Den aktuellen Fußballregeln gemäß ist ein Spieler im Abseits, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind:

  • Er befindet sich mit einem Teil des Kopfs, Rumpfs oder der Beine in der gegnerischen Hälfte.
  • Er ist mit einem Teil des Kopfs, Rumpfs oder der Beine näher am gegnerischen Tor als der vorletzte Gegenspieler (Torwart eingeschlossen).

Somit werden bei der Bewertung einer Abseitsstellung ausschließlich Körperteile berücksichtigt, mit denen sich ein Tor erzielen lässt.

Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck zeigt eine Abseitsposition an - Lars Baron/Getty Images

Wichtige Abseits-Aspekte

Ein paar Grundregeln, die man sich gut merken kann, wenn es um das Abseits im Fußball geht, lauten:

  • Abseits wird nur dann gepfiffen, wenn der Ball nicht vom Gegner, sondern von einem Mitspieler kommt.
  • Es zählt der Zeitpunkt der Ballabgabe – nicht der Moment, in dem der Spieler im Abseits den Ball entgegennimmt.
  • Zwischen dem Torwart und den Feldspielern wird bei der Abseitsregel kein Unterschied gemacht.
  • Alle elf Spieler zählen, auch wenn sie sich hinter dem eigenen Tor befinden (es sei denn, der Schiedsrichter hat jemanden z. B. für eine Behandlung vom Platz gestellt).

Wann wird Abseits geahndet?

Ein Abseitsvergehen liegt dann vor, wenn sich ein Spieler zum Zeitpunkt der Ballabgabe seines Mitspielers in einer Abseitsstellung befindet und danach aktiv in das Spielgeschehen eingreift. Das ist dann der Fall, wenn der Spieler

  • den Ball spielt oder berührt,
  • einen Gegner beeinflusst, beispielsweise im Rahmen eines Zweikampfes oder durch Versperren der Sicht,
  • den offensichtlichen Versuch unternimmt, den Ball zu spielen oder aktiv den Gegner zu beeinflussen,
  • sich damit einen Vorteil in Folge eines Pfosten- oder Lattentreffers bzw. einer absichtlichen Abwehr- oder Torverhinderungsaktion gegenüber dem Gegner verschafft.

In der Regel stellt der Schiedsrichter-Assistent ein Abseitsvergehen fest. Er hebt die Fahne und signalisiert dem Schiedsrichter damit das Vergehen. Mit der Einführung des Videobeweises (VAR) können zudem die nicht durch den Schiedsrichter und seine Assistenten aus dem Spiel heraus festgestellten Abseitssituationen identifiziert werden, die ein Tor zur Folge hatten. Der VAR nutzt für die Feststellung eine fein kalibrierte Linie, die es ermöglicht, selbst die kompliziertesten Abseitspositionen zu erkennen und zu ahnden.

Eine strafbare Abseitssituation hat einen indirekten Freistoß am Ort des Vergehens für das gegnerische Team zur Folge.

Der Video-Assistent meldet sich und ein Tor wird wegen Abseits aberkannt - IMAGO/KH/IMAGO/Karina Hessland

Wann liegt kein strafbares Abseits vor?

Ein Spieler ist nicht im Abseits, wenn er sich mit einem Teil des Kopfs, Rumpfs oder der Beine genauso nah an der gegnerischen Torlinie befindet wie der letzte oder die beiden letzten Gegenspieler. Man spricht hier von der sogenannten "gleichen Höhe".

Außerdem liegt kein strafbares Abseits vor, wenn sich der Spieler zum Zeitpunkt der Ballabgabe des Mitspielers in der eigenen Hälfte inklusive der Mittellinie befindet. Aus bestimmten Standardsituation resultiert ebenfalls kein Vergehen: Beim Abstoß, Eckstoß oder Einwurf gibt es kein Abseits. Bei Freistößen wiederum ist die Abseitsregel aktiv.

Es liegt ebenfalls kein Abseits vor, wenn ein Spieler der angreifenden Mannschaft das Fußballfeld verlässt, sofern er in der jeweiligen Spielsituation das Spielfeld nicht wieder betritt. Verlässt ein Spieler des verteidigenden Teams wiederum unerlaubt das Spielfeld, gilt dies nicht. Er wird laut Regelwerk als ein auf der Torauslinie stehender Spieler gewertet, was unter Umständen das Abseits aufhebt.

Sonderfall: das passive Abseits

Spielsituationen, in denen sich ein Spieler auf dem Spielfeld im Abseits befindet und nicht aktiv in das Spielgeschehen eingreift, sind im Sinne der Abseitsregel nicht strafbar. In diesen Fällen spricht man vom sogenannten passiven Abseits. Häufig ist zu beobachten, dass sich ein Spieler zunächst im passiven Abseits befindet, in der Folge eines Pfostenschusses beispielsweise jedoch in Ballbesitz kommt. In diesen Fällen wird aus der passiven Abseitsposition eine aktive, da es sich nicht um eine neue Spielsituation handelt.

Der Linienrichter hebt die Fahne: Abseits! - IMAGO/CB/IMAGO/Claus Bergmann

Warum gibt es Abseits überhaupt?

Mit der Grundidee der Abseitsregel soll im Fußball insbesondere verhindert werden, dass sich Spieler unmittelbar vor dem gegnerischen Tor positionieren – dort könnten sie durch lange Zuspiele ihrer Mitspieler freistehend und im Rücken der Abwehr zum Torerfolg kommen.

Nicht ohne Grund wurde die Abseitsregel in abgewandelter Form bereits 1863 im Fußball-Regelwerk berücksichtigt. Damals durfte sich ein Spieler nicht näher am gegnerischen Tor befinden als der Ball. Zu diesem Zeitpunkt war das Passspiel jedoch noch nicht eingeführt, und ein Raumgewinn konnte nur durch Dribblings und Zweikämpfe erzielt werden. Erst mit einer Regeländerung im Jahr 1866 und der Einführung des Passspiels lag eine Abseitsstellung dann vor, wenn mindestens drei gegnerische Spieler näher zum Tor standen.

Die moderne Auslegung der Abseitsregel ist auf das Jahr 1925 zurückzuführen. Seitdem dürfen sich höchstens zwei Gegenspieler vor dem vordersten Spieler befinden. Bereits damals galt Abseits nicht für Einwürfe oder wenn sich ein Spieler in seiner eigenen Hälfte befand.

Neue Abseitsregel 2022

Im Jahr 2022 ergänzte der DFB die Abseitsregel. Bis dahin musste der verteidigende Spieler den Ball bewusst spielen, um eine Abseitsstellung aufzuheben. Nun sei die Aktion „in einer kontrollierten Art und Weise“ auszuführen. Das heißt, die Abseitsstellung wird nur dann aufgehoben, wenn der verteidigende Spieler – nicht bedrängt und nicht in einem Zweikampf – die Abwehraktion nicht "in höchster Not" ausführt. Der Ball muss außerdem erkennbar die Richtung ändern.

Die Bedeutung des Abseits als spielerisches Mittel

Die Bedeutung des Abseits zeigt sich nicht nur in der historischen Verankerung im Regelwerk. Das Abseits hat auch einen wesentlichen Einfluss auf das Spielgeschehen und die Positionierung der Spieler auf dem Spielfeld. Sowohl die verteidigende als auch die angreifende Mannschaft kann sich die Abseitsregel als spielerisches Mittel zunutze machen.

Im Rahmen einer sogenannten "Abseitsfalle" rücken die Spieler der verteidigenden Mannschaft unmittelbar vor der Ballabgabe des Gegners in einem Zug und meist auf Kommando nach vorn. Das ist vor allem bei Standardsituationen und langen Bällen zu beobachten. Damit soll der vorderste Spieler der gegnerischen Mannschaft ins Abseits gestellt und eine Torchance verhindert werden. Gleichzeitig birgt diese Variante bei fehlerhafter Ausführung das Risiko, dass der angreifende Spieler allein vor dem Tor in Ballbesitz kommt und ein Tor erzielen kann.

Auf der anderen Seite gibt es bestimmte Stürmertypen, die sich permanent auf der Abseitslinie, das heißt vor den letzten beiden gegnerischen Spielern, bewegen. Sie nehmen in Kauf, häufig in eine strafbare Abseitssituation zu kommen. Dafür ermöglichen sie sich jedoch immer wieder Spielsituationen, bei denen sie allein auf das Tor zugehen und mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Torerfolg kommen. Ein gutes Beispiel ist der Bundesliga- und Nationalspieler Timo Werner: In der Saison 2019/2020 war er als Spieler des RB Leipzig nicht nur einer der beiden Top-Torjäger der Bundesliga. Er hatte auch die meisten geahndeten Abseitspositionen (42) zu verzeichnen, mehr als eine pro Spiel.

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