
Yann Sommer vs. Gregor Kobel - Das Torhüterduell im Klassiker
Wenn am 26. Spieltag der FC Bayern München und Borussia Dortmund im Topspiel (Anstoß Samstag, 18.30 Uhr) aufeinandertreffen, wird es auf zwei Akteure ganz besonders ankommen: die Torhüter Yann Sommer und Gregor Kobel. Sie sind beide Torhüter im Nationalteam der Schweiz. Und doch sind sie so unterschiedlich auf dem Platz.
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Als im November 2022 die WM in Katar gespielt wurde, war die große Frage: Wer steht bei den Spielen der Schweiz zwischen den Pfosten? Yann Sommer, damals noch in Diensten von Borussia Mönchengladbach, hatte sich wenige Wochen vor dem Turnier eine Sprunggelenksverletzung zugezogen. Doch pünktlich zum Turnier war der 34-Jährige wieder fit und hütete in drei der vier Spielen der Schweiz das Tor der Eidgenossen. Im letzten Gruppenspiel, bei dem er wegen einer Erkältung fehlte, wurde er vertreten durch Gregor Kobel, ebenfalls Bundesliga-Torwart, allerdings bei Borussia Dortmund. Und während der eine, Sommer, wegen seines Alters eher dem Ende seine Karriere entgegensieht, steht der andere, Kobel, mit 25 Jahren sogar noch eher am Anfang. Zumindest als Torhüter, bei denen Erfahrung eine große Rolle spielt.
Und so muss sich die Schweiz schon mal keine Gedanken machen, wie es in Zukunft weitergeht. Ebenso wenig wie die Dortmunder, die mit Kobel einen klasse Keeper in ihren Reihen haben - der der Mannschaft schon den einen oder anderen Punkt mit herausragenden Paraden gerettet hat. Im zweiten Jahr in Folge steht Kobel als unangefochtene Nummer eins zwischen den Pfosten der Schwarz-Gelben. In diesem Jahr hat er seinen Bestwert bei gehaltenen Torschüssen auf 77 Prozent hochgeschraubt (zuvor 68 Prozent aus der Saison 2020/21 beim VfB Stuttgart). Unter allen Keepern mit mehr als fünf Einsätzen ist das die zweitbeste Quote. Alleine in der Rückrunde, in der die Dortmunder erst in einem Spiel einen Punkt abgeben musste (beim 2:2 gegen Schalke), hat Kobel 23 der 25 Torschüsse abgewehrt (92 Prozent).
Kobel ist "ein Monster im Tor"
Kobel ist der Mann, der den Unterschied machen kann. Der 1,95-Meter-Mann überzeugt immer wieder mit spektakulären Paraden. Er ist der Typ Torhüter, der regelmäßig einen "unhaltbaren" Ball herausfischt. Vor allem bei Schüssen von außerhalb des Strafraums ist er kaum zu überwinden. In seiner kompletten Bundesliga-Zeit sind nur 15 Abschlüsse aus der Distanz in Kobels Tor eingeschlagen. Dabei profitiert er sicher auch von seiner Größe. Sein ehemaliger Trainer in Stuttgart, Pellegrino Matarazzo, bezeichnete den Hünen mal als "ein Monster im Tor". Doch er ist nicht nur ausdrucksstark und furchteinflößend. Vielmehr ist er ein Torhüter mit großem Selbstvertrauen, der schon mit 16 sein Zuhause in der Schweiz verlassen und sich der TSG Hoffenheim angeschlossen hat. Wo er dann auch erste Schritte in der Bundesliga machte.
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In dieser Zeit hat er schon viel gelernt. Kobel ist ein guter Kommunikator, lenkt und führt seine Mannschaft von hinten heraus und hilft dabei, seine Abwehr zusammenzuhalten. Schon acht Mal konnte er zu-Null spielen, was nur Mark Flekken (Freiburg) und Koen Casteels (Wolfsburg) öfter gelang (je zehn Mal). Auch der neue Bundesliga Match Fact "Torwart-Effizienz" verdeutlicht, wie stark Kobel ist: Sein xSaves-Wert von +5,4 ist der viertbeste der Bundesliga, er wehrte also deutlich mehr Bälle ab, als es statistisch erwartbar gewesen wäre. Kobel ist ein absoluter Matchwinner und eine der Konstanten beim BVB. Mit in dieser Saison 44 Ballbesitzphase pro 90 Minuten ist er ein Torhüter, der sich nicht versteckt, der ein Spiel von hinten eröffnet und immer wieder Anspielstation für seine Vorderleute ist. Kobel und Borussia Dortmund - das passt!
Sommer ist eine Bundesliga-Legende
Nicht so ganz passt es aktuell beim FC Bayern München. Der Rekordmeister hat die Tabellenführung an Dortmund verloren und steht vor dem Klassiker in der doch eher ungewohnten Rolle des Verfolgers. Die Verantwortlichen haben mit Thomas Tuchel für Julian Nagelsmann einen neuen Trainer engagiert und wollen nun wieder gerade biegen, was in den letzten Wochen etwas verkorkst wurde. Wenig Schuld trägt daran Schlussmann Yann Sommer. Der hat zwar in seinen inzwischen zehn Einsätzen für die Münchner bereits 14 Gegentore kassiert, allerdings konnte er an diesen auch nichts ausrichten. Vielmehr überzeugt Sommer regelmäßig mit Souveränität, Fehler sind bei ihm nur ganz selten zu sehen. In den saisonübergreifend letzten 77 Bundesliga-Spielen hat der Routinier kein Gegentor durch einen schweren Patzer verursacht (zuletzt im November 2020 in Leverkusen).
Sommer spielt seit 2014 in der Bundesliga - und ist schon eine richtige Legende. Er ist mit 282 Spielen der Rekord-Schweizer der Bundesliga-Historie. Kein ausländischer Torhüter bestritt so viele Bundesliga-Spiele (er überholte Ronnie Hellström). Nach achteinhalb Jahren bei Borussia Mönchengladbach wechselte Sommer im Winter dieses Jahres zu den Bayern. Die mussten handeln, weil sich Stammkeeper Manuel Neuer in der Pause schwer verletzt hatte. Dass die Münchner ausgerechnet ihn wollten ist wenig verwunderlich: Beim 1:1 zwischen Gladbach und Bayern in der Hinrunde parierte Sommer 19 (!) Schüsse auf seinen Kasten und stellte damit einen historischen Rekord seit Erfassung der Daten 1992 auf. Vor allem dieses Spiel hat Sommer einen überragenden xSaves-Wert von +8,4 beschwert - kein anderer Bundesliga-Torwart weist einen höheren auf! Sein Können im Tor hat er damit eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Der neue Bayern-Keeper tut sich sich noch etwas schwer und muss seinen Platz in der Mannschaft noch finden. Dass er allerdings ein Torhüter von Weltklasseformat ist, zeigte er in den beiden Champions-League-Spielen der Münchner gegen Paris Saint-Germain, in denen er jeweils seinen Kasten sauber hielt und die Mannschaft damit ins Viertelfinale einzog. Sommer, der mit nur 1,83 Meter aktuell der kleinste Keeper in der Bundesliga ist, kennt und vertraut auf seine Stärken. Er strahlt auf dem Platz eine enorme Ruhe und viel Besonnenheit aus. Sowohl in der Bundesliga als auch in der Nationalmannschaft hat Sommer schon viel erlebt. und vielleicht feiert er auf seine alten Tage ja jetzt sogar noch den einen oder anderen Titel - mit dem FCB!

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