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bundesliga

Taktik-Analyse: Ian Maatsen macht Borussia Dortmund variabler

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Borussia Dortmund hat sich im Winter mit zwei echten Hochkarätern verstärkt. Jadon Sancho bringt eine enorme individuelle Qualität auf den Flügel, doch Ian Maatsen sorgt auch für neue Möglichkeiten im Spielaufbau. Das neue 3-2-System des BVB im Taktik-Check.

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Der Fußball ist längst nicht mehr nur "Geht's raus und spielt's Fußball", wie der "Kaiser" Franz Beckenbauer einmal sagte. Die Taktik der Teams und damit auch gewisse Veränderungen und Anpassungen sind längst ein wichtiger Teil der Erfolgskonzepte. Das lässt sich derzeit wieder bei Borussia Dortmund erkennen. Der BVB hat sich im Winter mit Linksverteidiger Ian Maatsen verstärkt, was Cheftrainer Edin Terzić die Möglichkeit gab, sich taktisch variabler aufzustellen und neues auszuprobieren.

Dabei wurde schon beim 3:0-Auswärtssieg in Darmstadt im ersten Spiel des neuen Jahres deutlich, wie wichtig Maatsens neue Rolle für die Borussia werden kann. Denn auch wenn der BVB durch Julian Brandt relativ früh in Führung ging, hatten die Schwarzgelben länger etwas Probleme mit der strukturierten Defensive der Lilien. Dann verschob Terzić den neuen Linksverteidiger im eigenen Spielaufbau ins Zentrum - und löste so den engen Mannbezug der Darmstädter auf. Die Folge: Der BVB konnte freier spielen, die Flügelstürmer immer wieder in Eins-gegen-Eins-Situationen bringen und fuhr am Ende souverän mit 3:0 nach Hause. Doch wie funktioniert Dortmunds neue Ballbesitz-Taktik?

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Dortmund startete gegen Bochum im Viereraufbau

Dass man jetzt eine neue Spielaufbau-Idee durchsetzen kann, bedeutet nicht, dass man es auch immer so spielen muss. Der BVB begann etwa am 19. Spieltag gegen Bochum mit einem Viereraufbau. Sowohl Maatsen als auch Rechtsverteidiger Thomas Meunier standen zwar etwas höher als die Innenverteidiger, aber breit und Viererketten-typisch. Zu Beginn des Spiels funktionierte diese Vorgehensweise noch wunderbar, denn Bochum legte Wert darauf, die Flügelstürmer Jadon Sancho und Donyell Malen auf den Außen tief zu doppeln und ließ die Außenverteidiger frei. Immer wieder kam Maatsen auf dem linken Flügel in freie Räume und konnte Angriffe initiieren.

Doch dann reagierte Thomas Letsch auf das taktische Problem und stellte um: Anstatt beide Außenverteidiger laufen zu lassen, schob Bochums Rechtsaußen Matúš Bero auf Maatsen vor. Die Viererkette wurde nun also mit drei Angreifern angelaufen - und Dortmund blieb immer wieder der Spielzug rechts auf Meunier. Darauf wiederum war Bochum vorbereitet, verschob dann schnell nach außen und der stärkste VfL-Zweikämpfer Patrick Osterhage sollte den Ball von Meunier erobern. Ein taktischer Kniff, der dem BVB zunächst viele Probleme bereitete.

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Terzić stellt um: Der 3-2-Aufbau nach der Pause

Dieses neue Problem, vor das Borussia Dortmund gestellt wurde, erkannte Terzić zusammen mit seinem Trainerteam in der Halbzeitanalyse. Eine Lösung musste her: der 3-2-Aufbau. Wie gegen Bochum schob Maatsen im Aufbauspiel ins Zentrum und ergänzte neben Salih Özcan zu einer Doppelsechs. Das hatte mehrere klare Vorteile.

Der offensichtlichste: Während Bochum zu Spielbeginn noch bereit war, Maatsen frei zu lassen, um Sancho zu doppeln, wurde auch der Linksverteidiger mittlerweile gedeckt. Das bedeutet: Jadon Sancho war auf dem Flügel ganz alleine mit Gegenspieler Tim Oermann. Ein Matchup, das der BVB gerne forcieren wollte. Dafür musste man es aber schaffen, Sancho freizuspielen. Indem Maatsen ins Zentrum zog, kam der Ball leichter nach außen zu Sancho. Vor allem für den linken Innenverteidiger Nico Schlotterbeck wurde das Anspiel auf Sancho immer wieder durch einen einfachen Direktpass möglich.

Die Folge: Sancho nahm den Ball an, drehte auf und suchte das Eins-gegen-Eins mit Oermann. Der unerfahrene 20-Jährige schlug sich lange gut, verteidigte viele Vorstöße des BVB mit aller Macht. Doch einen versierten Dribbler wie Sancho komplett aus dem Spiel zu nehmen, ist eine hohe Kunst. Immer wieder brach der Dortmunder Linksaußen durch und konnte Angriffe initiieren. 50 Prozent der Angriffe des Spiels gingen über den linken Flügel ins letzte Angriffsdrittel. Ergebnis von Maatsens Raum zu Beginn der ersten und Sanchos Raum in der zweiten Durchgang.

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Maatsen agiert im Zentrum als Spielmacher

Doch der Niederländer ist im Zentrum längst mehr als nur eine Ablenkung für die gegnerischen Verteidiger. Der technisch starke Maatsen ist sehr gut im Spielaufbau und kann hier Özcan unterstützen, der selbst seine Stärken in der Defensive hat. Weil dessen eigentlicher Nebenmann Marcel Sabitzer gerne auch aus höheren Positionen agiert, kann Maatsen den Spielaufbau im Zentrum nahezu alleine gestalten - und dabei ist er brandgefährlich.

Ein perfektes Beispiel dafür, wie wichtig er hier für den BVB sein kann, gab es schließlich in der 72. Minute. Nachdem Schlotterbeck vermehrt Sancho auf den Flügel geschickt hatte, versuchte der VfL, auch den Innenverteidiger stärker anzulaufen. Die Folge: Maatsen wurde auf der linken Seite der Doppelsechs frei und Dortmund spielte ihm den Ball zu. Der Außenverteidiger drehte auf, hatte immer noch viel Platz und verlagerte den Ball schnell auf den frisch eingewechselten Jamie Bynoe-Gittens.

Ähnlich wie Sancho auf der linken Seite ist auch Bynoe-Gittens sehr stark im direkten Duell und sofort ging es nach vorne. Am Strafraum angekommen kam es dann, wie es kommen musste: Der BVB ging in Führung. Weil Bochums linker Innenverteidiger hinter dem Linksverteidiger absicherte, um dem Dortmunder Youngster kein Eins-gegen-Eins zu ermöglichen, konnte Sabitzer mit einem Tiefenlauf die ganze Abwehr aushebeln, Bynoe-Gittens schickte ihn zur Grundlinie, Flanke, Kopfballtor von Niclas Füllkrug. Ein toller Treffer - eingeleitet vom Niederländer als Spielgestalter.

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Der 3-2-Aufbau wird zur Restverteidigung

Doch ein guter Trainer muss nicht nur das Angriffsspiel bedenken. Die Formation im eigenen Ballbesitz ist auch die Grundlage dafür, wie die Mannschaft im defensiven Umschalten positioniert ist. Die Restverteidigung steht jedoch im 3-2-Aufbau sehr gut. Denn anders als im 4-1-Aufbau, wie er beispielsweise zu Beginn des Bochum-Spiels gespielt wurde, gibt es mit Maatsen einen zweiten Spieler, der zentral bereitsteht, um sofort in den Zweikampf zu gehen oder freie Bälle aufzusammeln.

Dabei bleibt zwar der Flügel etwas offen, doch der Weg im Konter geht am schnellsten durch die Mitte. Muss der Gegner auf den Flügel ausweichen, verliert er Zeit, die der BVB nutzen kann, um sich wieder zu strukturieren und mit mehr Gegenspielern hinter den Ball zu kommen. Auch hier ein gutes Beispiel aus dem Bochum-Spiel: In der 54. Minute wird Sancho auf dem Flügel gefunden, er sucht das Eins-gegen-Eins mit Oermann und kommt zur Flanke, doch die wird von VfL-Verteidiger Erhan Mašović abgefangen. Der Ball prallt in den Rückraum. Maatsen reagiert schnell und erläuft den Ball als Erstes, sichert ihn und beginnt direkt die nächste Angriffswelle.

Der 3-2-Aufbau ist europaweit derzeit im Trend - und Borussia Dortmund kann Dank der Vielseitigkeit von Ian Maatsen nun auch mit dieser Aufbauvariante dienen, wenn es notwendig ist. Der Niederländer ist auf allen Ebenen ein echter Gewinn für das Team von Edin Terzić.

Niklas Staiger

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