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Vorschau auf EM-Gruppe D: Favorit auf Formsuche - Équipe Tricolore vor Stresstest

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Frankreich will den EM-Titel, die von kurzfristigen Ausfällen betroffene Niederlande hofft auf das gute Omen von 1988, Österreich gilt als Geheimfavorit und Polen hofft auf die schnelle Lewandowski-Rückkehr. Wir stellen alle vier Teams vor.

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Alle EM-Gruppen im Check:

Gruppe A: Das nächste Sommermärchen?

Gruppe B: Hammergruppe verspricht Spektakel

Gruppe C: "No more years of hurt"?

>>> Gruppe D: Équipe Tricolore vor Stresstest

Gruppe E: "Last Dance" für De Bruyne und Lukaku?

Gruppe F: Favorit mit Fragezeichen

Frankreich

Seit einigen Jahren führt die Frage nach dem Topfavoriten einer Welt - oder Europameisterschaft stets über Frankreich. Finalteilnahme bei der Heim-EM 2016, Weltmeister 2018 und der Vize-Titel 2022 - die Équipe Tricolore enttäuschte selten. Nur bei der EM 2021 schieden sie im Achtelfinale aus (Elfmeterschießen gegen die Schweiz). Auch vor diesem Turnier ist Frankreich ein heißer Kandidat auf den Titel. Doch nicht wenige ziehen andere Mitfavoriten vor: England, Deutschland (zuletzt zwei Siege gegen die Franzosen) oder Spanien. Doch warum ist das so stark aufgestellte Team, diesmal nicht der Top-Favorit? Weil sich Frankreich  kurz vor dem Turnier in einer kleinen Formkrise befindet. Von den letzten fünf Spielen wurden nur zwei gewonnen (gegen Luxemburg und ein mühevoller 3:2-Erfolg gegen Chile). Gegen Kanada und Griechenland kam man nicht über Unentschieden hinaus, im März verlor man gegen Deutschland.

Der Topstar: Kylian Mbappé

So hofft man vor allem, auf die fraglos vorhandende, individuelle Klasse. Allen voran natürlich der von Kylian Mbappé, der nach der EM zu Real Madrid wechseln wird. 47 Tore für die Nationalmannschaft, bereits zwölf Treffer bei WM-Turnieren, der immer noch erst 25-Jährige wird wohl eines Tages, besondere Rekorde für Frankreich aufstellen. Nur bei einer EM wartet er noch auf ein Tor. Doch selbst wenn der Topstar wider Erwarten weiterhin torlos bleiben sollte, können die französischen Fans auf geballte Starpower um die Bundesliga-Akteure Kingsley Coman, Dayot Upamecano oder den Ex-Bayern-Spieler Benjamin Parvard, Antoine Griezmann und Co. bauen. 

Der Trainer: Didier Deschamps

Seit zwölf Jahren hat Frankreichs Nationalcoach die Zügel in der Hand. Die Erfolge des ehemaligen Weltklasse-Sechsers sind gut dokumentiert. Er hat ein zwischenzeitlich im Chaos versunkenes Team (Stichwort WM-Revolte 2010) zu einer, nun seit Jahren in der Weltspitze agierenden Auswahl, geformt. Das Vertrauen der Franzosen - und wohl auch seiner Mannschaft - hat er, um die Formkrise rechtzeitig abzuschütteln. 

Das Toptalent: Eduardo Camavinga

Von einem Geheimtipp kann man bei dem variablen Mittelfeldspieler wohl kaum sprechen. Zwei Champions-League-Siege und zahlreiche nationale Titel mit Real, sowie ein Nations-League-Triumph mit Frankreich. Der 21-Jährige hat jetzt schon eine beeindruckende Titelsammlung vorzuweisen. Das, beim Verein zeitweise auch schon als Linksverteidiger eingesetzte, Toptalent gehört dennoch zur jüngeren Generation der Mannschaft. Gemeinsam mit Youngstars wie Bradley Barcola und Warren Zaire-Emery soll er schon bei dieser EM dafür sorgen, dass man auch die nächsten Jahre als Topfavorit der kommenden Turniere gilt. 

Die Erwartungshaltung

Alle erwarten trotz der jüngsten Forschwankungen eine französische Mannschaft, die um den EM-Sieg mitspielt. Außerdem will man nach dem WM-Triumph 2018 und dem Erfolg in der Nations League 2021 den internationalen Titelsatz mit der Europameisterschaft 2024 komplett machen. 

Prognose

In einer komplizierten Gruppe könnte die individuelle Qualität am Ende zugunsten Frankreichs, denen man trotz der erwähnten Probleme den Gruppensieg zutrauen muss, entscheiden. Im Viertelfinale könnte mit Belgien ein weiterer Prüfstein warten. Dennoch alles andere als eine Halbfinal-Teilnahme wäre eine Enttäuschung. 

Stars aus der Bundesliga: Kingsley ComanDayot Upamecano (beide FC Bayern München)

Niederlande

Die Niederlande hat geteilte Erinnerungen an Turniere in Deutschland. Einmal verlor man ein fast schon sicher geglaubten WM-Titel. 1974 war das, als der Gastgeber Johan Cruyff und Co. überraschend besiegte. Ein anderes Mal, es handelte sich um das Jahr 1988, gelang dem legendären Team um Marco van Basten der EM-Triumph beim Nachbarn. Und nun? Hat die Niederlande realistische Chancen einen zweiten großen Titel nach 1988 einzuheimsen? Es sieht nach einer schweren Aufgabe aus, zumal mit Frenkie de Jong und Teun Koopmeiners zwei wichtige Spieler kurz vor Turnierstart noch verletzungsbedingt ausfielen. 

Der Topstar: Virgil van Dijk

Ein Defensivmann als bester Spieler der Niederlande? Lange Zeit undenkbar, heute aber Realität. Weiter vorne fehlen wichtige Stützen, an vorderster Front hapert es bei Memphis Debay zu oft an der Treffsicherheit. Doch selbst wenn alle Spieler fit und in Top-Form wären, ragt der Abwehrchef heraus. Nicht nur aufgrund seiner Körpergröße (1,95 Meter), sondern auch weil sich der Kapitän des FC Liverpool unter der Führung von Jürgen Klopp - nun bekanntlich Ex-Coach - zu einem der besten Defensivakteure der Welt entwickelt hat. Kopfballspiel, Übersicht, spielerische Stärke und Schnelligkeit. Attribute mit der van Dijk die Champions League sowie die Premier League gewann und nun der Abwehr der Niederlande Stabilität verleiht. Gemeinsam mit Bayerns Matthijs de Ligt und Nathan Ake von Manchester City steht van Dijk für das Prunkstück der Mannschaft - die Defensive. Nicht umsonst blieb die Elftal in sechs der letzten sieben Länderspiele ohne Gegentor, nur bei der 1:2-Niederlage gegen Deutschland spielte man nicht zu Null. 

Der Trainer: Ronald Koeman

1988 stand Koeman mit van Basten und Co. auf dem Platz, als "Oranje" in Deutschland feiern durfte. Folgt nun der Triumph als Trainer? Der 61-Jährige ordnet Siegen jedenfalls so gut wie alles unter. Diesen Ruf hat er, im Gegensatz zu einigen seiner Vorgänger, die vor allem attraktiv spielen lassen wollten. Der Coach gilt als pragmatisch, doch wenn er ausgerechnet in Deutschland erneut Erfolg hat, wird man ihn natürlich trotzdem zur Legende ausrufen. 

Das Toptalent: Xavi Simons

Bei eben beschriebenen Trainertypen haben des Youngstars wie Xavi oft schwer. Doch pünktlich vor der EM scheint Koeman verstärkt auf den in der vergangenen Bundesliga Saison so überragend aufspielenden Akteur von RB Leipzig zu setzen. Bei der Generalprobe gegen Island (4:0) traf der für den Rookie of the Season-Award nominierte Xavi sogar. Vielleicht also doch noch erfrischender Offensivgeist für die Niederlande? Von Leverkusens Flügelflitzer Jeremie Frimpong und den vom BVB berufenenen Ian Maatsen und Donyell Malen würde er bestimmt Unterstützung erhalten. 

Die Erwartungshaltung

Vom Titel für die Niederlande gehen die Wenigsten aus. Das war früher anders, aber früher war auch nicht die Defensive das Prunkstück. So wirklich weiß man wohl auch bei unseren Nachbarn nicht, was man von Oranje erwarten kann. Von einem sicher schwer enttäuschenden Aus in der Gruppenphase bis zu einem etwaigen Klassiker gegen Deutschland im Halbfinale scheint alles möglich. 

Prognose

Die Wahrheit könnte in der Mitte liegen. Da auch die vier besten Gruppendritten in die K.o-Phase einziehen, ist eine Teilnahme im Achtelfinale erwartbar. Platz eins oder zwei könnte dann machbare Gegner aus den Gruppen E - oder F mit sich bringen, Rang drei hingegen könnte ein frühes Duell mit England bedeuten. 

Stars aus der Bundesliga: Matthijs de Ligt (FC Bayern München), Jeremie Frimpong (Bayer 04 Leverkusen), Donyell MalenIan Maatsen (beide Borussia Dortmund), Wout Weghorst (TSG Hoffenheim), Xavi (RB Leipzig)

Österreich

Es gibt nicht wenige, die unseren südlichen Nachbarn zu einer Art Geheimfavoriten der EM auserkoren haben. Nach den Auslosungen scheint dieser Tipp ein größeres Wagnis als vorher, zuletzt verletzte sich auch noch Führungsspieler Xaver Schlager. Dennoch ist diese Mannschaft von Talent gesegnet.

Der Topstar: Marcel Sabitzer

Zum Beispiel mit dem von Marcel Sabitzer. Der Mittelfeldmann zeigte nicht zuletzt in der Champions League grandiose Leistungen, die Borussia Dortmund ins Finale verhalfen. Die halbe Auswahl besteht aus gestandenen Bundesliga-Akteuren, aus denen Sabitzer in seiner zentralen Rolle noch einmal herausragt. Doch auch auf Michael Gregoritsch, Konrad Laimer und Christoph Baumgartner baut der Coach, der wie seine Spieler, ein Mann mit viel Bundesliga-Erfahrung ist. 

Der Trainer: Ralf Rangnick

Ralf Rangnick ist für viele Österreicher der Vater des Erfolgs ihrer Nationalmannschaft. Der "Fußball-Professor" übernahm im Juni 2022. Aus einer bunt zusammen gewürfelten Mannschaft mit einigen Talenten, machte er eine funktionierende Einheit. Das bekam die deutsche Nationalmannschaft erst vergangenen Winter zu spüren, als man der Auswahl des Erfolgs-Architekten seiner Ex-Klubs RB Leipzig und TSG Hoffenheim, 0:2 unterlag. 

Das Toptalent: Nicolas Seiwald

Seine Zahlen aus der ersten Saison mit RB Leipzig sind ausbaufähig. 21 Spiele, davon nur sechs von Beginn an. Doch in der ÖFB-Auswahl ist der 23-Jährige eine feste Größe. In der Schaltzentrale vor der Abwehr zieht er nun schon lange die Fäden. Fast immer an der Seite des nun ausfallenden Xaver Schlager, doch nicht wenige trauen ihm zu, das Heft nun auch ohne seinen Partner in die Hand nehmen zu können. 

Erwartungshaltung

Seit der Auslosung ist klar: Es wird nicht einfach für Furore zu sorgen. Doch es überwiegt der Optimismus aufgrund gezeigter Ergebnisse. Bislang hätte Österreich ja nicht so viel bei Turnieren gezeigt, nun aber "haben wir bei der EM eine gute Möglichkeit, dies zu ändern", beschreibt Ralf Ragnick den Reiz des Turniers in Deutschland. 

Prognose

Wie weit es gehen kann, wird sicher auch mit dem Faktor Glück zusammenhängen. Die Möglichkeit Frankreich oder die Niederlande zu ärgern, insbesondere wenn es bei den Schwergewichten zu Turnierbeginn noch nicht läuft, hat Österreich aber allemal. Auch Rang drei könnte für die K.o-Runde reichen, es wäre erst der zweite Einzug ins Achtelfinale in der eigenen EM-Geschichte. 

Stars aus der Bundesliga: Christoph BaumgartnerNicolas Seiwald (beide RB Leipzig), Michael GregoritschPhilipp Lienhart (beide SC Freiburg), Florian Grillitsch (TSG Hoffenheim), Florian Kainz (1. FC Köln), Konrad Laimer (FC Bayern München), Maximilian Wöber (Borussia Mönchengladbach), Phillipp Mwene (1. FSV Mainz 05), Marcel Sabitzer (Borussia Dortmund), Romano Schmid (SV Werder Bremen), Patrick Wimmer (VfL Wolfsburg)

Polen

Polen hätte sicher mehr Losglück vertragen können und nun fällt auch noch Robert Lewandowski zunächst aus. Dennoch, vorab aufgeben müssen unsere östlichen Nachbarn lange noch nicht! 

Der Topstar: Robert Lewandowski

Über Robert Lewandowski ist insbesondere in der Bundesliga jede Menge erzählt worden. 312 Treffer in Deutschland höchster Spielklasse, eine Rekordsaison (41 Tore), ein legendärer Fünferpack und so weiter. Legenden-Stoff. Eine Legende ist er auch in seiner Heimat. 81 Länderspiel-Tore sind Zeugnis seiner großen Bedeutung für den polnischen Fußball. Nach wie vor zeigt "Lewa", dass man diesen Torriecher nicht verlernt. Es mag nicht mehr alles ganz so selbstverständlich von der Hand gehen, doch der 35-Jährige hat etwa für den FC Barcelona in zwei Saisons auch schon wieder 42 Liga-Treffer erzielt. Nun wird er also gegen die Niederlande fehlen, doch wer - wenn nicht Lewandowski - hat schon bewiesen, dass er immer für ganz entscheidende Tore gut sein kann. Gegen Frankreich und Österreich kann er es beweisen. 

Der Trainer: Michał Probierz

Erst seit September 2023 ist er im Amt, doch sein Wirken hat schon vieles verändert. Mit Vorgänger Fernando Santos fremdelten die Spieler, der Portugiese verpasste es seinerseits, Team und Anhänger von seiner Art Fußball spielen zu lassen, zu überzeugen. Die EM-Quali war in höchster Gefahr, U 21-Coach Probierz sprang ein und rettete selbige. Seit seinem Amtsantritt ist Polen ungeschlagen in acht Spielen. 

Das Toptalent: Nicola Zalewski

In einer überwiegend sehr erfahrenen Mannschaft stechen lediglich ein paar junge Spieler hervor. Darunter allerdings Akteure großer Vereine. Etwa Jakub Kiwior vom englischen Vize-Meister Arsenal oder der kreative Offensivmann Nicola Zalewski. Zuletzt trat der Spieler der AS Roma auch vermehrt bei der Nationalmannschaft in Erscheinung, etwa bei der gelungenen Generalprobe, als viel umjubelter Siegtorschütze zum 2:1 gegen die Türkei. 

Die Erwartungshaltung

Polen ist Außenseiter in dieser Gruppe D. Das weiß man natürlich auch bei den leidenschaftlichen Anhängern. Jedes Tor gegen die favorisierten Franzosen oder Niederländer dürfte aber ausgiebig bejubelt werden und so könnte der Funke auf die Mannschaft überspringen. 

Prognose

Ein Weiterkommen bleibt trotzdem nicht sehr wahrscheinlich. Zwar ist die Form gut, die letzten fünf Spiele gewannen die Weiß-Roten, doch insbesondere wenn Lewandowski - der Fixpunkt der Offensive - nicht richtig fit ist, könnte es schwer werden, die notwendigen Punkte zu sammeln. 

Stars aus der Bundesliga: Tymoteusz Puchacz (1. FC Kaiserslautern)