Vor dem Klassiker Borussia Dortmund gegen FC Bayern München am Samstag um 18.30 Uhr spricht FCB-Legende und Bundesliga-Botschafter Lothar Matthäus im Interview über das Spitzenspiel des 14. Spieltags. Er erwartet eine spannende Partie und freut sich besonders auf das Torjäger-Duell Erling Haaland gegen Robert Lewandowski.

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bundesliga.de: Lothar Matthäus, die schwerste Frage zuerst: Wer gewinnt den Klassiker?

Lothar Matthäus: Ich glaube, es wird ein offenes Spiel. Der FC Bayern München hat zwar die letzten sechs Pflichtspiele gegen Borussia Dortmund alle gewonnen, aber mit Joshua Kimmich fehlt ein zentraler Spieler und auch Leon Goretzka ist fraglich. Wenn die zentrale Mittelfeldachse ausfällt, wäre das ein herber Verlust. Für Dortmund ist wichtig, dass Erling Haaland wieder zur Verfügung steht. Mit ihm in der Startelf wird es eine enge Kiste. Bayern ist grundsätzlich natürlich trotzdem der Favorit.

bundesliga.de: Was für ein Spiel können die Zuschauer erwarten?

Matthäus: Es wird zu 100 Prozent ein enges Spiel, ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine klare Angelegenheit wird. In der Allianz Arena waren die Bayern in diesem Duell meist dominant, aber die Spiele in Dortmund sind oft deutlich enger und kampfbetonter. Beide Mannschaften werden nicht die totale Offensive suchen, sondern körperbetont auftreten und sich in den Zweikämpfen Respekt verschaffen wollen. In der Offensive sind beide Teams stark besetzt, sie können sich auf mehr Spieler verlassen als nur Haaland und Robert Lewandowski. Ich glaube aber, dass die Bayern den Dortmundern nicht den Gefallen tun werden, vorne mit sechs oder sieben Leuten zu pressen.

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Matthäus: "Ein absolutes Spitzenspiel"

bundesliga.de: Für die beiden Trainer und auch einige Spieler ist es der erste Klassiker. Was erwartet sie dort, was macht das Spiel so besonders?

Matthäus: Das riesige Interesse auf der ganzen Welt ist das Besondere. Knapp 200 Länder werden dieses Spiel verfolgen. Es ist dazu noch ein absolutes Spitzenspiel, der BVB kann mit einem Sieg neuer Tabellenführer werden. Für das Dortmunder Spiel ist es wichtig, dass eine gute Atmosphäre herrscht. Auch wenn das Stadion nicht ausverkauft sein kann, wird der BVB durch seine Fans vor Ort beflügelt werden.

Der Klassiker #BVBFCB in Zahlen

bundesliga.de: Beim BVB kehren viele Verletzte wieder zurück, die Bestbesetzung ist fast erreicht. Ist Dortmund damit auf Augenhöhe mit den Bayern?

Matthäus: Nein. Bayern ist das dominante Team in Deutschland und zudem auch in Europa führend. Das sieht man am Auftreten in der Champions League, wo der FCB alle Gruppenspiele gewonnen hat. Dortmund hat in einem Spiel gegen die Bayern immer die Chance, zu gewinnen. Aber wenn beide zehn Mal gegeneinander spielen würden, dann gewinnt Bayern wahrscheinlich sieben Partien.

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Match-Facts-Vergleich: Wo der BVB die Bayern übertrumpft

bundesliga.de: Die Bayern müssen auf Joshua Kimmich verzichten, der im Klassiker oft besonders groß aufspielt. Wie hart trifft sie dieser Ausfall?

Matthäus: Kimmich ist nicht nur aufgrund seines leidenschaftlichen Auftretens, sondern auch aufgrund seiner Qualität ein wichtiger Faktor. Er hat in der Vergangenheit mit seinen Aktionen schon Spiele gegen Dortmund entschieden. Für mich steht er auf einer Stufe mit Lewandowski, Manuel Neuer und Thomas Müller. Nicht umsonst hat Bayern mit ihm verlängert. Ich bin sicher, dass er irgendwann sowohl im Verein als auch in der Nationalelf das Kapitänsamt von Neuer übernehmen wird, wenn der seine Karriere beendet. Für die Bayern wird er weiter ein Erfolgsgarant sein, wenn andere Säulen des Teams irgendwann wegbrechen.

bundesliga.de: Das Torjäger-Duell Haaland gegen Lewandowski kann zum Glück stattfinden. Was gefällt Ihnen an den beiden Stürmern am besten?

Matthäus: Es gibt wenig, was über diese beiden noch nicht gesagt wurde, die Superlative gehen einem irgendwann aus. Für mich sind die beiden derzeit, neben Karim Benzema von Real Madrid, die besten klassischen Neuner auf der Welt. Lewandowski steht für mich sogar auf Platz eins und Haaland wird ihn irgendwann ablösen. Beide sind enorm wichtig für ihre Mannschaften. Man merkt, dass sich die anderen Spieler wohler fühlen, wenn sie da sind, denn sie machen auch mal aus keiner Chance ein Tor.

"Haaland wird der beste Stürmer der Welt"

bundesliga.de: Robert Lewandowski wurde zum besten Stürmer des Jahres gewählt und wurde zudem Zweiter beim Ballon d'Or. Trauen Sie Erling Haaland zu, eines Tages ebenso erfolgreich zu werden?

Matthäus: Für mich war Lewandowski in diesem Jahr der heimliche Gewinner beim Ballon d'Or. Und Haaland wird ihm irgendwann folgen. Ich bin sicher: Haaland wird der beste Stürmer der Welt! Er ist in seiner Entwicklung schon weiter, als es Lewandowski mit 21 Jahren war. Wenn er mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt, dann wird er eine ähnliche Karriere machen wie Lewandowski.

"Haalandowski" wäre der ultimative Stürmer

bundesliga.de: Der FC Bayern hat im Kalenderjahr schon 102 Tore erzielt, so viele wie keine andere Mannschaft jemals zuvor. Der FCB war immer schon stark, aber scheint sogar noch besser zu werden. Wie erklären Sie sich das?

Matthäus: 102 Tore zu schießen, das ist einmalig, sensationell - und noch sind ja vier Spiele übrig. Bayern hat eine offensive Ausrichtung, die war unter Hansi Flick sogar noch offensiver als unter Julian Nagelsmann. Sie haben Spieler, die Schnelligkeit, Dribbelstärke und Schlitzohrigkeit besitzen, da will ich auch gar keinen herausheben, das gilt praktisch für alle im Angriff. Von der Bank kommt hohe Qualität, gefühlt sind das alles Stammspieler. Mit ihrer Genialität haben sie immer die Möglichkeit, zum Torerfolg zu kommen. Davon profitiert auch Lewandowski. Ohne seine starken Mitspieler wäre er nicht in die Geschichtsbücher eingegangen. Im Zentrum steht immer das Team.

Der Klassiker von A bis Z

bundesliga.de: Erwarten Sie einen spannenden Meisterschaftskampf zwischen Dortmund und Bayern?

Matthäus: Wir wünschen uns das sicher alle. Bayern hat in dieser Saison schon das eine oder andere Mal geschwächelt. Sie müssen hoffen, dass sich ihre wichtigsten Spieler nicht verletzen. Der Favorit ist Bayern, aber Dortmund ist nah dran. Der BVB hat in dieser Saison auch durchwachsene Spiele gewonnen, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war. Es tut der Bundesliga gut, dass der BVB den Bayern einen solchen Kampf liefert. Ich würde mir auch als ehemaliger Bayern-Spieler wünschen, dass die Entscheidung über die Meisterschaft diesmal erst am 34. Spieltag fällt.

Interview: Tim Müller

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