Die deutsche Nationalmannschaft jubelt beim 3:1-Sieg - © IMAGO/ZUMA Wire
Die deutsche Nationalmannschaft jubelt beim 3:1-Sieg - © IMAGO/ZUMA Wire
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DFB-Team macht "einen sehr guten Schritt" beim Debüt von Julian Nagelsmann gegen die USA

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Julian Nagelsmann bescheinigte dem DFB-Team "einen sehr guten Schritt" bei seinem Debüt-Sieg gegen die USA. Schlüsselspieler war ein "überragender" İlkay Gündoğan. Für Mats Hummels war sein Deutschland-Comeback ein "absolut besonderer Moment".

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"Ich hatte das Gefühl, dass wir zu früh das Spiel entscheiden wollten", erklärte der neue Nationaltrainer nach seinem Debüt-Spiel die wechselhafte erste Hälfte. Nach mehreren guten Chancen auf beiden Seiten konterte die USA nach einer DFB-Chance stark über den ehemaligen Dortmunder Christian Pulisic, der am Ende vom Strafraumrand abzog und den Ball zur Heimführung rechts oben in Winkel versenkte.

Doch Deutschland kam zurück, nutzte dann eine eigene Chance durch İlkay Gündoğan zum Ausgleich und war vor allem nach der Pause deutlich besser. "In der ersten Halbzeit hatten wir noch nicht ganz so viel Zugriff. Aber die Jungs haben nach der Halbzeit sehr, sehr gut gespielt", lobte Nagelsmann den Schritt nach vorne innerhalb des Debüt-Spiels.

"Wir hatten in der zweiten Halbzeit weiter ein schnelles Spieltempo, aber viel mehr Geduld. Wir waren gut in den Positionen und haben mit viel mehr Kontrolle die Chancen herausgespielt." Die DFB-Mannschaft hatte die USA im zweiten Durchgang fest im Griff - kein einziger Schuss der Gastgeber fand seinen Weg aufs Tor. In Halbzeit eins hatten die Gastgeber gleich drei Topchancen.

Deutschland feiert 3:1-Sieg in den USA

Der DFB-Kapitän übernimmt Verantwortung gegen die USA - IMAGO/USA TODAY Network

"Überragender" Gündoğan und das spielstarke Zentrum

Ein wichtiges Element der neuen Spielausrichtung von Nagelsmann war vor allem der kreative Kern der Mannschaft. Im gespielten 4-2-2-2 bildeten trotz des krankheitsbedingten Ausfalls von Joshua Kimmich mit İlkay Gündoğan und Pascal Groß "zwei extrem spielstarke Sechser" das defensive Mittelfeld. Davor agierten mit Florian Wirtz und Jamal Musiala "zwei extrem spielstarke Zehner, die beide im Halbraum sehr gefährlich sind", erklärte Nagelsmann vor der Partie. Und der Plan ging auf.

Immer wieder konnte der DFB sich über das spielstarke Zentrum nach vorne arbeiten. Im eigenen Ballbesitz schob Leroy Sané aus der Doppelspitze rechts in die Breite, Robin Gosens schob auf der linken Seite extrem hoch und die übrige Abwehrkette bildete einen Dreieraufbau. Dadurch bekam der Kreativ-Kern im Zentrum eine gute Absicherung und spielerische Freiheiten. So donnerte etwa Groß bereits nach elf Minuten einen Ball an den rechten Pfosten, nachdem sich Wirtz in halblinker Position gegen drei USA-Verteidiger durchgesetzt und seinem Mittelfeldkollegen in zentraler Position aufgelegt hatte.

Musiala und Wirtz: Zwei Top-Youngster der Bundesliga

Angeführt wurde das Zentrum der Top-Youngster und dem DFB-unerfahrenen Groß von Kapitän Gündoğan. Der Spielmacher des FC Barcelona war immer wieder federführend zugange und erzielte bezeichnenderweise auch den wichtigen 1:1-Ausgleichstreffer. Nationalcoach Julian Nagelsmann lobte seinen Spielführer nach der Partie: "İlkay Gündoğan hat ein überragendes Spiel gemacht. Wahnsinn! Das war die Gier, die wir vor dem Tor brauchen. Ilkay bleibt beim 1:1 nicht stehen, sondern macht weiter."

Der ehemalige Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund gab das Lob an seinen Nationaltrainer zurück: "Man hat gesehen, dass er eine gewisse Art und Weise von uns fordert, Fußball zu spielen. Heute hat das in einigen Szenen echt gut geklappt." Dass es zwar auch Verbesserungswürdiges gibt, "ist normal, das braucht Spiele. Mit diesem Ergebnis haben wir einen guten Start hingelegt und hoffen, dass es von Spiel zu Spiel besser wird." 

Die Flügelspieler als Joker im Zentrum

Der Fokus lag also auf dem Offensivspiel durchs Zentrum, doch dabei spielten auch die Flügelspieler, im Ballbesitz Gosens und Sané, eine entscheidende Rolle. Julian Nagelsmann agierte schon beim FC Bayern München und RB Leipzig in der Bundesliga nach dem Konzept der "minimalen Breite". Oder anders ausgedrückt: "So wenig Breite wie möglich, so viel Breite wie nötig." Obwohl die Flügelspieler die gegnerische Abwehr auseinanderziehen sollen, ist es auch immer wieder ihre Aufgabe, ins Zentrum einzurücken und mit oder ohne Ball für Gefahr zu sorgen.

Die taktische Entwicklung von Julian Nagelsmann

"Die Bewegungen vom Flügel ins Zentrum machen Sinn. Das haben wir viel angesprochen. Spieler, die vom Flügel ins Zentrum dribbeln, sind immer schwer zu verteidigen", erklärte Nagelsmann das tolle Sané-Dribbling von rechts bis links neben das Tor, auf das der Ausgleichstreffer folgte. Beim 3:1-Schlusstreffer war es Musiala, der sich weit nach links fallen ließ und ebenfalls bis neben den zweiten Pfosten dribbelte, eher er per Doppelpass in die Tiefe kam und abschloss.

Doch auch das 2:1-Führungstor durch Niclas Füllkrug wurde von einem Flügelspieler vorbereitet. Gosens, nominell eigentlich Linksverteidiger, war nicht nur weit aufgerückt, sondern schob im entscheidenden Moment auch super ein. Nachdem er zunächst die Breite gehalten hatte, bot er sich zentraler als Anspielstation an und schickte Füllkrug per One-Touch-Pass hinter die Kette. Dieser versenkte die beste von drei guten Chancen im Netz. "Der Ball von Robin ist sehr gut. Der Schlüssel ist aber seine gute Positionierung", lobte Nagelsmann den Flügelspieler des 1. FC Union Berlin, "er darf da nicht am Flügel parken, sondern soll mit in die Box kommen. Das hat Robin gut gemacht."

Mats Hummels bei seinem DFB-Comeback - IMAGO/MIS

Hummels: "Ein absolut besonderer Moment"

"Ich erwarte mir von den Spielern in der Viererkette, dass sie viel miteinander sprechen. In den letzten Länderspielen gab es zu viele Gegentore und es wurden zu viele Chancen zugelassen", erklärte Nagelsmann vor der USA-Partie, warum er die Defensivreihe aus Gosens, Antonio Rüdiger, Jonathan Tah und DFB-Comebacker Mats Hummels gewählt hatte. Dabei sollte der BVB-Verteidiger vor allem als "Organisator" dienen, wenn auch nicht alleine.

Nach 45 Minuten der Eingewöhnung mit einigen Defensivproblemen klappte das hervorragend. Die DFB-Elf ließ nichts mehr zu, die Abwehrkette hatte sich organisiert. "In der ersten Halbzeit hatte die USA größere Räume, das haben wir etwas angepasst", erklärte Hummels die Pausenänderung, welche zum Erfolg führte. Doch vor allem habe man weniger Bälle verloren, die gefährliche Kontersituationen öffneten.

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Der neue und alte Organisator der Defensivreihe hatte zu Beginn auch mit einem ungewohnten Problem zu kämpfen: "Ich war nervöser, als ich gedacht habe", gab Hummels zu, "es war ein absolut besonderer Moment." Der Weltmeister von 2014 wurde nach über zwei Jahren zum ersten Mal wieder für die deutsche Nationalmannschaft nominiert. "Vor dem Spiel hat es Spaß gemacht, aber auch auf dem Platz zu stehen war sehr schön", resümierte Hummels nach seinem DFB-Comeback.

Der Angriff ums Youngster-Duo aus Musiala und Wirtz, Kapitän Gündoğan als Organisator im Zentrum und die neu formierte Defensive rund um Hummels - so möchte der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann wohl auf die Heim-EM 2024 zusteuern.

Niklas Staiger