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bundesliga

Das fehlende Puzzleteil: Anthony Modeste ersetzt bei Borussia Dortmund Sebastien Haller

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Nach der Schockdiagnose von Sebastien Haller (bösartiger Hodentumor), der lange ausfallen wird, ist Borussia Dortmund schnell auf die Suche nach einem Ersatz gegangen. Die Liste der potenziellen Namen war so lange wie spektakulär. Geworden ist es am Ende Anthony Modeste vom 1. FC Köln. Der Franzose erfüllt exakt jenes Profil, das der BVB gesucht hat.

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Dass der Ball bei Borussia Dortmund an guten Tagen äußerst sehenswert durch die Reihen zirkuliert, ist kein Geheimnis. Viele Jahre setzten die Schwarz-Gelben deshalb auf den Typ "mitspielender Mittelstürmer", auch als "falsche Neun" bekannt. Pierre-Emerick Aubameyang, Paco Alcacer, Mario Götze: Sie alle gehörten eher zu diesem Profil als zur Spezies des bulligen Strafraumstürmers.

Erst mit Erling Haaland brachte der Dortmunder Mittelstürmer mehr Physis mit. Ein reiner Strafraumstürmer war der Norweger trotz seiner unfassbaren Torquote aber Mitnichten. Meist wurde Haaland mit langen Steilpässen von der Mittellinie geschickt, um dann seine Schnelligkeit auszunutzen. Für seine Körpergröße von 1,94 war er außerdem verhältnismäßig schwach beim Kopfballspiel. Mit Sebastien Haller sollte jetzt der Wechsel auf einen klaren Neuner komplett vollzogen werden. Haller hat seine Stärken im Strafraum beim Abschluss, er ist enorm kopfballstark, nimmt aber vergleichsweise selten am Spielaufbau teil. Aber: Auf seine Dienste wird Dortmund lange verzichten müssen, bevor dieses Kapitel überhaupt erst beginnen konnte.

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Mit Anthony Modeste hat Dortmund aber schnell einen Ersatz gefunden, der dem gesuchten Positionsprofil exakt entspricht. Auch Modeste ist eine ungeheure Wucht im Strafraum. Fast alle seine Tore erzielt er von innerhalb der Box. Sportdirektor Sebastian Kehl sieht den Franzosen daher als perfekte Ergänzung: "Wir hatten uns nach der Analyse der vergangenen Spielzeit bewusst dazu entschieden, einen eher klassischen Stoßstürmer zu verpflichten, der unserem Offensivspiel eine gewisse Körperlichkeit, Kopfballstärke und Torgefahr verleiht.“

Beim Kopfballspiel ist der 34-Jährige dem sechs Jahre jüngeren Haller sogar noch überlegen. 2021/22 erzielte Modeste exakt die Hälfte seiner 20 Treffer mit dem Kopf. Kein Spieler in den europäischen Top-Ligen kam sonst noch auf zehn Kopfballtore. In der Bundesliga war seit Beginn der Datenerfassung in dieser Statistik nur noch sein ebenfalls sehr bulliger Dortmunder Vorgänger Jan Koller in der Saison 2004/05 erfolgreicher.

Für den BVB, der in der Vorbereitung viele Flanken einstudiert hat, um die Stärken Hallers perfekt zu nutzen, kommt nun eine neue Dimension in das Offensivspiel hinzu. Denn lange Zeit waren hohe Hereingaben maximal bei Ecken von Erfolg gekrönt, wenn kopfballstarke Abwehrspieler wie Mats Hummels aufgerückt waren. Zuletzt hatte man sich zwar schon verbessert, aber nun müssen die Gegner auch zusätzlich noch den besten Kopfballspieler Europas fürchten. 20 Tore nach Standards waren dem BVB schon in der letzten Saison geglückt (zweitbester Wert ligaweit). Jetzt stehen die Zeichen gut, dass es noch deutlich mehr werden dürften.

Die Kopfballstärke des Franzosen ist auch in Dortmund bereits bekannt - IMAGO/Laci Perenyi/IMAGO/Laci Perenyi

Modeste als Vorbild für Moukoko

Modeste ist aber mehr als nur ein Kopfballungeheuer. Seine Ballannahme hat er über die Jahre ebenso perfektioniert wie seine Direktabnahmen. Modeste ist ein Spieler, der nicht lange fackelt und sofort abzieht. In der letzten Saison hat er alleine 109 Torschüsse abgegeben. Ligaweit wurde dieser Wert nur noch von Robert Lewandowski übertroffen. Quantität und Qualität stehen beim Franzosen aber in einem günstigen Verhältnis. 20 dieser Torschüsse landeten am Ende im gegnerischen Netz.

Und natürlich ist Modeste auch ein Spieler, der die Bundesliga bestens kennt und sofort weiterhelfen kann. Auf 83 Bundesliga-Tore kann er in seinen 189 Einsätzen immerhin schon verweisen. An ihm kann auch noch ein Youngster wie Youssoufa Moukoko wachsen, der in den ersten beiden Pflichtspielen der Saison als Mittelstürmer in die Presche sprang. Doch allzu viel Last will man beim BVB auch nicht auf die Schultern des 17-Jährigen legen: "Es wird viele Spiele in einem hohen Rhythmus geben. Deshalb ist da die Idee, dem Kader etwas dazuzugeben, was aktuell noch fehlt", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl, ohne aber den Glauben an Moukoko zu verlieren, der beim Bundesliga-Auftakt gegen Bayer Leverkusen entscheidend am Siegtor beteiligt war: "Die Entscheidung ist nicht gedacht, um den Glauben an ihn zu verlieren. Wir werden weiter auf ihn bauen."

Erstmals Champions League für den Franzosen

Im Gegensatz zu Moukoko ist Modeste wiederum kein Stürmer, der allzu oft an Kombinationen und am Spielaufbau beteiligt ist. Mit durchschnittlich 26 Ballbesitzphasen pro Partie war er 2021/22 ligaweit am seltensten am Spielgerät. Er ist hier auf die Pässe seiner Mitspieler angewiesen. Mit den explosiven Außenstürmern Donyell Malen und Karim Adeyemi sowie den Spielmachern aus der Tiefe, Marco Reus und Jude Bellingham, hat Modeste hier aber perfekte Zuarbeiter unter seinen neuen Teamkollegen. Die Grundvoraussetzungen sind also perfekt.

Für Modeste bietet sich im Spätherbst seiner Karriere aber auch noch einmal die Möglichkeit zu etwas ganz Neuem. Noch nie hat der 34-Jährige im Europapokal gespielt. Jetzt dürfte er schon bald seine Champions-League-Premiere feiern. Im Idealfall standesgemäß mit einem Kopfballtor. "Mit dem Angebot des BVB hat sich für mich die in meinem Alter einmalige Chance ergeben, auch in der Champions League spielen und mich auf höchstem Niveau beweisen zu können. Ich freue mich über diese Gelegenheit und verspreche, dass ich alles für den Erfolg des Teams und des gesamten Klubs geben werde", so der Stürmer bei seiner Vertragsunterschrift.