Jubel am 33. Spieltag - © Getty Images / Selim Sudheimer und IMAGO / Treese / Nordphoto
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Wahnsinn im Keller, zwei Aufsteiger und Leverkusens Nummer 50

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Köln gewinnt in letzter Minute gegen Union und hat noch Chancen auf den Klassenerhalt, während Mainz den BVB 3:0 nach Hause schickt. Mit Holstein Kiel und dem FC St. Pauli stehen die ersten Aufsteiger fest und Bayer 04 Leverkusen bleibt auch im 50. Pflichtspiel ungeschlagen - hier gibt's die Top-Themen des 33. Spieltags!

1) Leverkusen macht die 50 voll

Bayer 04 Leverkusen ist einfach nicht zu bezwingen. Auch an dem Ort, wo die Werkself am 27. Mai 2023 zuletzt ein Pflichtspiel verlor, führte sie ihre Rekord-Serie fort. Damals musste sich das Team von Xabi Alonso 0:3 beim VfL Bochum geschlagen geben, nun setzte sich Bayer 04 5:0 an der Castroper Straße durch. Dabei startete der VfL mutig in die Partie, war aber früh in Unterzahl, da Felix Passlack nach einem Foul als letzter Mann gegen Nathan Tella die Rote Karte in der 15. Minute sah. Zwar wehrten sich die Hausherren lange Zeit mit zehn Mann, in der 41. Minute eröffnete aber Patrik Schick den erfolgreichen Abend der Werkself.

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"Bochum kam so, wie wir sie erwarten haben, druckvoll und Mann gegen Mann. Darauf haben wir uns die letzten Tage vorbereitet. Nach der Roten Karte war natürlich klar, dass das Spiel eine komplette Wendung nimmt, und dann haben wir es schon in der ersten Halbzeit in unsere Richtung gelenkt mit den ersten zwei Toren“, sagte Jonas Hofmann nach dem Spiel. Victor Boniface (45.+2), Amine Adli (76.), Josip Stanišić (86.) und Alejandro Grimaldo (90.+3) machten den unglaublichen Rekord von 50 ungeschlagenen Pflichtspielen perfekt. Durch den 5:0-Sieg ist Leverkusen nach dem FC Bayern der zweite Verein, der eine Bundesliga-Saison ohne Auswärtsniederlage überstand (14 Siege, drei Remis). Der Rekordmeister schaffte dies 1986/87 und 2012/13. Obendrein spielte die Werkself zum 16. Mal in dieser Bundesliga-Saison zu null und hat damit den Vereinsrekord aus der Saison 2014/15 eingestellt.

Die letzte Hürde für die perfekte Bundesliga-Saison wartet nun am 34. Spieltag, wenn der FC Augsburg zu Gast in der BayArena ist. "Wir haben jetzt noch eine komplette Woche vor uns, dann erreichen wir hoffentlich nächsten Samstag etwas Einzigartiges und dann kommen die zwei Finals. Das ist dann die Woche, in der wir die Saison krönen können", so Hofmann, der mit Bayer 04 Leverkusen in dieser Spielzeit mehrfach Geschichte schreiben könnte. 

2) Kampf um die Vizemeisterschaft

Nein, der VfB Stuttgart ist nicht, wie das einige Experten vorher prognostiziert hatten, eingebrochen in dieser Bundesligasaison. Der ungefährdete Auswärtssieg in Augsburg eine Woche nach dem emotionalen Sieg gegen Bayern zeigte, wie gefestigt die Truppe von Sebastian Hoeneß ist. Der Erfolg am Freitag markierte den 22. Sieg im 33. Saisonspiel. Nach dem verdienten Führungstreffer kurz nach der Halbzeit ließen die Gäste nichts mehr anbrennen.

Einmal mehr avancierte Serhou Guirassy zum Matchwinner, steht jetzt bei 26 Toren in 27 Bundesliga-Einsätzen dieses Spieljahres. Mit seinem Treffer sorgte der Torjäger am Freitagabend dafür, dass der VfB seine Zählerausbeute auf 70 ausbaute – was eine weitere Bestmarke des Clubs bedeutet, der seit Einführung der Drei-Punkte-Rechnung vorher nur in seiner Meistersaison 2006/07 so viele sammelte.

Die Trainerstimmen zum 33. Spieltag

"Wir haben ein Spiel gesehen, mit dem wir unsere Erfolgsgeschichte fortgesetzt haben", sagte Stuttgarts Sportdirektor Fabian Wohlgemuth unmittelbar nach dem Abpfiff. "Jetzt kommt noch ein wichtiges Spiel, um den Erfolg zu zementieren." Und die gleiche Richtung gab auch Trainer Sebastian Hoeneß direkt vor: "Wir haben am letzten Spieltag ein Endspiel um den zweiten Platz."

Das darf durchaus als Kampfansage an den FC Bayern verstanden wissen, der am Sonntag mit einem Sieg gegen den VfL Wolfsburg wieder an den Schwaben vorbeizog und den alten Abstand um zwei Zähler wieder herstellte. 

Stuttgart misst sich am 34. Spieltag mit geretteten Gladbachern. Bayern muss nach Hoffenheim. Der Kampf um die Vizemeisterschaft - und die mögliche Teilnahme am Supercup - bleibt also bis zum letzten Spieltag spannend!

3) 1. FC Köln wehrt sich tapfer gegen Abstieg

Der 1. FC Köln hofft nach einem echten Drama weiter auf den Klassenerhalt. Die Geißböcke drehten am 33. Spieltag beim 3:2 (1:2) gegen den 1. FC Union Berlin nach einem 0:2-Rückstand ganz spät das Spiel - waren bis vier Minuten vor Spielende abgestiegen. Florian Kainz traf zum Anschluss (45., Foulelfmeter). Die Joker Steffen Tigges (87.) und Damion Downs (90.+3) sorgten für unfassbare Szenen am Rhein und dafür, dass Union bei einem ausstehenden Spiel "nur" drei Punkte und drei Tore vor den Kölnern steht. 

Nach dem 3:2-Sieg gegen Union Berlin erklärte FC-Torwart Marvin Schwäbe, wie es das Team geschafft hat, nach dem frühen Rückstand zurückzukommen. "Es ist nicht in Worte zu fassen, wie geil es sich in dem Moment anfühlt. Natürlich bist du nach dem 0:2-Rückstand gebrochen. Dein Matchplan wird durch eine Ecke und einen Elfmeter über den Haufen geworfen. Wir haben aber an uns geglaubt, haben gekämpft und alles reingeworfen und das ist das Ergebnis. Wir haben heute verdient gewonnen. Unsere Einwechselspieler haben eine Energie hereingebracht, die uns gutgetan hat. Das braucht es, um solch eine Aufholjagd zu starten. Ich bin einfach stolz auf die Mannschaft und freue mich auf unser Finale am Samstag."

Totgesagte leben länger: Köln erspielt sich ein weiteres Endspiel um den Klassenerhalt

Der 1. FSV Mainz 05 ist für die Kölner seit dem überraschend deutlichen 3:0-Erfolg am Samstagabend gegen Borussia Dortmund zwar außer Reichweite- Dennoch reist der FC reist am 34. Spieltag mit neuer Hoffnung zum 1. FC Heidenheim. Union bekommt es zu Hause mit dem SC Freiburg zu tun – und für beide geht es weiter um den Klassenerhalt. Köln könnte bei einem Sieg und zeitgleicher Niederlage der Hauptstädter noch die Relegation erreichen. Union hofft auf eine eigene gute Leistung und zeitgleiche Ausrutscher der Mainzer gegen Wolfsburg.
Die 05er strotzen nach dem Sieg über Borussia Dortmund aber voller Selbstvertrauen. Jae-sung Lee erklärte nach dem Sieg: "Wir mussten heute gewinnen. Deswegen haben wir in der ersten Halbzeit sehr intensiv gespielt. Das ist genau unser Spiel. Meine Tore habe ich nicht alleine gemacht, wir haben sie uns zusammen als Mannschaft erarbeitet. Deswegen bin ich sehr glücklich. Wir müssen fokussiert bleiben für das nächste Spiel."
Sportdirektor Martin Schmidt ergänzte: "Das Kölner Resultat hat uns nochmal einen Push gegeben. Jetzt ist im letzten Spiel alles möglich. Wir müssen die Vorlage jetzt verwerten und wollen in Wolfsburg auf Sieg spielen."

4) Spannung bis nach Saisonende

Auch eine halbe Stunde nach Abpfiff war das Stadion nach rappelvoll. Keiner der fast 35.000 Zuschauer war gegangen. Unten auf dem Rasen standen alle Spieler beider Mannschaften Spalier – und sie alle feierten nur einen Mann: Christian Streich. Nach 29 Jahren beim Sport-Club Freiburg, davon zwölfeinhalb als Coach der Profimannschaft, trat der Cheftrainer letztmals daheim an – und wurde anschließend gebührend verabschiedet.

Sportlich lief das letzte Heimspiel nicht ganz nach Wunsch. Im Duell der Europacup-Jäger reichte es für den SC nur zu einem 1:1 gegen den 1. FC Heidenheim 1846. Auch im achten Heimspiel in Folge gingen die Freiburger damit nicht als Sieger vom Platz. Im Rennen Richtung Europa tat das den Breisgauern indes keinen Schaden. Und das ist so spannend wie lange nicht mehr. Die fünf Plätze in der Champions League sind bereits sicher vergeben. Auch Platz sechs, der bei einem Triumph von Borussia Dortmund im Finale der Champions League noch zur Teilnahme an der europäischen Spitzenklasse reichen kann, wird am letzten Spieltag zwischen Eintracht Frankfurt und der TSG Hoffenheim im Fernduell ausgespielt, wobei die Hessen die bessere Ausgangslage haben.

Aber dahinter streiten fünf Clubs um ein bis zwei Plätze in der Europa League und einen Startplatz in der Conference League. Vor dem Saisonfinale hat Freiburg (42 Punkte) auf Platz sieben die besten Karten, muss noch zum um den Klassenerhalt kämpfenden 1. FC Union Berlin. Heidenheim, der FC Augsburg und SV Werder Bremen lauern alle drei mit je drei Punkten Rückstand aber dem deutlich besseren Torverhältnis dahinter. Sollte Freiburg verlieren, könnte für einen der drei Clubs das Goldene Ticket winken. Der Siebte ist am Ende sicher in einem Europapokal. Sollte der BVB aber die Champions League und Bayer 04 Leverkusen den DFB-Pokal gewinnen, könnte sogar der Neunte noch in Europa antreten. Es bleibt spannend – auch nachdem die Bundesliga-Saison am kommenden Samstag beendet sein wird.

5) Neue Gesichter für die Bundesliga

Mit dem FC St. Pauli und Holstein Kiel stehen seit dem Wochenende die zwei direkten Aufsteiger in die Bundesliga fest. Der Kiezclub aus Hamburg machte am Sonntag durch einen 3:1-Erfolg gegen Osnabrück die erste Bundesliga-Rückkehr seit 13 Jahren perfekt. Für die Störche aus Kiel ist es sogar der erste Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse überhaupt. Holstein ist zudem der erste Bundesligist aus Schleswig Holstein.

Kiel reichte am 33. Spieltag ein 1:1 (1:0) gegen Fortuna Düsseldorf, um den Aufstieg perfekt zu machen. Hunderte von auf den Platz gestürmte Fans jubelten den Spielern, die auf den Dächern der Auswechselbänken feierten, zu und skandierten mit den Aufstiegshelden unisono: "Bundesliga, Bundesliga - Hey, Hey." Danach begann die große Aufstiegsparty.

Holstein Kiel ist der 58. Club in der Geschichte der Bundesliga. Nach zwei erfolglosen Versuchen, über die Relegation ins deutsche Oberhaus aufzusteigen, erkämpfen sich die Störche unter Trainer Marcel Rapp den direkten Aufstieg in die Bundesliga. Eigentlich sollte es eine Saison des Umbruchs sein für Holstein Kiel. Eine Menge wichtiger Spieler wie Kapitän Hauke Wahl, Leistungsträger Fabian Reese und Routinier Alexander Mühling verließen den Verein. Der erfahrene Fin Bartels beendete seine Karriere. 16 Spieler verließen die Störche im vergangenen Sommer. Doch Trainer Marcel Rapp und sein Team beim Nordclub konnten die Abgänge durch clevere Transfers auffangen und formten schnell eine Einheit aus den vielen frischen Gesichtern. Nächste Saison geht es gegen Bayern, den BVB und Co.

Auf solche Duelle darf sich ebenfalls der selbst ernannte "Weltpokalsieger-Besieger" 2001 vom Hamburger Kiez freuen. Kapitän Jackson Irvine wurde nach dem 3:1-Erfolg gegen Osnabrück am Sonntagnachmittag auf dem Spielfeld von einer Jubeltraube fast verschluckt. Trainer Fabian Hürzeler von Fans "Huckepack" übers Spielfeld getragen. Da war die große Feier nach dem sechsten Bundesliga-Aufstieg nach 1977, 1988, 1996, 2002 und 2011 bereits im vollen Gange.