Trainer-Duell im Klassiker: Edin Terzic gegen Thomas Tuchel - © DFL
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Thomas Tuchel gegen Edin Terzic: Die Trainer im Klassiker

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Der Klassiker Bayern München gegen Borussia Dortmund am Samstagabend (Anstoß: 18:30 Uhr) wirft seine Schatten voraus. Angesichts des Trainerwechsels beim FCB richtet sich der Fokus auch noch einmal besonders auf das Duell an der Seitenlinie.

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Unterschiedliche Vergangenheit

Wenn der FC Bayern München auf Borussia Dortmund trifft, ist Brisanz vorprogrammiert. Durch den Trainerwechsel beim Rekordmeister kommt es nun zu einem interessanten Duell an der Seitenlinie, denn die Karrieren und Herangehensweisen von Thomas Tuchel und Edin Terzic könnten kaum unterschiedlicher sein.

Mit acht Spielen für die Stuttgarter Kickers in der 2. Bundesliga kann Tuchel auf eine etwas erfolgreichere Profikarriere zurückblicken. Als er 1998 im Alter von 24 Jahren verletzungsbedingt die Fußballschuhe an den Nagel hängen musste, führte ihn sein Weg als Trainer zu Ralf Rangnick nach Ulm in die Regionalliga. Der heute 49-Jährige übernahm eine Jugendmannschaft in Stuttgart (damals von Rangnick trainiert) und lernte fast ein Jahrzehnt lang das Handwerk des Jugendfußballs, unter anderem in Augsburg und Mainz, bevor er 2009 den Posten des Cheftrainers bei den 05ern übernahm. In den fünf Jahren, die er dort verbrachte und in denen er die Mainzer in ihrer besten Bundesliga-Saison 2010/11 auf den fünften Platz führte, hatte Tuchel den Ruf als taktisch kluger Kopf, der ihm einige der höchsten Ämter im deutschen und später im Weltfußball einbrachte. Nach zwei Jahren bei Borussia Dortmund folgten Stationen bei Paris Saint-Germain, dem FC Chelsea und nun beim FC Bayern München.

Anders sah es bei seinem Gegenüber Edin Terzic aus. 61 Einsätze hatte er für den Regionalligisten BV Cloppenburg während seiner spielerischen Laufbahn. Doch nach seinem Studium der Sportwissenschaften schaffte Terzic den Sprung zu einem Bundesliga-Verein und begann 2010 als Scout für Borussia Dortmund zu arbeiten. Damals war er Teil der Verpflichtungen von Spielern wie Robert Lewandowski, Ilkay Gündogan und Marco Reus und erlebte die Meisterschaften 2010/11 und 2011/12 voll mit. Danach startete Terzic seine Trainerlaufbahn in der Jugend des BVB, zunächst als Assistent, und verbrachte, wie Tuchel, ein Jahrzehnt in verschiedenen unterstützenden Funktionen - unter anderem als Assistent von Slaven Bilic bei Besiktas und West Ham United, bevor er dann im Dezember 2020 nach der Entlassung von Lucien Favre das Traineramt in Dortmund übernahm. In der Saison 2021/22 wurde Terzic Technischer Direktor, zur Saison 2022/23 kehrte er auf die Trainerbank zurück.

Erfolge und Trophäen

Thomas Tuchel weiß, wie man Titel gewinnt. In seiner ersten Amtszeit in Dortmund 2015/16 holte der BVB mit 78 Zählern die zweitmeisten Punkte in der Geschichte der Bundesliga. Nur eine übermächtige Bayern-Mannschaft unter Pep Guardiola konnte die Meisterschaft verhindern. Das 3:2 im Halbfinales des DFB-Pokals 2017 (inklusive anschließendem Endspiel-Erfolg) dürfte auch bei seinem jetzigen Arbeitgeber Eindruck hinterlassen haben. Der Pokalsieg 2017 war der bisher größte Titelgewinn in Tuchels deutscher Vita. Anders sieht es da im Ausland aus: In Frankreich hat er mit PSG zwei Meistertitel, den französischen Pokal, den Ligapokal und zwei Supercups gewonnen. Die Krönung seiner Trainerkarriere erlebte der 49-Jährige jedoch in England, als er den FC Chelsea 2021 zum Gewinn der Champions League führte - eine Leistung, die ihm auch den Gewinn der FIFA Klub-Weltmeisterschaft und des europäischen Supercups sowie die Auszeichnung zum besten Trainer der FIFA 2021 einbrachte.

Die besten Zahlen zum Klassiker Bayern München gegen Borussia Dortmund

Der neun Jahre jüngere Terzic ist zwar erst am Anfang seiner Trainerkarriere, seine Bilanz in Dortmund ist aber nahezu identisch (2,04 Punkte im Schnitt in 48 Spielen gegenüber 2,09 Punkten in 68 Spielen bei Tuchel). Die einzige Trophäe, die der 40-Jährige bisher gewonnen hat, war der DFB-Pokal 2021. Tatsächlich hat Terzic nun die Chance, Tuchels Kunststück zu wiederholen und zwei Jahre nach seinem ersten Pokalsieg seinen ersten Meistertitel zu holen - der jetzige Bayern-Coach gewann damals die Ligue 1 2018/19 und der BVB ist aktuell im Rennen um die Meisterschaft 2022/23.

Taktik

Thomas Tuchel und Edin Terzic haben unterschiedliche Trainerstile und Herangehensweisen, sind aber mit ihren Methoden beide erfolgreich. Der neue Trainer des FC Bayern ist bekannt für seinen taktischen Scharfsinn und seine Liebe zum Detail. Er ist ein Trainer, der viel Wert auf Organisation und Vorbereitung legt - sowohl auf als auch neben dem Platz. Tuchels Mannschaften sind in der Regel gut strukturiert und diszipliniert, wobei der Schwerpunkt auf einer soliden Abwehr und einem flüssigen Angriffsspiel liegt. Er ist auch für seine taktischen Anpassungen an verschiedene Gegner und Situationen bekannt.

Der neue Bayern-Trainer ist ein guter Zuhörer und kann eine enge Beziehung zu seinen Spielern aufbauen. Tuchel ist in der Lage, seine Botschaften klar zu vermitteln und ermutigt seine Spieler, Verantwortung für ihre eigene Leistung zu übernehmen. Wie schnell das gehen kann, zeigt das Beispiel während seiner Station beim FC Chelsea, denn nach nur vier Monaten gewann er mit dem Premier-League-Club die Champions League.

 Die größten Duelle zwischen Bayern München und Borussia Dortmund

Edin Terzic wiederum ist bekannt für seine emotionale Art und seine Fähigkeit, seine Spieler zu motivieren. Er ist ein Trainer, der sein Herz auf der Zunge trägt und sich nicht scheut, seine Leidenschaft an der Seitenlinie zu zeigen. Die Mannschaften des BVB-Coaches sind in der Regel energisch und offensiv, mit einem Schwerpunkt auf Pressing und Konterspiel. Terzic ist auch für seine Fähigkeit bekannt, junge Spieler zu fördern und ihnen die Chance zu geben, sich zu beweisen. Er ist ein Trainer, der mutige Entscheidungen nicht scheut und seine Spieler ermutigt, Risiken einzugehen und sich auf dem Platz zu entfalten. Auch wenn er in seiner Karriere immer eine Viererkette bevorzugt hat, gibt es Parallelen zu Tuchel: Er setzt auf eine solide sowie robuste Defensive und lässt das Mittelfeld eng stehen. Die Leichtigkeit, mit der er seine Stürmer spielen lässt, spiegelt sich in den 30 Toren, mit denen Dortmund nach zehn Spielen ohne Niederlage ins Jahr 2023 gestartet ist, wider.

Klassiker-Historie

Sowohl Thomas Tuchel als auch Edin Terzic haben als Trainer von Borussia Dortmund bereits mehrfach gegen den FC Bayern München gespielt. In seiner Zeit als Trainer von Borussia Dortmund (2015-2017) traf Tuchel in allen Wettbewerben insgesamt fünfmal auf den Rekordmeister - mit einer Bilanz eines Sieges, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen. Eines der denkwürdigsten Spiele Tuchels gegen die Bayern war das Halbfinale im DFB-Pokal 2016/2017, das Dortmund in einem spannenden Spiel mit 3:2 für sich entschied. Edin Terzic, der die Dortmunder in der Rückrunde der Saison 2020/2021 als Interimstrainer betreute, traf in dieser Zeit zweimal auf den Rekordmeister. Das erste Aufeinandertreffen in der Bundesliga verloren die Dortmunder unter ihm mit 2:4, das zweite im Viertelfinale des DFB-Pokals gewannen sie mit 1:0. In der Hinrunde holte er mit dem BVB in letzter Sekunde ein 2:2 nach einem hochspannenden Klassiker.

Klassiker von A bis Z

So unterschiedlich die beiden Trainer sind, so richtungsweisend wird das große Duell zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund am 26. Spieltag werden. Holt Thomas Tuchel den so wichtigen Sieg bei seinem Debüt in München oder kommt Edin Terzic dem Traum eines jeden Dortmund-Fans einen Schritt näher?