Anzeige
bundesliga

Bayern-Torwart Manuel Neuer über Kompany, Bayern, die WM 2026 und mehr

xwhatsappmailcopy-link

Manuel Neuer bleibt mit 39 Jahren eine der prägendsten Figuren im Weltfußball. Im exklusiven Interview spricht der Bayern-Keeper über seinen laufenden Vertrag, die WM 2026 – und die Frage, wie lange er noch an der Spitze spielen kann.

Manuel Neuer hält den FC Bayern München auch mit fast 40 weiter auf Titelkurs – in Bundesliga wie Champions League. Er bleibt einer der besten Torhüter der Welt.

bundesliga.com hat sich mit Bayerns Nummer eins und Kapitän zusammengesetzt, um über die bisherige Saison zu sprechen – und die große Frage zu klären: Wird Neuer seinen 13. Meistertitel mit einem letzten großen Auftritt bei der WM in Kanada, den USA und Mexiko krönen?

Manuel Neuer mit 39 spielen Sie immer noch auf Top- bzw. Weltklasse-Niveau. Wie schafft Ihr Körper das – und wie halten Sie sich fit?

Manuel Neuer: "Ich mache das ja nicht erst seit gestern und weiß, worauf es ankommt. Leistungssportler ist man nicht nur, wenn man hier im Training ist. Da gehört das gesamte Umfeld dazu – es geht um Regeneration, Schlaf, gesunde Ernährung. Wenn man länger dabei ist, weiß man, was dem Körper guttut. Ich lebe dafür und danach, immer fit zu sein."

Trotzdem stecken Sie ja sehr viel Arbeit in Ihren Körper. Woher holen Sie sich diesen Antrieb?

Neuer: "Das ist der innere Ehrgeiz, die Motivation, immer für die Mannschaft da zu sein. Für das Team immer gute Leistungen zu zeigen – und natürlich für sich selbst. Wenn man einen Vertrag bei Bayern unterschreibt, weiß man um die Verantwortung, und der möchte man als Spieler natürlich gerecht werden."

Dayot Upamecano und Manuel Neuer feiern den Sieg im Franz-Beckenbauer-Supercup 2025 - Sebastian Widmann/Bundesliga

Wie funktioniert die Zusammenarbeit in der Mannschaft – und speziell in der Defensive mit Dayot Upamecano und Jonathan Tah? 

Neuer: "Sehr gut, sie verstehen sich untereinander und auch im Zusammenspiel mit mir als Torwart. Beide übernehmen eine Führungsrolle und haben sich sehr gut gefunden – angefangen bei der Klub-WM haben sie ihr Spiel weiter verbessert. Ich glaube, dass diese beiden Spieler perfekt zu Bayern München passen und ein gutes Zukunfstmodell darstellen."

Wie ist Ihre Rolle dabei und welchen Einfluss haben Sie von hinten raus auf das Team?

Neuer: "Wir vertrauen uns gegenseitig und geben uns ein gutes Gefühl. Wir kommunizieren viel miteinander. Ich versuche natürlich, der Mannschaft, der Defensive und unseren beiden Innenverteidigern Rückhalt zu geben. Ich glaube, dass wir uns gegenseitig sehr schätzen und uns immer alles sagen können."

Sie sind ja schon länger beim FC Bayern und haben verschiedene Kaderstrukturen erlebt. Wie schätzen Sie den aktuellen Kader ein?

Neuer: "Als sehr gut. Mit Jamal Musiala und Alphonso Davies bekommen wir jetzt praktisch zwei neue Spieler zurück. Wir stehen bereits gut da, haben eine sehr starke Vorrunde gespielt und den Schwung aus dem Sommer mitgenommen. Wir sind total im Soll und wollen bis Weihnachten weiterhin unsere Spiele gewinnen. Dann wäre es eine fast perfekte Hinrunde."

Wie sehr freuen Sie sich als ganzes Team über Musialas Rückkehr?

Neuer: "Wir freuen uns sehr. Er war schon öfters zu Besuch beim Training, um den Abstand nicht zu verlieren – nicht einfach nur seine Reha zu machen, sondern auch immer bei der Mannschaft zu sein. Das merkt man natürlich als Spieler und Kapitän. Er sehnt sich danach, wieder ins Mannschaftstraining zurückzukehren, dasselbe gilt für Phonzie. Er wird jetzt integriert, in den nächsten Tagen oder Wochen werden sie dazukommen. Wichtig ist, dass alles hält und gut geht."

Manuel Neuer ist beim FC Bayern München ein sicherer Rückhalt - Sebastian Widmann/Bundesliga

Was wird der FC Bayern dieses Jahr international erreichen?

Neuer: "Da gibt es ja nur einen Wettbewerb, da wollen wir das Größtmögliche herausholen. Es ist ein harter, steiniger Weg mit starker Konkurrenz – das wissen wir. Aber wir haben schon in dieser Champions-League-Saison auf uns aufmerksam gemacht. Wir müssen dranbleiben."

Vincent Kompany ist in Interviews immer sehr besonnen und bedacht in dem, was er sagt. Wie nehmen Sie ihn wahr?

Neuer: "Er kennt das Spiel mit den Medien, war selber Spieler in großen Vereinen und hat auch als Trainer wertvolle Erfahrungen gesammelt. Dementsprechend weiß er genau, wie er damit umgehen muss. Zu uns ist er offen und sehr klar. Er weiß, wie wir spielen wollen, und versucht, unsere Stärken ins Spiel einzubringen. Er gibt uns das richtige Mittel an die Hand. Deshalb ist es gut, dass junge Spieler integriert werden, die vorher noch niemand auf dem Zettel hatte, und dass die Spielphilosophie so gut funktioniert. Gerade in englischen Wochen ist es wichtig, dass wir rotieren können und die Spieler abliefern. Das war bis jetzt immer der Fall und man merkt, dass die Anweisungen des Trainers greifen."

Manuel Neuer bekommt beim Gewinn seiner zwölften Meisterschaft die obligatorische Weißbierdusche - Sebastian Widmann/Bundesliga

Kann Kompany auch mal aus sich herausgehen?

Neuer: "Das hängt natürlich immer damit zusammen, wie unsere Situation und unsere Spielweise ist – wie es gerade steht. Da geht es eher um die Spiele selbst, nicht um die Analyse in der Nachbetrachtung oder in der Vorbereitung, sondern um die Momente, in denen man als Trainer emotionaler wird. Und da ist er schon sehr klar. Er hat schon jede Facette gezeigt." (lacht)

Sie haben schon mit vielen Top-Trainern zusammengearbeitet. Wie würden Sie seinen Führungsstil im Vergleich zu anderen einschätzen?

Neuer: "Ich würde sagen, dass er eine hohe Wertschätzung von den Spielern genießt. Man weiß, dass er selbst hoch gespielt hat und nicht so weit weg von uns ist. Er hat schon in jungen Jahren als Spielertrainer angefangen und versteht den modernen Fußball. Dadurch, dass er nichts dem Zufall überlässt und sehr klar ist, tritt er sehr selbstbewusst und dominant auf – immer mit dem Ziel, uns das Richtige an die Hand zu geben. Gleichzeitig ist er immer offen für Gespräche und Input aus der Mannschaft. Wenn es sein muss, nimmt er die Spieler auch mal in den Arm oder erkundigt sich bei verletzten Spielern nach dem Stand der Dinge. Er hat sehr viel auf dem Schirm und meistert auch den Umgang mit den Medien als junger Trainer beim FC Bayern sehr gut. Es gibt sehr viel Positives zu berichten."

534 Bundesliga-Einsätze – eine wahnsinnige Zahl! Es gibt nur einen, der mehr hat: Oliver Kahn mit 557. Ist das eine Marke, die Sie noch knacken wollen?

Neuer: "Das weiß ich nicht. Ich gestalte meine Karriere nicht, um irgendwelche Rekorde zu brechen, sondern lebe im Hier und Jetzt und habe das Ziel, mit der Mannschaft so erfolgreich wie möglich zu sein. Da geht es mir nicht um persönliche Titel. Oliver Kahn ist eine absolute Legende, die ihren Weg gegangen ist und ihre Karriere erfolgreich gestaltet hat. Ich schaue auf mich, auf meine Gesundheit, mein Level und darauf, wie ich spielen kann – und solange es mir Spaß macht."

Es gibt Gerüchte, dass eine Vertragsverlängerung anstehen könnte. Wie laufen die Gespräche, was sind Ihre Ziele und wie lange möchten Sie noch spielen?

Neuer: "Ich gebe mir kein Ziel. Wie schon gesagt, lebe ich im Hier und Jetzt und mache mir noch keine Gedanken darüber. Ich möchte in diesem Jahr den ersten Teil der Saison positiv zu Ende bringen. Im Januar greifen wir dann wieder an und wollen gut starten. Jetzt spielen wir erstmal bis März, bis zur nächsten Länderspielpause, und dann schauen wir weiter. Ich kann es selbst noch nicht beantworten, weil ich es für mich persönlich noch nicht weiß. Es müssen viele Dinge stimmen: Meinem Körper muss es gut gehen, ich muss mein Level haben, mit dem ich zufrieden bin. Natürlich spielt auch der Verein eine Rolle. Dann schauen wir uns einfach in die Augen und treffen irgendwann eine Entscheidung."

Könnte Neuer seine 124 Länderspiele noch weiter ausbauen? - Jamie Squire

Wie gehen Sie mit Patzern um, gerade mit Ihrer Erfahrung?

Neuer: "Für mich geht es immer bei Null weiter – egal, was passiert ist. Für mich ist nach Fehlersituationen das Spiel nicht beendet. Es gibt immer neue Chancen, neue Momente, um der Mannschaft zu helfen. So gehe ich jede nächste Situation an. Das gehört für jeden Fußballer dazu – wie auch im normalen Leben."

Gerade viele junge Spieler haben großen Respekt vor Ihnen, wenn Sie sich groß machen. Sind Sie sich bewusst, wie viel Respekt Sie von den gegnerischen Spielern bekommen, und nutzen Sie das vielleicht sogar?

Neuer: “Wenn junge Spieler aus dem eigenen Verein hochkommen und man zum ersten Mal auf dem Platz aufeinandertrifft, merkt man das natürlich. Im Spiel ist es aber etwas anderes: Die Spieler bekommen Vertrauen und müssen frech sein. Sie werden auch versuchen, gegen mich frech zu sein. Aber natürlich versuche ich, meine Erfahrung zu nutzen, den gegnerischen Angreifern ein bisschen Angst zu machen und ihnen so viel Respekt abzuringen, dass sie falsche Entscheidungen treffen."

Nach der Bundesliga-Saison steht die WM an – was müsste passieren, dass Manuel Neuer bei der WM 2026 dabei ist?

Neuer: "Das weiß ich nicht. Stand jetzt bleibt mein Standpunkt gleich. Wie gesagt, das Wichtigste ist, dass ich mich auf den Verein konzentriere und nicht die Weltmeisterschaft im Hinterkopf habe. Ich habe wichtige Aufgaben, freue mich auf die Rückrunde und möchte in dieser Saison mit dem FC Bayern endlich wieder alles in der eigenen Hand haben und viel erreichen."