Die CL-Sieger 1997 - © IMAGO/Sven Simon
Die CL-Sieger 1997 - © IMAGO/Sven Simon
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Champions League 1997: Borussia Dortmunds Traum vom Déjà-vu

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Als Außenseiter ins Halbfinale gegen Manchester United gestartet, sicherte sich Borussia Dortmund 1997 das Finalticket und gewann dort ebenfalls als Underdog gegen Juventus Turin die Champions League. Gewisse Parallelen zur aktuellen Saison sind nicht von der Hand zu weisen. Der BVB träumt vom Déjà-vu in Wembley.

Nein, große Chancen hatten die Experten Borussia Dortmund an jenen Tagen im April 1997 nicht ausgerechnet. In der Liga wollte es für die Borussia so gar nicht laufen. Der amtierende Deutsche Meister kam nicht so recht ins Rollen, die Titelverteidigung war nur noch in der Theorie machbar, die europäischen Plätze in großer Gefahr. Im nationalen Pokal war Dortmund schon in Runde eins gegen Wattenscheid ausgeschieden. Die Saison drohte eine schlechte zu werden, eine ohne Titel, eine ohne internationalen Startplatz. Wäre da nicht die Champions League gewesen, die für so viel entschädigte.

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Denn während es in der Liga nicht lief, marschierte die Mannschaft von Coach Ottmar Hitzfeld in der Saison 96/97 im höchsten UEFA-Wettbewerb von Erfolg zu Erfolg. Schon in der Gruppenphase gab es fünf Siege, bei einer Niederlage im Heimspiel gegen Atlético Madrid. Im Viertelfinale schaltete der BVB ebenfalls einigermaßen souverän den französischen Vertreter AJ Auxerre aus. All das, was in der Liga nicht funktionieren wollte, das gelang der Borussia auf dem Weg Richtung Europas Thron.

Eine Choreo der Dortmunder Fans erinnert an den Champions-League-Erfolg - Imago/Sven Simon

Ricken und Kohler ebnen den Weg ins Finale

Doch der nächste Stolperstein hatte es in sich. Trotz der bisherigen Erfolge startete die Borussia als krasser Außenseiter ins Halbfinale. Kein Wunder, der Gegner Manchester United steuerte in beeindruckender Art und Weise auf die vierte Meisterschaft innerhalb von fünf Jahren zu. Die "Red Devils" waren die Nummer eins der Premier League, gespickt mit Weltstars wie Eric Cantona, David Beckham, Paul Scholes und Roy Keane. Die Mannschaft von Trainer-Legende Alex Ferguson schickte sich an, Europa zu erobern und nicht mehr herzugeben. Manchester United war in dieser Ära das Nonplusultra Europas.

Und doch machte der BVB der Ferguson-Truppe einen Strich durch die Rechnung - einen gewaltigen. Manchester gab schon im Hinspiel in Dortmund den Ton an, war drückend überlegen, hätte führen müssen. Unter anderem rettete Martin Kree für den bereits geschlagenen Stefan Klos. Es deutete viel auf einen Sieg der Gäste hin, bis René Tretschok ManUtd in der Schlussviertelstunde schockte: 1:0 für Dortmund.

Die knappe Führung nahm die Borussia mit ins "Theater der Träume" nach Old Trafford. Auch dort war Manchester die bessere Mannschaft, doch der BVB ging durch Lars Ricken früh in Führung. Dortmund verteidigte fortan alles weg. Allen voran Jürgen Kohler, der sich mit der ein oder anderen Grätsche, vor allem einer gegen Cantona, in Dortmund den Spitznamen "Fußballgott" verdiente. Ähnlich wie in diesem Jahr gegen Paris, mit einem überragenden Abwehrchef Mats Hummels sowie einer starken Mannschaftsleistung, setzte sich Dortmund knapp durch und erreichte das Endspiel.

Ein Tor für die Ewigkeit

Beim Endspiel in München sollte auf den BVB aber eine mindestens genauso schwere Aufgabe warten. Dortmund bekam es mit Juventus Turin zu tun. Der frisch gebackene italienische Meister wollte den zweiten Champions-League-Triumph in Folge einfahren, war als Titelverteidiger in den Wettbewerb gestartet und brachte mit Spielern wie Zinedine Zidane, Didier Deschamps oder Alessandro Del Piero ebenfalls einige Hochkaräter auf dem Rasen.

Und doch führte die Borussia im Stadion des größten Konkurrenten zur Halbzeit nach zwei Treffern von Karl-Heinz Riedle mit 2:0. Auch weil Christian Vieri nur das Außennetz und Del Piero den Pfosten getroffen hatten. Das machte der Italiener nach dem Wechsel besser und verkürzte. Juve wollte den Ausgleich, doch der BVB schlug zurück: Der gerade erst eingewechselte Lars Ricken traf per Traumtor - 3:1. Ein Jahrhunderttor, wie die BVB-Fangemeinde zwölf Jahre später abstimmte. Ein Tor, das die "Schwarzgelben" zum Champions-League-Sieger machte.

Am Samstag kann Borussia Dortmund das Märchen wiederholen. Wie 1997 gab es für den BVB auch in dieser Spielzeit in der Liga und im DFB-Pokal nicht viel zu holen. In der Champions League zeigte die Borussia ein anderes Gesicht. Wie vor 27 Jahren marschierte Dortmund recht souverän durch die Gruppenphase und ersten Playoffspiele. Im Halbfinale bekam es die Mannschaft von Edin Terzić auch dieses Mal mit einem haushohen Favoriten zu tun und schaltete diesen dank einer überragenden Mannschaftsleistung aus. Auf dem Papier dürfte Dortmund gegen Madrid der Außenseiter sein. Doch diese Rolle hat dem BVB 1997 ganz sicher nicht geschadet.