Gerd Müller trifft 1971 beim Hamburger SV dreifach für den FC Bayern - © © imago / Kicker
Gerd Müller trifft 1971 beim Hamburger SV dreifach für den FC Bayern - © © imago / Kicker

Gerd Müller - "Bomber der Nation" erzielt 40 Tore

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Köln - Am 3. November feiert Gerd Müller seinen 70. Geburtstag. In einer vierteiligen Serie blickt bundesliga.de auf das Leben und die beeindruckende Karriere des "Bombers der Nation".

Wieder startet Müller schwach, ein Tor in den ersten drei Spielen. Dann kommt der 19. Februar, dann kommt Abstiegskandidat RW Oberhausen an die Grünwalder Straße.

- © imago / Joch

Wie schaffte er die 40-Tore-Marke?

In der Erlebniswelt des FC Bayern München, wie das Vereinsmuseum heißt, erinnert diesen Herbst eine Sonderausstellung an drei Jubilare des Clubs. Franz Beckenbauer (70. Geburtstag), Karl-Heinz Rummenigge (60) und Gerd Müller, der am 3. November 70 wird. Für den Rekord-Torjäger haben sie sich etwas Besonderes einfallen lassen.

101 Bälle hängen in der Mitte der Ausstellung an der Decke, 40 davon sind rot-weiß. Sie symbolisieren Müllers Anteil am Tor-Festival der Saison 1971/72, als sowohl der Verein als auch der Spieler noch gültige Bundesliga-Rekorde aufstellen. Seit über 40 Jahren haben sich nachfolgende Stürmer daran versucht, Müller einzuholen, keiner kam auch nur in die Nähe. Nur er selbst; in der Saison 1972/73 schaffte er 36 Tore, 1969/70 waren es 38. Phänomen Müller.

Rückblick: 1970/71, im Jahr des Bundesliga-Skandals, ist Müller in seiner sechsten Bundesliga-Saison hinter seinen Erwartungen geblieben und hat nur 22 Mal getroffen. Die Torjäger-Kanone, die er zweimal in Folge gewann, muss er wieder rausrücken - an Lothar Kobluhn aus Oberhausen. Das fuchst ihn und so legt er sich im Italien-Urlaub nicht – wie sonst immer - auf die faule Haut.

Mancher erkennt ihn zum Trainingsstart kaum wieder: Mit einem Schnurrbart, langen Haaren und 72 Kilo geht Gerd Müller in seine Rekord-Saison. Der leichteste Müller aller Zeiten startet unauffällig bis mäßig; von den ersten zwölf Bayern-Toren schießt er nur eins, ein zweites lässt er am Elfmeter-Punkt liegen: Braunschweigs Bernd Franke pariert. Es bleibt nicht dabei: Müller verschießt in der Vorrunde noch zwei Elfmeter; am 8. Spieltag scheitert er am Bochumer Ersatzkeeper Harry Bohrmann, am 9. Spieltag an Stuttgarts Zlatko Skoric. Frustriert erklärt er seinen Rücktritt als Elfmeter-Schütze. Der Mann der unmöglichen Tore hat plötzlich Probleme mit den vermeintlich leichten. Es ist der einzige sportliche Misston einer Super-Saison. Dass es eine wird, ist auch nach zehn Spieltagen nicht zu erahnen, er steht bei vier Toren. Unwürdig für einen wie ihn.

Aber die Mannschaft des FC Bayern zieht ihn aus dieser Krise heraus, sie begeistert auf ihrer Abschieds-Tournee an der Grünwalder Straße die Massen - und auswärts auch. Beim 3:1 in Hannover, an Spieltag elf, trifft Müller erstmals doppelt. Nun ist der Knoten geplatzt. Es folgen zwei Tore gegen Duisburg und drei beim HSV – es ist ein Hattrick binnen 13 Minuten. Der katapultiert ihn an jenem 30. Oktober 1971 an Platz 1 der Torjäger-Liste – und da bleibt der "Bomber der Nation" nun.

"Heute muss ich mich einmal selbst loben"

Beim bis dato höchsten Bundesliga-Sieg (11:1) der Bayern am 27. November, gegen damals desolate Dortmunder in deren Abstiegssaison, zeichnet er für vier Treffer verantwortlich. Nach der Vorrunde hat Müller 17 der 47 Bayern-Tore erzielt, dreimal ist er schon besser gewesen. Und die Mannschaft läuft als Zweiter hinter dem FC Schalke 04 ins Etappenziel ein. Sie haben also noch Ziele in der Rückrunde 1971/72.

Von Udo Muras (Autor der Biografie "Gerd Müller - Der Bomber der Nation")

Alle Teile der Serie zum 70. Geburtstag von Gerd Müller

Teil 1: Die Kindheit von Gerd Müller

Teil 2: Gerd Müller beim FC Bayern München

Teil 3: Gerd Müllers 40-Tore-Saison

Teil 4: Gerd Müller bei der Nationalmannschaft