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Analyse: Bayer 04 Leverkusens Stärken unter Xabi Alonso

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Unter Xabi Alonso sorgt Bayer 04 Leverkusen wieder für Spektakel. Seit der Übernahme befindet sich die Werkself im Aufwind und spielt um die europäischen Plätze. Systemumstellung, Ballsicherheit, Top-Speed und Florian Wirtz sind die Faktoren, die Leverkusen derzeit so stark machen.

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Bayer 04 Leverkusen erlebte einen echten Horror-Start in die Bundesliga-Saison 2022/23. Aus den ersten acht Spielen holte die Werkself nur einen Sieg und magere acht Punkte. Das bedeutete zu diesem Zeitpunkt Rang 17 in der Bundesliga. Dann übernahm Xabi Alonso für Gerardo Seoane und hauchte der Bayer-Elf neues Leben ein. Seit dem 9. Spieltag holte die Werkself 43 Punkte - ligaweit nur der FC Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig mehr - sprang von Platz 17 hoch auf Platz 6 und zog ins Halbfinale der Europa League ein.

Faktoren Systemumstellung und Ballsicherheit

Während Vorgänger Gerardo Seoane Leverkusen bevorzugt im 4-2-3-1 auflaufen ließ, lässt Alonso Leverkusen oft in einem 3-4-3 mit einer Doppelsechs agieren. Beide Coaches verlangten aber hohe taktische Flexibilität von ihrem Team. Seoane setzte auch teilweise auf eine Dreierkette, Alonso ließ auch schon mit Viererkette spielen (4-2-3-1 bzw. 4-3-3).

In Seoanes System befanden sich viele Leverkusener in der gegnerischen Hälfte, um früh den Ball zu gewinnen so lag die Balleroberungsdauer nach den ersten acht Spieltagen bei 14, 9 Sekunden (unter Alonso bei 16,7 Sekunden). Das Problem: In diesem System waren die Abstände zu groß, wodurch der Gegner immer wieder Lücken nach vorne fand und im Schnitt 13,4 Schüsse pro Spiel auf das Leverkusener Tor abgeben durfte - im Schnitt zwei Gegentore pro Spiel waren die Folge.

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Xabi Alonso verfolgte daher den Plan, wieder sicher und kompakt zu stehen. Im 3-4-3 wird die Abwehr bei gegnerischem Ballbesitz zu einer Fünferkette, zudem wird der Ball nicht mehr gejagt, sondern das Zentrum verdichtet. So wurden bis Ende des letzten Jahres nur noch durchschnittlich elf Torschüsse pro Spiel zugelassen und es fielen nur noch 27 Gegentore in 23 Spielen. Auf der anderen Seite wurde die Anzahl der geschossenen Tore fast verdoppelt: Nach erzielten Toren (54) liegt die Werkself mittlerweile auf Rang vier. Seit Alonso Trainer ist erzielten sogar nur der FC Bayern (60) und der BVB (62) mehr Treffer in der Bundesliga. Das lag vor allem an der gesteigerten Abschluss-Effizienz. Die lag unter Seoane an den ersten acht Spieltagen bei -3,3, unter Alonso gehört Leverkusen zu den effizientesten Teams der Bundesliga (+7,8).

Leicht gestiegen ist unter Alonso der Ballbesitz der Werkself. Der lag bei Gerardo Seoane bei 50 Prozent (damals Rang neun ligaweit) und liegt nun bei Xabi Alonso bei 52 Prozent (Rang vier ligaweit). Richtig zugelegt hat die Werkself unter Alonso bei der Laufbereitschaft. Magere 110,2 Kilometer und 216 Sprints waren es unter Seoane an den ersten acht Bundesliga-Spieltagen pro 90 Minuten. In der Gesamtlaufleistung war die Werkself seinerzeit das zweitschwächste Team der Bundesliga. Unter Alonso liefen die Bayer-Akteure im Schnitt über sechs Kilometer mehr (116,4) und sprinteten auch deutlich häufiger pro 90 Minuten (245-mal).

Die Bundesliga-Tabelle

Faktor Top-Speed

Bayer 04 Leverkusen setzt den Gegner nicht so intensiv unter Druck (im Schnitt 15,1 Sekunden für die Eroberung des Balles, ligaweit der dritthöchste Wert), wartet lieber in der Tiefe ein bisschen mehr ab und setzt dann gerne nach Ballgewinn auf schnelle Konterangriffe. Mit Erfolg: Leverkusen gab ligaweit die drittmeisten Torschüsse nach Kontern ab (43) und nur die Werkself traf schon zweistellig (zehnmal) nach schnellen Gegenangriffen (u. a. am letzten Spieltag Amine Adli gegen Köln). Auch in der Defensive ist die Werkself bei Kontern stark, kassierte in der laufenden Bundesliga-Saison erst einen Gegentreffer nach schnellen Gegenangriffen aus der gegnerischen Spielhälfte (am 6. Spieltag gegen Köln, also noch unter Gerardo Seoane) - Bundesliga-Bestwert.

Die schnellsten Spieler der Bundesliga

Kommt Leverkusen erst einmal in Fahrt, ist die Mannschaft nur selten zu stoppen. Gerade über die flinken Moussa Diaby (Top-Speed 36,52 km/h) und Jeremie Frimpong (36 km/h) auf der rechten Seite schaltet Bayer Leverkusen immer wieder schnell nach vorne um. Beide haben den Skill Sprinter, gehören damit zur Top zehn der Bundesliga-Spieler, die durch zahlreiche Highspeed-Sprints Tempo ins Spiel bringen.

Faktor Florian Wirtz

Die ersten 15 Spieltage verpasste Florian Wirtz aufgrund eines Kreuzbandrisses, seitdem er wieder voll dabei ist, macht er oft den Unterschied. Mit brandgefährlichen Pässen aus dem Zentrum macht der 20-Jährige das Spiel der Werkself noch flexibler. So geht es nicht nur über die Außen, sondern auch oft durch die Mitte zu Ballverteiler Wirtz, der bisher ein Tor und sechs Vorlagen beisteuerte. Ohne den Youngster hatte Leverkusen 9,6 Schüsse pro Spiel, mit ihm 13,6 – ein echter Unterschiedsspieler.

Was Wirtz besonders stark macht sind die schnellen Aktionen im richtigen Moment – auch unter Gegnerdruck. So kamen bisher 81 Prozent seiner Pässe unter Gegnerdruck an, was ein Top-Wert für einen Offensivspieler ist. Egal ob Doppelpass oder Dribbling, er weiß genau, wann was gefragt ist.

Nach einem holprigen Saisonstart hauchte Xabi Alonso Bayer 04 Leverkusen wieder Leben ein und ist auf bestem Wege, nächste Saison wieder international zu spielen. Vielleicht sogar in der Champions League, denn in der aktuellen Europa League steht man schon im Halbfinale.