
"Ein echter Bigpoint": Hamburger SV mit Aufstiegsmentalität
Der Hamburger SV hat mit dem 2:1 beim SC Preußen Münster das dritte von vier Rückrundenspielen gewonnen. Die Rothosen bewahrten beim Aufsteiger die Geduld und belohnten sich dank eines Elfmetertores von Davie Selke mit dem Last-Minute-Dreier, der im Kampf um den Aufstieg womöglich entscheidende Kräfte freisetzt.
Wenn du aufsteigen willst, musst du solche engen Spiele auf deine Seite ziehen, heißt es landläufig in der Fußballsprache. Dieses 2:1 des Hamburger SV bei Zweitligaaufsteiger SC Preußen Münster war so ein Spiel. Bis zur 90.+3 Minute stand es im Preußenstadion 1:1, der HSV drohte nach den Punktverlusten der vergangenen Woche gegen Hannover (2:2) auch gegen die Münsteraner Zähler liegenzulassen.
Doch dann ging Davie Selke nach einem Gerangel mit 1:0-Torschütze Lukas Frenkert zu Boden - Schiedsrichter Florian Haslberger zeigte zum Unmut der Hausherren, die einen handelsüblichen Zweikampf wahrnahmen, auf den Punkt. Der Gefoulte trat selbst an und verlud Schlussmann Johannes Schenk mit einem Flachschuss links unten (90.+4). Nicht mal eine Unebenheit des Rasens wusste das Siegtor zu verhindern. Der HSV erzwang diesen Dreier mit aller Macht. Selke erlöste drückend überlegene Hanseaten mit dem 14. Torschuss (sechs aufseiten der Preußen).
"Für uns natürlich überragend"
"Wir hatten viele Torchancen, haben immer weitergemacht, sind ruhig geblieben und haben weiter unseren Fußball gespielt. Das ist für mich das Wichtigste", erklärte Cheftrainer Merlin Polzin, unter dem der HSV im achten Spiel in Folge ungeschlagen ist und dabei starke 18 Punkte geholt hat. Insgesamt ist Hamburg seit neun Spielen unbezwungen!
Bei einem xGoals-Wert von 3,0 zu 0,6 lässt sich von einem hochverdienten Erfolg der Polzin-Elf sprechen. Die Hamburger waren sich einig, dass Geduld der Schlüssel dieses zehnten Saisonsieges war. Schließlich hatte sich nicht nur der HSV bei den Preußen schwergetan. Auch Spitzenteams wie Köln (1:0) oder Magdeburg (2:1) siegten nur knapp, Düsseldorf verlor sogar in Münster (0:1).
"Wir haben die ganze Zeit gesagt, dass wir heute Geduld brauchen werden, und an diesen Plan haben wir bis zum Ende geglaubt. Wir waren die ganze Zeit gut im Spiel, auch wenn wir zuerst zurückgelegen haben, aber wir sind dran geblieben, haben uns viele Chancen erspielt und den Sieg schlussendlich einfach verdient. Dass der Abend so zu Ende geht, ist für uns natürlich überragend", resümierte Kapitän Sebastian Schonlau.

Selke übernimmt Verantwortung
Mann des Abends war Doppelpacker Selke, der aufgrund seines gebrochenen Jochbogens mit einer Maske auflief. Eingeschränkt hat ihn diese aber keinesfalls: Der 30-Jährige schnürte seinen dritten Doppelpack in der 2. Bundesliga, nachdem er zuvor auch gegen Fürth und Elversberg zweifach getroffen hatte. Selke, der in Hälfte eins per Kopf ebenfalls in der Nachspielzeit zugeschlagen hatte, bewies mit seinem ersten Elfmetertor in der 2. Bundesliga einmal mehr Nervenstärke. Eine Etage höher trat er viermal an und verwandelte immer.
"Zuvor hatten wir schon Pech mit Pfosten und Latte, aber ich hatte die absolute Überzeugung, dass wir noch gewinnen werden. Und das haben wir als echte Einheit geschafft. Deshalb war dieser Sieg für uns ein echter Bigpoint. Ich bin sehr stolz auf uns alle, weil man eine klare Entwicklung sieht", sagte ein überglücklicher Selke.
Erfolg beim Aufsteiger
Diese Entwicklung spiegelt sich nicht nur punktetechnisch in den nun 38 Zählern und der zwischenzeitlichen Tabellenführung wider (Köln könnte am Sonntag wieder vorbeiziehen). Die Hamburger ziehen sich an der Art und Weise dieses Last-Minute-Sieges hoch. Unter Polzin spulen die Rothosen ihr Programm untentwegt ab und glauben auch in knappen Spielen bis zum Schluss an ihre zweifelsohne vorhandene individuelle Klasse.
Der HSV schlägt aktuell nicht nur Teams wie Hertha (3:2) oder Köln (1:0), sondern bringt auch Partien gegen tieferstehende Mannschaften wie Münster über die Ziellinie. Erstmals wurde in 2024/25 zudem ein Rückstand gedreht. Darüber hinaus ist es der erste Auswärtserfolg bei einem Aufsteiger seit Mai 2023 - das 1:0 damals in Sandhausen war außerdem der bis heute letzte Auswärtssieg in einem Stadion mit weniger als 20.000 Zuschauern.
Gute Vorzeichen für Regensburg
Nächste Woche wollen die Rothosen bei Liga-Schlusslicht Regensburg direkt nachlegen. Das Hinspiel entschied der HSV mit 5:0 für sich. Sollten die Hanseaten mit der gleichen Überzeugung wie in Münster auftreten, dürfte kein Weg an einem weiteren Dreier vorbeiführen. Der Weg zurück in die Bundesliga ist nach zuvor sechs gescheiterten Versuchen und 13 verbleibenden Partien allerdings noch lang und steinig. In den vergangenen Jahren ging den Hamburgern im Frühling oft die Puste aus. Die Rothosen sind aber auf alle Fälle bereit, den Kampf mit dem Aufstiegsfluch erneut aufzunehmen.
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