
"Defend until the end": Schalke malocht sich an die Tabellenspitze
Schalke 04 zeigt sich in der 2. Bundesliga so defensivstark wie seit Jahrzehnten nicht mehr und stellt mit nur fünf Gegentoren nach zehn Spieltagen den Ligabestwert. Mit Leidenschaft, Kompaktheit und Effizienz erobert das Team von Miron Muslić die Tabellenspitze.
In der 9. Spielminute ereignete sich "auf Schalke" eine Szene, die nicht nur entscheidend für das Spiel, sondern für den gesamten Spieltag sein sollte: Soufiane El-Faouzi erhielt in der Darmstädter Hälfte den Ball, zog mit wenigen Ballkontakten die halbe Lilien-Abwehr auf sich und schickte dann Moussa Sylla traumhaft in die Tiefe. Dieser setzte einen präzisen Schuss ins rechte Eck – sein dritter Treffer in nur zwei Spielen und insgesamt vierter in dieser Saison.
Es war eine Szene, in der kaum mehr Torlust, Präzision und Wille hätte stecken können. Vorlagengeber El-Faouzi versuchte es im Nachgang mit dieser Erklärung: "Man merkt jedes Mal, wie die Fans selbst einen gewonnenen Zweikampf feiern. Auf dem Platz bekommt man das alles hautnah mit – das pusht uns enorm und gibt noch mal extra Energie."
Sie malochen, was das Zeug hält
Dass sich diese Energie von den Rängen auf den Platz überträgt, spiegelt sich auf in den Zahlen wider: In der 2. Bundesliga bestritt Schalke pro Spiel im Schnitt starke 218 Zweikämpfe und zog ebenso gute 171 Sprints an. Das spürt auch der Sommer-Neuzugang aus Aachen: "Jeder gibt alles für jeden. Keiner läuft einen Meter zu wenig, das macht uns stark."
Doch den FC Schalke 04 "nur" auf diese Dinge zu beschränken, wäre wahrlich zu kurz gegriffen. Wie sagte S04-Coach Miron Muslić doch schon vor dem Spiel so schön: "Defend until the end – das haben wir irgendwie im Blut." Und so ist es: Fünf Gegentreffer nach zehn Spielen hatten die Knappen zuletzt 1971/72, nur zweimal gab es in der Zweitligageschichte weniger Gegentore. Und nur mal zum Vergleich: In der vergangenen Saison standen den Schalkern nach zehn Spieltagen fast fünfmal (!) so viele Gegentreffer zu Buche (24) wie heute.

Wiederholte weiße Weste
An Spieltag Nummer zehn kam nun der fünfte Zu-Null-Sieg dazu – und das, obwohl Darmstadt laut Muslić ab Minute 75 "All-in gegangen" sei. "Wir haben aber alles wegverteidigt und keine wirklich großen Chancen mehr zugelassen", resümierte der Schalker Übungsleiter die Schlussviertelstunde. Und tatsächlich zeigt sich Königsblau ziemlich gut darin, den Gegner nicht vor das eigene Tor kommen zu lassen.
So ist der xGoals-Wert der Gegner von Schalke mit 10,3 der niedrigste der 2. Bundesliga – und weniger als die 91 Torschüsse, die S04 zugelassen hat, weist derzeit auch kein zweites Team ligaweit auf. Laut Kapitän Kenan Karaman sei genau das – die defensive Stabilität – der Schlachtplan für jede Partie: "Unser Ziel ist es, in jedem Spiel kompakt zu stehen, dem Gegner das Leben so schwer wie möglich zu machen und in bestimmten Situationen konsequent zu doppeln. So nehmen wir dem Gegner die Ideen."
Nach Darmstadt ist vor Darmstadt
Nicht nur die Ideen, auch die Punkte nehmen die Knappen damit der Konkurrenz, zu der auch Darmstadt gehört. Jetzt trennen die beiden Zweitligisten sechs Punkte, engster Verfolger ist der SC Paderborn mit einem Punkt weniger (23). Dass sich Schalke nach dem 10. Spieltag jedoch sogar erstmals seit dem 1. Spieltag der Vorsaison Tabellenführer nennen darf, haben sie nicht nur dem knappen 1:0-Sieg zu verdanken. Auch die Arminia aus Bielefeld, die am Samstagmittag mit 2:0 gegen die SV Elversberg gewann, hatte ihren Anteil daran.
Und so war es jene Szene in der 9. Spielminute, die nicht nur entscheidend für das Spiel, sondern für den gesamten Spieltag sein sollte – und den FC Schalke 04 die Tabellenführung der 2. Bundesliga bescherte. Dank einer Partie, die Energie kostete. "Jetzt gilt es, erst einmal durchzuschnaufen und die Kräfte für Mittwochabend zu bündeln", so Muslić. Denn am Mittwochabend wartet in der 2. Runde des Pokals ein ganz besonderer Gegner auf S04: Der SV Darmstadt 98.
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