
Wohin führt der Höhenflug des 1. FC Kaiserslautern?
Der 1. FC Kaiserslautern stellt aktuell das erfolgreichste Team der 2. Bundesliga: Kein anderer Club hat 2025 mehr Punkte geholt. Für die Pfälzer, momentan Dritter, könnte am Ende der Saison ein Traum wahr werden: Der von der Rückkehr in die Bundesliga.
Der 1. FC Kaiserslautern hat einen Lauf: Nur das Team von Trainer Markus Anfang hat in der 2. Bundesliga alle vier Spiele nach der Winterpause gewinnen können. Am 21. Spieltag gewann man bei der Berliner Hertha im Olympiastadion, wo im vergangenen Jahr das DFB-Pokalfinale knapp gegen den Doublesieger Leverkusen verloren wurde. Dank dieser zwölf Punkte 2025 ist der FCK Dritter in der Tabelle. Daran war im Sommer gar nicht zu denken, nachdem in der vergangenen Saison lange das Abstiegsgespenst in der Pfalz umging.
Elf Siege fuhren die Pfälzer 2024/25 schon ein – die Marke aus der Vorsaison haben sie also schon jetzt nach 21 Partien erreicht. 39 Zähler sammelten die Roten Teufel zudem in der gesamten vergangenen Saison. Jetzt sind es schon 38. Der FCK hat seine beste Zwischenbilanz in der 2. Bundesliga seit zehn Jahren: 2014/15 hatte der FCK nach 21 Spieltagen auch 38 Zähler, verpasste als Vierter am Ende einen Aufstiegs- und Relegationsrang nur um drei bzw. zwei Punkte.
Lautern mit vielen (späten) Toren
Das Fritz-Walter-Stadion, hoch oben auf dem Lauterer Betzenberg, hat schon viele enge und umkämpfte Partien gesehen. Häufig entschieden die Roten Teufel Partien in den letzten Minuten eines Spiels – und verwandelten den Betzenberg in ein Tollhaus. So erst wieder geschehen am 20. Spieltag, als Luca Sirch in der Nachspielzeit mit seinem Treffer zum 2:1 gegen Münster für einen bebenden Betze sorgte. In dieser Saison gelangen dem FCK in der letzten halben Stunde gute 17 Tore, in der Schlussviertelstunde waren es neun.
Mit Kaiserslautern muss 2024/25 immer gerechnet werden: Die Pfälzer haben nämlich schon vier Mal nach Rückstand gewonnen – keinem anderen Team gelang dies häufiger! Ingsesamt punkteten die Lautrer sechs Mal nach Rückständen, neben den bereits erwähnten Siegen gab es noch zwei Unentschieden. Unter Anfang hat die Mannschaft eine große Resilienz entwickelt, gibt sich nicht auf und schlägt wenn nötig spät zu.
Unter dem neuen Coach ist die Offensive zu einer richtig gut geölten Maschine geworden: 39 Buden hat der FCK in dieser Saison bislang erzielt. Nur der HSV (47) und Magdeburg (44) netzten häufiger ein. Dank abschlusstarken Spielern wie Ragnar Ache (zehn Tore) agiert Lautern extrem effizient vor dem gegnerischen Gehäuse: Im Schnitt war jeder siebte Torschuss drin, 20 der 30 Großchancen wurden in Treffer umgemünzt. Die Verwertung von 67 Prozent der Großchancen ist der Bestwert der 2. Bundesliga!

Starkes Umschaltspiel – in beide Richtungen
Sechs ihrer 39 Treffer erzielten die Lauterer nach einem Konter. Das gelang nur den Tabellenzweiten vom HSV öfter (acht Kontertore). Gleichzeitig fing sich der FCK nach gegnerischen Kontern erst einen Gegentreffer ein. Es gibt keinen Club in der 2. Bundesliga, der in dieser Kategorie weniger vorzuweisen hat.
Insgesamt lässt die Defensive allerdings noch ein wenig zu wünschen übrig: 31 Gegentreffer mussten die Roten Teufel schon schlucken. Acht Teams haben weniger kassiert. Die Pfälzer ließen zudem die meisten Großchancen zu (43). Aber: Die gegnerische Abschluss-Effizienz ist die schwächste der 2. Bundesliga, mit einem Wert von -10,2. Nach Anzahl und Qualität der Chancen hätten es statistisch also zehn Gegentreffer mehr sein können.
Dass es dennoch "nur" 31 Gegentore und schon sechs weiße Westen gab, ist auch dem starken Keeper Julian Krahl zu verdanken. Der wehrte nämlich 73 Prozent der Bälle auf seinen Kasten ab. Das ist einer der Spitzenwerte der 2. Bundesliga. Er wehrte ligaweit die zweitmeisten gegnerischen Torschüsse ab (84) und seine Torwart-Effizienz (+6,5) ist die beste in der 2. Bundesliga.
Lautern steht zu Recht oben
Der FCK agiert auch gegen den Ball mal höher, hat für seine gefürchteten Konter dann einen kürzeren Weg bis zum gegnerischen Tor. Was bei der höheren Positionierung der letzten Reihe regelmäßig greifen sollte: die Abseitsfalle. 59 Mal stellten die Pfälzer ihre Gegner ins Abseits. Läuft also, denn das ist der Spitzenwert in der 2. Bundesliga.
Höhere Positionierung bedeutet auch: Im Falle eines FCK-Ballverlustes im Angriffsdrittel oder im Mittelfeld befindet sich der Gegner auf engerem Raum. Das kommt dem guten Gegenpressing der Lauterer extrem entgegen. Die Balleroberungsdauer der Roten Teufel beträgt im Schnitt nur 14 Sekunden – das ist der drittbeste Wert der 2. Bundesliga. Die Quote von im Schnitt 51 Prozent gewonnen Zweikämpfen (Platz sechs der 2. Bundesliga) ist ein weiteres Faustpfand der Anfang-Elf. Bemerkenswert an der guten Zweikampfquote: Kaiserslautern begeht die drittmeisten Fouls der Liga – und diese werden als verlorener Zweikampf gewertet.
Was klar wird: Kaiserslautern ist ein unangenehmer Gegner. Aggressiv gegen den Ball, schnell im Gegenpressing und gefährlich im offensiven Umschaltspiel samt höchster Effizienz im Abschluss. Weil das FCK-Pressing jedoch auch des Öfteren überspielt werden kann, kommen die Gegner schneller zu großen Chancen. Bekommen die Pfälzer noch mehr Konsequenz in die Verteidigung und performt Keeper Krahl so weiter, kann Kaiserslautern noch lange oben dabei bleiben. Und wer weiß: Vielleicht folgt auf das Pokalmärchen 2024 der Aufstieg 2025.
Patrick Dirrigl