Toni Kroos netzte gegen Nürnberg per direkt verwandeltem Freistoß zu seinem ersten Saisontor für die Leverkusener ein
Toni Kroos netzte gegen Nürnberg per direkt verwandeltem Freistoß zu seinem ersten Saisontor für die Leverkusener ein

"Wir dürfen uns jetzt nicht ausruhen"

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Schon nach zwei Minuten schoss Toni Kroos seinen Verein Bayer Leverkusen gegen den 1. FC Nürnberg mit 1:0 in Führung und auf die Siegerstraße. Am Ende hatte die "Werkself" sogar 4:0 gewonnen und die Tabellenspitze erklommen. Nach dem Spiel traf bundesliga.de den 19-Jährigen zum ausführlichen Interview.

bundesliga.de: Glückwunsch zum 4:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg. Wie haben Sie Ihre Leistung und die der Mannschaft gesehen?

Toni Kroos: Es ist für mich persönlich ganz gut gelaufen. In den Vordergrund stelle ich aber die Mannschaftsleistung. Wir haben von der 1. bis zur 90. Minute richtig gut gespielt. Was mir besonders gefallen hat, war wie wir in der zweiten Halbzeit mit dem 3:0-Vorsprung umgegangen sind. Es gibt viele Mannschaften, die dann locker lassen. Wir haben es clever runtergespielt, Nürnberg keine Chance gegeben und trotzdem weiter nach vorne gespielt. Das war richtig gut.

bundesliga.de: Acht Spieltage sind gespielt. Jetzt kommt die Länderspielpause. Wie fällt die erste Bilanz aus?

Kroos: Wir können mit der Punktausbeute sehr zufrieden sein. Im Nachhinein haben wir am 1. Spieltag in Mainz sogar noch zwei Punkte verschenkt. Natürlich dürfen wir uns jetzt nicht darauf ausruhen. Wir müssen nach der Länderspielpause an die guten Leistungen anknüpfen.

bundesliga.de: Was sind die Gründe für den Höhenflug?

Kroos: Im Moment läuft es richtig gut. Wir verstehen uns gut. Wir haben gut nachgelegt nach dem Pokal-Aus. Und auch wenn wir keine Superspiele machen, können wir Spiele gewinnen, so wie letzte Woche in Köln. Das war kein brillantes Spiel. Aber es war wichtig, die Punkte mitzunehmen, auch wenn es spielerisch nicht so gut lief. Das ist wichtig und wird in der Saison noch wichtig sein. Man kann nicht immer so spielen wie gegen Nürnberg, auch wenn solche Spiele umso schöner sind.

bundesliga.de: Letztes Jahr kam nach der Winterpause der Einbruch. Welche Lehren hat die Mannschaft aus der schlechten Rückrunde gezogen?

Kroos: Wie gesagt, man muss vor allem auch in den schlechteren Spielen punkten. Letzte Saison haben wir die alle verloren. Wir haben gegen Bremen ein ordentliches Spiel gegen eine starke Mannschaft gemacht. Wenn man am Ende einen Punkt mitnimmt, hat man etwas Zählbares. In der letzten Saison hätten wir so ein Spiel noch verloren.

bundesliga.de: Leverkusen hat 20 Punkte, ist Spitzenreiter. So gut ist der Verein noch nie gestartet. Was ist drin?

Kroos: Man sieht, dass wir gut drauf sind. Aber wir wissen aus der letzten Saison, wie schnell es nach einer richtig guten Hinrunde bergab gehen kann. Den Einbruch befürchte ich diesmal nicht. Aber man hat so etwas schon gesehen. Wir reden deshalb nicht von irgendwelchen Zielen, die wir vorher nicht ausgegeben haben. Das wäre Quatsch.

bundesliga.de: Wenn wir auf die Tabelle schauen, sehen wir dass Ihr alter Verein Bayern München schon acht Punkte Rückstand hat. Hätten Sie das erwartet?

Kroos: Das darf uns überhaupt nicht interessieren. Wir wissen alle in der Liga, wie stark Bayern ist. Sie werden am Ende auch wieder oben dabei sein.

bundesliga.de: Trainer Jupp Heynckes hat Sie gelobt und Ihnen einige Fortschritte in den letzten Wochen bescheinigt. Wie gehen Sie mit dem Lob des Trainers um?

Kroos: Ich habe alle Pflichtspiele mitgemacht, fünf Mal in der Startelf gestanden. Der Trainer hat mir gesagt, dass er mit mir zufrieden war. Gerade gegen Bremen in der zweiten Halbzeit. Er hat mir das Vertrauen gegeben. Und ich denke, dass ich ihm das auch zurückgezahlt habe. Ob ich links, rechts oder zentral spiele, ist nicht so wichtig. Das Wichtigste ist für mich, dass ich überhaupt spiele.

bundesliga.de: Leverkusens Vereinsführung hat gesagt, dass der Verein Sie gerne über die Saison hinaus verpflichten würde. Wie sehen Sie Ihre Zukunft?

Kroos: Ich fühle mich hier wohl. Es ist aber noch ein bisschen früh, darüber zu reden. Ich will da keine Wasserstandsmeldungen abgeben, wie es nach der Saison weitergeht. Das wird man sehen. Wir werden uns frühestens im Winter zusammensetzen.

bundesliga.de: In zwei Wochen steigt das Topspiel gegen den HSV. Mit welcher Einstellung geht Bayer in das Duell?

Kroos: Mit der gleichen wie in die letzten Spiele. Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Aber wenn wir in Hamburg merken, wir stehen hinten gut, kommen aber vorne nicht durch, dann müssen wir so clever sein und einen Punkt mitnehmen. Wir würden natürlich nach so einer guten Leistung wie gegen Nürnberg am liebsten wieder direkt nächste Woche spielen. Aber die Pause ist kein Nachteil. Die Spieler fahren jetzt zu ihren Nationalmannschaften und kommen dann wieder topfit zurück.

bundesliga.de: Ist das Spiel gegen den HSV schon ein Schlüsselspiel für den weiteren Saisonverlauf?

Kroos: Nein. Wir hatten schon einige Spiele, die wir gut gespielt und gewonnen haben. Das versuchen wir auch in Hamburg. Aber am 9. Spieltag kann man nicht von einem Schlüsselspiel reden.

bundesliga.de: Im Moment läuft auch parallel zur Bundesliga die U-20-WM. Eigentlich hätten Sie da auch spielen sollen. Bedauern Sie, dass Sie nicht dabei sind?

Kroos: Am liebsten hätte ich beides gespielt. Man musste sich entscheiden. Am Ende wurde die Vereinbarung so getroffen, dass nicht nur ich, sondern auch einige andere Spieler hier geblieben sind. Sie machen es auch ohne uns gut. Ich wünsche ihnen viel Erfolg. Für mich war es gut, dass ich für Leverkusen gespielt habe.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski