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Für Ex-Leverkusener Daniel Schwaab (r.) ist die Umstellung auf die Dreierkette nur eine Reaktion auf Leverkusens Offensive (©Imago)
Für Ex-Leverkusener Daniel Schwaab (r.) ist die Umstellung auf die Dreierkette nur eine Reaktion auf Leverkusens Offensive (©Imago)

VfB-Dreierkette: Keine Lösung auf Dauer

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Stuttgart - Die Stimmung in Stuttgart-Bad Cannstatt ist angespannt: Der VfB stolperte mit zwei dürftigen Unentschieden in der Europa-League-Qualifikation einem glanzlosen Erstrundenerfolg im Pokal in die neue Saison. Es folgten zwei Niederlagen zum Bundesliga-Auftakt: 2:3 beim FSV Mainz 05 und zuletzt 0:1 gegen Bayer Leverkusen.

Dreierkette funktioniert zunächst gut

Coach Bruno Labaddia weht bereits ordentlich Wind ins Gesicht. Dem 47-jährigen Trainer werfen nicht wenige Anhänger vor, dass sich die Mannschaft taktisch nicht entwickeln und spielerisch nicht verbessern würde.



Das Seltsame an der Situation nur: Labbadia änderte für das flexibel die Taktik und stellte geschickt seine Defensive um - seine Abwehrmänner setzten seine Vorgaben hervorragend um. Der VfB lief in der ersten Halbzeit anstatt mit der klassischen Viererkette mit einer von Daniel Schwaab in der Mitte dirigierten Dreierkette (mit Cristian Molinaro und Antonio Rüdiger) auf. Über die Außen ergänzten Konstantin Rausch (links) und Gotoku Sakai (rechts) die VfB-Defensive zu einer Fünferkette. Hatte Stuttgart den Ball, schalteten Rausch und Sakai sich sehr schnell und sehr weit ein, wurden so zu Außenstürmern.

"Wir haben durch die Systemumstellung gegen einen Champions-League-Teilnehmer gut zugestellt, das war klasse, fast perfekt", urteilte VfB-Neuzugang Daniel Schwaab. Der 26-Jährige war in den Tagen vor dem Spiel ein wichtiger Gesprächspartner für Bruno Labbadia, kennt er doch Laufwege und Spielweise der Bayer-Angreifer Stefan Kießling und Sidney Sam ganz genau. Schwaab: "Ich habe mit dem Trainer im Detail über ihre Stärken und Schwächen gesprochen - das wir dann aber tatsächlich umstellen und mit einer Dreierkette auflaufen, hat mich dann doch überrascht."

Zweimal wurde diese Taktik trainiert, Cristian Molinaro passte gut ins System: "Ich habe früher in Italien sehr häufig in einer Dreierkette gespielt, das war kein Problem für mich. Und es hat echt gut geklappt, wir haben besser gegen den Ball gespielt als beim Auswärtsspiel in Mainz", meinte der Italiener. "Wir waren bissiger in den Zweikämpfen, der Leverkusener Sieg ist nicht verdient", urteilte Abwehrkollege Antonio Rüdiger, der manchmal etwas übereifrig, doch taktisch geschickt, zu Werke ging.

Umstellung auf Viererkette bleibt harmlos



VfB-Torhüter Sven Ulreich war angetan von der Flexibilität seiner Vorderleute: "Wir haben ein gutes Spiel gezeigt und Daniel (Schwaab, Anm. d. Red.) hat die Abwehr mit Leben gefüllt, viel gesprochen und Kommandos gegeben. Leider hat's halt nicht zu einem Punkt gereicht, so ist es ein Fehlstart."

Bayer Leverkusen kam in den ersten 45 Minuten nur zu zweieinhalb Chancen: Nach wenigen Minuten landete ein abgefälschter Ball bei Kießling, der am gedankenschnellen Ulreich scheiterte. In der 22. Minute traf Sam an Ulreich vorbei den rechten Innenpfosten und kurz vor dem Pausenpfiff bugsierte Schwaab die scharfe Hereingabe von Sebastian Boenisch ins eigene Netz.

Zur zweiten Halbzeit stellte Bruno Labbadia dann wieder um, brachte für Rausch und den defensiven Mittelfeldspieler Boka, Publikumsliebling Cacau und Moritz Leitner. Hinten stand nun wieder eine Viererkette mit Sakai, Rüdiger, Schwaab und Molinaro, davor agierten Leitner und Gentner in der Zentrale. Cacau, Harnik und Traore sollten über die offensiven Außenbahnen im Wechsel Ibisevic versorgen - soweit die Theorie. Praktisch brachte erste der spät eingewechselte 17-jährige Timo Werner die souveräne Bayer-Abwehr in Verlegenheit.

Systemfrage ist vom Gegner abhängig



"Wenn das blöde Eigentor nicht fällt, spielen wir auf jeden Fall mit Dreierkette weiter und punkten", fasst Ulreich das Experiment zusammen. Ist das Startelf-System aus der Partie gegen Leverkusen nun eine dauerhafte Lösung?

"Man muss manchmal auch auf den Gegner schauen. Gerade gegen Leverkusen hat es taktisch ganz gut funktioniert", sagt VfB-Sportdirektor Fredi Bobic. Und Daniel Schwaab glaubt nicht, "dass das eine Lösung auf Dauer ist. Damit hat unser Trainer nur auf die Leverkusener Offensive reagiert." Schwaab ist lieber Innen- als Außenverteidiger und scheint aufgrund der verletzungsbedingten Ausfälle von Serdar Tasci und Georg Niedermeier seinen Stammplatz dort wohl auch erstmal sicher zu haben.

Falls der Trainer wieder den einen oder anderen überraschen möchte, hat der Coach jederzeit ein Ass im Ärmel: Der dynamische Arthur Boka, zuletzt im Mittelfeld im Einsatz, ist jederzeit auf seiner gelernten Position links hinten einsatzbereit. Wie die Fans das sehen werden, dürfte Bruno Labbadia ziemlich egal sein. Sportdirektor Bobic gibt die Marschroute vor: "Das Wichtigste wird am Ende sein, einen Sieg zu holen. Die Europa League kann eine willkommene Abwechslung zur Liga sein, um uns Selbstvertrauen zu holen und dann Sonntag in Augsburg besser zu agieren. Denn dort müssen wir punkten."

Aus Stuttgart berichtet Henrik Lerch