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Steffen Heidrich (r., mit Trainer Prasnikar) ist seit Juni 2006 Energie-Manager
Steffen Heidrich (r., mit Trainer Prasnikar) ist seit Juni 2006 Energie-Manager

"Träumereien sind fehl am Platze"

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Der FC Energie Cottbus startet zwar mit dem geringsten Etat aller Bundesligisten in die kommende Saison, zumindest die Leistungsträger blieben dem Club diesmal aber treu.

In Einheit mit den Neuzugängen und dem "Arbeitertyp" Bojan Prasnikar auf der Trainerbank verspricht sich Energie-Manager Steffen Heidrich im Interview mit bundesliga.de wieder das primäre und einzige Ziel: den Klassenerhalt. Trotz einer durchwachsenen Vorbereitung ist Heidrich optimistisch: "All das ist Makulatur, wenn die Punktspiele beginnen."

bundesliga.de: Herr Heidrich, im Gegensatz zu den vergangenen Jahren konnte der FC Energie Cottbus diesmal alle Leistungsträger halten. Haben sich die Transferpolitik und die finanzielle Situation des Clubs geändert?

Steffen Heidrich: Nein, sicherlich nicht. Wir haben natürlich gesagt, dass wir die Mannschaft von Jahr zu Jahr weiter verbessern wollen. Wenn für einen Spieler viel Geld geboten wird, denken wir immer über einen Verkauf nach. Aber es gab in diesem Jahr kein Millionenangebot, und die Frage hat sich nicht gestellt. Wir sind natürlich froh darüber, weil wir den Kader zusammenhalten wollten.

bundesliga.de: Mit den Neuzugängen haben Sie sogar alle Positionen doppelt besetzt. Auch das ist neu bei Energie…

Heidrich: Wir haben uns in der Breite qualitativ klar verbessert, wenn ich zurückdenke, wie wir aufgestellt waren, als ich vor zwei Jahren angefangen habe. Und endlich haben wir auch in der zweiten Reihe Spieler, die die Stammkräfte ohne größere Probleme ersetzen können.

bundesliga.de: Noch einmal zum Etat: In den Medien war sogar von einem vier Millionen geringeren Budget als in der Vorsaison zu lesen. Waren unter diesen Umständen Ihre Fähigkeiten als Manager besonders gefragt?

Heidrich: Die sind immer gefragt bei Energie Cottbus. Das ist auch für mich von Anfang an das Reizvolle an dieser Rolle gewesen. Die vergangenen zwei Jahre sind natürlich optimal gelaufen. Es ist natürlich keine einfache Aufgabe, wenn man keinen Millionentransfer stemmen kann und immer nach ablösefreien Spielern Ausschau halten muss. Aber bisher ist uns das sehr gut gelungen.

bundesliga.de:Was erwarten Sie von den Neuzugängen, wer schafft den Durchbruch in der Bundesliga?

Heidrich: Wir haben mit Savo Pavicevic hinten rechts eine absolute Bank. Er ist ein athletischer Spieler, bringt mit 1,85 Metern eine gewisse Größe mit und wird sicherlich von Anfang an spielen. Auch über die Verpflichtung von Cagdas Atan, der vorher bei Besiktas Istanbul und Trabzonspor gespielt hat, sind wir sehr froh. Er ist ein Freistoßspezialist, was er auch in der Vorbereitung mit zwei Traumtoren schon gezeigt hat. Im Sturm erwarten wir von Emil Jula als Mittelstürmer einiges. Momentan hat er - für mich nicht ganz unnormal - in Vorbereitung noch ein paar Probleme mit der Umstellung. Marco Kurth von Erzgebirge Aue ist ein sehr intelligenter Spieler und sehr wichtig für das Mannschaftsgefüge. Er soll genauso Druck auf die Etablierten ausüben wie Philipp Pentke als Nummer drei im Tor.

bundesliga.de: Suchen Sie noch Verstärkungen für eine Position?

Heidrich: Grundsätzlich sind wir sehr gut aufgestellt. Wir als Energie halten aber das ganze Jahr über nach finanzierbaren Leuten mit einer gewissen Qualität Ausschau. Gegen Ende der Transferperiode kann sich immer noch etwas tun.

bundesliga.de: Was ist mit Ivica Iliev, der am Montag ein Probetraining absolviert hat?

Heidrich: Ivica hat uns in den Einheiten überzeugt. Er hat lange bei Partizan Belgrad gespielt, dann vier Jahre in Italien bei Messina und zuletzt bei PAOK Saloniki, also immer bei guten Vereinen. Er bringt die nötige Qualität mit und ist ablösefrei. Wenn er in unseren Gehaltsrahmen passt, haben wir vor ihn zu verpflichten.

bundesliga.de: Am Wochenende steht das Pokalspiel bei TB Berlin auf dem Programm, eine Woche später der Ligaauftakt gegen 1899 Hoffenheim. Wie beurteilen Sie den bisherigen Verlauf der Vorbereitung?

Heidrich: Ich habe in über 20 Jahren im Profifußball Vieles erlebt - absolut positive Vorbereitungen und auch sehr negative was die Ergebnisse angeht. All das ist Makulatur, wenn die Punktspiele beginnen. Das Wichtigste ist, dass man, wie wir aktuell, relativ wenige Verletzte hat. Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich, aber aufgrund des vielseitigen Programms unter Bojan Prasnikar und der vielen Testspiele ist das nicht unnormal und ich bin insgesamt sehr zufrieden. Den letzten Test gegen Willem II Tillburg, einen holländischen Erstligisten, haben wir mit 2:1 gewonnen und dort sehr gute Ansätze gezeigt.

bundesliga.de: Stichwort Bojan Prasnikar: Sein Vertrag wurde gerade bis 2010 verlängert und gilt auch für die 2. Bundesliga. Warum ist er der perfekte Ennergie-Trainer?

Heidrich: Er ist ein Arbeitertyp mit unglaublich viel Fußball-Sachverstand. Er geht immer noch sehr ins Detail, was viele Trainer vielleicht nur am Anfang machen. Seine Taktik-Tafel ist ja inzwischen sehr bekannt, er unterbricht im Training oft, greift ein und korrigiert viel. Das hat er bis zum heutigen Tag durchgezogen, das kostet viel Kraft. Nebenbei kann man mit ihm sehr gut diskutieren und die Chemie stimmt ganz einfach. Wir diskutieren für die Sache und haben meistens einen gemeinsamen Nenner gefunden. Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen wider.

bundesliga.de: Nach dem Abstieg von Hansa Rostock ist Cottbus der letzte verbliebene Ost-Verein in der Bundesliga. Hat der Verein dadurch eine spezielle Rolle?

Heidrich: Ost und West ist für mich abgehakt. Wir spielen in der Bundesliga, müssen gegen die anderen 17 Vereine ankämpfen und versuchen, wieder einen Nicht-Abstiegsplatz zu erreichen. In der vergangenen Saison gab es leider ein paar unglückliche Entscheidungen, aber ich will das nicht wieder aufkochen. Wir wollen normal und fair behandelt werden, dann haben wir sehr gute Chancen auf den Klassenerhalt.

bundesliga.de: Ist der Nicht-Abstieg Ihr primäres und einziges Ziel?

Heidrich: Ja klar. Unsere Philosophie ist, dass wir nicht jammern und uns nur selber helfen können. Wenn man es realistisch sieht, sind Träumereien von Platz 10 fehl am Platze. Das ist ganz einfach den finanziellen Möglichkeiten geschuldet. Da muss man sich nur die Etats der drei Aufsteiger anschauen, und schon hat sich die Frage nach irgendeiner anderen Platzierung erübrigt. Wir wollen die Klasse halten, das muss auch in die Köpfe der Spieler wieder rein.

Das Gespräch führten Mark Schnell und Tim Tonner