Dank seiner Laufbereitschaft und durchschnittlich 36 Sprints pro Spiel hat sich Süleyman Koc Platz 86 unter den aktivsten Spielern der Bundesliga erarbeitet - © © dfl
Dank seiner Laufbereitschaft und durchschnittlich 36 Sprints pro Spiel hat sich Süleyman Koc Platz 86 unter den aktivsten Spielern der Bundesliga erarbeitet - © © dfl

Süleyman Koc: Im Sprint aus dem Gefängnis

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Köln - Rasanter hätte seine Karriere nicht verlaufen können. Vor einem knappen Jahr saß Süleyman Koc noch im Gefängnis. Jetzt gehört der Mittelfeldspieler des SC Paderborn 07 zu den 100 aktivsten Spielern in der Bundesliga.

Falsche Entscheidungen getroffen

Er rennt und rennt und rennt. Und das verdammt schnell. Durchschnittlich 11,7 Kilometer spult Süleyman Koc pro Spiel herunter, ein beachtlicher Wert. Und dabei geht der Deutsch-Türke richtig ab, sprintet im Schnitt 36 Mal pro Spiel, macht sogar fast 50 schnelle Läufe in jeder Begegnung. Damit ist er der Spieler mit den viertmeisten Sprints in der Bundesliga - und hat schon jetzt bewiesen, dass er auch in der höchsten Spielklasse in Deutschland locker mithalten kann.

Schnell war Koc auch früher schon, besonders am Steuer. Eine Fähigkeit, die ihm viel Ärger und eine Verurteilung zu drei Jahren und neun Monaten Haftstrafe einbrachte. Von falschen Freunden überredet, war Koc Anfang 2011 an mehreren Raubüberfällen auf Cafés und Spielcasinos in Berlin beteiligt - der damals 21-Jährige fuhr das Fluchtauto. Zu diesem Zeitpunkt spielte der flinke Mittelfeldmann beim SV Babelsberg 03 in der 3. Liga, hatte sich einen Stammplatz erarbeitet. Doch nach seiner Verhaftung im April 2011 wurde der Vertrag in Babelsberg aufgelöst, seine Karriere als Profi schien vorbei zu sein.

Zum Glück für Koc durfte er seine Haftstrafe im offenen Vollzug absitzen - und Babelsberg gab dem Freigänger noch einmal eine Chance. Nach 15 Monaten ohne Fußball kehrte in die 3. Liga zurück und machte 29 Spiele in der Saison 2012/13. Im Januar 2014 folgte schließlich, nachdem er auch offiziell aus der Haft entlassen worden war, der Wechsel zum SC Paderborn. Und vier Monate später der Aufstieg in die Bundesliga.

Auch ein Bänderriss kann ihn nicht stoppen

Da ist er aus dem Team von Trainer André Breitenreiter schon nicht mehr wegzudenken, kam in zehn der bisher elf Bundesliga-Spiele der Westfalen zum Einsatz, stand dabei acht Mal in der Startelf. Gegen den FC Augsburg lief er beim 0:3 am vergangenen Wochenende sogar trotz eines Bänderanrisses im Knöchel auf. Und rannte dennoch in 58 Minuten 7,3 Kilometer, ging 26 Mal in den Sprint.

Mit seiner Laufbereitschaft passt der 1,74 Meter große gebürtige Berliner perfekt in das intensive Spielsystem von Breitenreiter. Seine Stärken hat er aber auch im Spiel nach vorne und im Abschluss. Immerhin 17 Mal schoss er bereits auf das Tor, gegen Bayer 04 Leverkusen erzielte er beim 2:2 das zwischenzeitliche 1:0. Und vielleicht folgt schon bald sogar eine Einladung zur türkischen Nationalmannschaft. In Paderborn jedenfalls erzählt man sich Gerüchte, der Verband würde Koc beobachten. Es wäre die Krönung seines Fußball-Märchens.

Tobias Schild

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