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Marc Wilmots ist seit Oktober 2009 Co-Trainer der belgischen Nationalmannschaft
Marc Wilmots ist seit Oktober 2009 Co-Trainer der belgischen Nationalmannschaft

Starkes Kollektiv mit dem "neuen Drogba"

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An den letzten Europapokal-Auftritt gegen eine deutsche Mannschaft hat der RSC Anderelcht keine guten Erinnerungen. Klar und deutlich schied der belgische Vorzeige-Club 2008 im Achtelfinale des UEFA-Cups gegen den FC Bayern München aus.

Zwar siegten die Belgier in München im Rückspiel mit 2:1 - nach der 0:5-Heimklatsche aus dem Hinspiel war das Ausscheiden aber ohnehin längst besiegelt.

Starker Auftritt gegen Bilbao

Am Donnerstag geht es für den souveränen Tabellenführer der belgischen Jupiler League beim Achtelfinale der Europa League beim Hamburger SV (Do., ab 18:45 Uhr im Live-Ticker) wieder gegen einen Bundesligisten. Und in der letzten Runde hat der 29-malige belgische Meister für Aufsehen gesorgt, warf Athletic Bilbao nach einem 1:1 in Spanien mit 4:0 aus dem Wettbewerb.

Im Interview mit bundesliga.de erklärt der frühere Schalker "Eurofighter" und heutige Co-Trainer der belgischen Nationalmannschaft, Marc Wilmots, die Stärke des RSC. Außerdem schwärmt er von einem Super-Talent und gibt einen Tipp ab.

bundesliga.de: Herr Wilmots, der RSC Anderlecht strebt mit zwölf Punkten Vorsprung der 30. Meisterschaft in Belgien entgegen. Welchen Stellenwert hat der RSC denn in ihrer Heimat, kann man das mit dem FC Bayern in Deutschland vergleichen?

Marc Wilmots: Ja, das kann man vergleichen. Der RSC ist der große Verein in Belgien, sie haben die meisten Titel gewonnen und haben auch finanziell einen Vorsprung vor den anderen.

bundesliga.de: Wo würden Sie die belgische Liga denn im internationalen Vergleich momentan einordnen?

Wilmots: Wir hatten in den letzten Jahren immer Probleme, nach der Winterpause noch Clubs im europäischen Wettbewerb zu haben. Jetzt waren drei Mannschaften in der Runde der letzten 32, davon sind zwei auch noch weitergekommen. Das ist ein Riesenerfolg für uns.

bundesliga.de: Anderlecht hat in der letzten Runde Athletic Bilbao aus dem Wettbewerb geworfen, das Rückspiel 4:0 gewonnen. Eine Überraschung für Sie?

Wilmots: Das war schon ein bisschen überraschend, denn Bilbao war wirklich kein einfacher Gegner. Aber der RSC hat dort 1:1 gespielt - und im Rückspiel haben sie Bilbao dominiert: Sie haben attraktiv nach vorne gespielt, haben Tempo gemacht und haben 90 Minuten Vollgas gegeben.

bundesliga.de: Wer sind denn die Schlüsselspieler bei Anderlecht?

Wilmots: Die Mannschaft ist fit und hat Selbstvertrauen, das ist ganz wichtig. Aber sie hat auch zwei Spieler, die den Unterschied ausmachen können: Moubarak Boussoufa und Lucas Biglia. Dazu kommt noch das Supertalent Romelo Lukaku, von dem alle sagen, das wird der neue Didier Drogba.

bundesliga.de: Lukaku ist erst 16, liegt mit 13 Treffern in der Torjägerliste aber vorne und war auch schon bei der Nationalelf.

Wilmots: Ja, er hat für uns im letzten Spiel gegen Kroatien gespielt. Er ist ein Pluspunkt für Belgien für die Zukunft. Aber man muss ihm jetzt die Zeit lassen, sich zu entwickeln. Ein Spiel wie gegen Hamburg ist für ihn ganz wichtig. Da trifft er auf David Rozenhal und Joris Mathijsen, zwei sehr erfahrene Spieler, gegen die er wichtige Erfahrung sammeln und viel lernen kann.

bundesliga.de: Was ist Lukaku für ein Spielertyp?

Wilmots: Er ist 1,92 Meter groß und wiegt 95 Kilo - das ist ein Tier! Deshalb wird er auch mit Drogba verglichen. Lukaku ist körperlich sehr stark und trotzdem ist er sehr schnell in die Tiefe. Zudem hat er einen sehr guten Schuss mit links und ist kopfballstark. Was er mit seinen 16 Jahren schon alles kann ist absolut top.

bundesliga.de: Die europäischen Spitzenclubs sollen angeblich schon an ihm dran sein. Wie geht er mit diesem Hype um?

Wilmots: Sein Glück ist, dass auch sein Vater Roger Lukaku Profi-Fußballer war. Die Familie legt großen Wert darauf, dass er beide Füße auf dem Boden behält. Er sollte noch zwei, drei Jahren beim RSC Anderlecht spielen, da muss man auch mal Geduld haben und nicht nur an das Geld, sondern auch an die sportliche Karriere denken. Aber das ist ein ganz netter Junge, er will lernen und man merkt dass er immer hundert Prozent gibt. Anderlecht ist im Moment die perfekte Station für ihn.

bundesliga.de: Könnte auch Lukaku gegen den HSV schon den Unterschied ausmachen?

Wilmots: Ich denke schon. Anderlecht hat in der Gruppenphase bei Ajax Amsterdam 3:1 gewonnen - und Lukaku hat zwei Tore gemacht. Wenn du ihn im Strafraum an den Ball kommen lässt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass er ihn auch reinmacht.

bundesliga.de: Liegen die Stärken des RSC also in der Offensive?

Wilmots: Die ganze Mannschaft ist gut drauf. Sie stehen sehr kompakt, vor allem das Kollektiv ist gut. Auf der rechten Seite haben sie Jonathan Legear auch noch einen 23-Jährigen, der für die Zukunft sehr vielversprechend ist. Er kommt aus der Generation, die bei den Olympischen Spielen 2008 Vierte geworden ist. Nach vielen Verletzungen ist er dieses Jahr gesund geblieben und spielt auf seiner Seite überragend. Der würde auch gut in die Bundesliga passen.

bundesliga.de: Fürchten Sie einen Ausverkauf der Talente beim RSC? Oder ist es für die Nationalmannschaft, in der Sie ja Co-Trainer sind, vielleicht sogar gut, wenn die Spieler in europäischen Top-Ligen spielen?

Wilmots: Wir haben mit Marouane Fellaini (FC Everton, Anm. d. Red.), Daniel van Buyten (FC Bayern, Anm. d. Red.) oder Thomas Vermaelen (FC Arsenal, Anm. d. Red.) schon Spieler bei Top-Clubs. Man muss als Spieler immer zur richtigen Zeit das richtige Angebot haben. Es geht darum, wie sich ein Spieler sportlich verbessern kann, es muss eine Karriereplanung dahinter stecken. Man sollte nie zu einem Verein wechseln, bei dem man dann nicht spielt. Auch für die Nationalmannschaft ist wichtig, dass die Jungs die richtigen Entscheidungen treffen. Wenn die Vereine so gut sind wie im Moment in Belgien, muss man auch nicht immer gleich wechseln, sondern kann auch mal Geduld haben.

bundesliga.de: Wo liegen denn die Schwachpunkte von Anderlecht?

Wilmots: Ich will ja keine Tipps geben. Ich bin aber sehr gespannt, weil die beiden Spiele gegen den HSV uns in Belgien zeigen werden, wie weit wir schon sind. Die Bundesliga gehört schließlich zu den zwei, drei stärksten Ligen in Europa und der HSV war zuletzt immer oben dabei.

bundesliga.de: Was ist Ihr Tipp, wer kommt weiter?

Wilmots: Wenn Anderlecht so spielt wie gegen Bilbao, dann haben sie mit Sicherheit mehr als nur eine Chance.


Das Gespräch führte Matthias Becker