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Iker Casillas (l.) hat den ersten Elfmeter gehalten, Cesc Fabregas den entscheidenden verwandelt - Spanien steht nach dem Krimi gegen Portugal im EM-Finale!
Iker Casillas (l.) hat den ersten Elfmeter gehalten, Cesc Fabregas den entscheidenden verwandelt - Spanien steht nach dem Krimi gegen Portugal im EM-Finale!

Spanien im Glück - Portugal ruft "Injustica!"

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Donezk - Cesc Fabregas und die spanischen Glücksritter twitterten Jubel-Fotos aus der Kabine, die Zeitungen huldigten bereits den "Helden und Legenden" der "Furia Roja": Nach dem Finaleinzug träumt das ganze Land von einem einmaligen Titel - Europawelteuropameister. Es wäre die Bestätigung der spanischen Herrschaft über den Weltfußball, wenn auch ohne majestätischen Glanz.

Ramos euphorisch - Casillas tiefsinnig

"Ich bin voller Gefühle, so glücklich, dreimal in so kurzer Zeit ins Finale einzuziehen. Das war ein historischer Moment", sagte Fabregas und ließ seinen Tränen freien Lauf. Kurz zuvor hatte er den entscheidenden Schuss zum 4:2 im Elfmeterschießen des EM-Viertelfinales gegen Portugal verwandelt. Nun ist es nur noch ein Schritt bis zum Triple: EM, WM und EM in direkter Folge hat noch keine Nation gewonnen. Am 1. Juli in Kiew könnte es so weit sein.



Zwar hat es drei Final-Einzüge in Folge schon gegeben, durch Deutschland 1972, 1974 und 1976, doch Sergio Ramos behauptete euphorisch, die "ganze Welt" werde sich daran erinnern, wie Spanien "gewonnen und Geschichte geschrieben" habe. Mit Blick auf seinen Elfmeter-Löffler a la Panenka oder Pirlo ergänzte er schmunzelnd: "Und es ist schön, dass meine Kinder in ein paar Jahren auch noch etwas über mich zu erzählen haben."

Keeper Iker Casillas, nach seiner Elfmeter-Parade gegen Joao Moutinho von Ramos als "bester Torhüter der Welt" geadelt, dachte vor dem Endspiel gegen Deutschland oder Italien in größeren Dimensionen. "In diesen schweren Krisenzeiten ist der Fußball eine Oase, der alle Probleme ein wenig vergessen lässt", sagte der 31-Jährige.

Del Bosque grollt



Nur Trainer Vicente del Bosque sah aus, als sei sein Team nach einer zermürbenden Saison soeben abgestiegen. Der 61-Jährige grummelte und grantelte. Er wusste: Entscheidend für das 19. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage war nicht "Tiki-Taka", das berühmte spanische Passspiel, sondern einfach nur "mucha suerte", eine Menge Glück. Auf warme Worte hatte er deshalb keine Lust. Als ihn ein UEFA-Mitarbeiter verabschieden und ihm viel Glück für das Finale wünschen wollte, stand del Bosque beim ersten Wort auf und verließ ohne einen Blick zurück die Pressekonferenz.

Der erfahrene Coach schien im kollektiven Freudentaumel der einzige zu sein, der auch die Realität im Blick hatte. Portugal war zumindest über 90 Minuten mindestens ebenbürtig gewesen und hatte nach dem Fehlschuss von Xabi Alonso im Elfmeterschießen schon den Sieg vor Augen, doch dann schienen der Pfosten, die Latte, ja selbst der Ball Spanien-Fans zu sein.

Fassungsloser Ronaldo



"Ich habe dem Ball gesagt, dass wir Geschichte schreiben müssen. Und er hat mich nicht im Stich gelassen", sagte Fabregas, der unbedingt den letzten Elfmeter schießen wollte - weil das schon 2008 im EM-Viertelfinale gegen Italien Glück gebracht hatte. Doch nachdem der Portugiese Bruno Alves den Ball an die Latte geschossen hatte, traf der 25-Jährige nur den Innenpfosten. Der Ball sprang aber ins Tor - und der Welt- und Europameister steht wieder im Endspiel.

Für Cristiano Ronaldo brach in diesem Moment eine Welt zusammen. "Injustica, injustica", murmelte Portugals Superstar immer wieder - "was für eine Ungerechtigkeit!" Dabei hätte es doch seine Bühne werden sollen. Den fünften und letzten, den alles entscheidenden und siegbringenden Elfmeter sollte er schießen. Es kam allerdings nicht mehr dazu.

"Ich bin sehr traurig"



"Ich bin sehr traurig, es ist sehr frustrierend, auf diese Art und Weise zu verlieren", stammelte der 27-Jährige. "Wir", hob Ronaldo später im Bauch der Donbass Arena an, und meinte doch vor allem sich selbst, "wir hätten mehr verdient gehabt." Mit schwarzen Stützstrümpfen, khakifarbenen Shorts und einem grauen Kapuzenpulli sah der Mann von Real Madrid dabei aus wie ein EM-Urlauber, zu dem er in diesem Moment ja bereits geworden war.

Der fünfte, sein Elfmeter - Ronaldo bereitete dieses Thema mehr Schmerzen als hätte er antreten dürfen und wäre gescheitert. "Ich war dafür vorgesehen", sagte er, die Brillanten in seinen Ohren überstrahlten die müden Augen, "aber das Schicksal hat anders entschieden. Elfmeter sind immer Glücksspiel, eine Lotterie. Wir hatten kein Glück." Injustica! Dabei hatte er sich vor dem Shootout von einem Betreuer eigens noch die Schuhe putzen lassen.

"Dicke Eier" reichen nicht aus



Doch war es wirklich so klug, den vermeintlich sichersten Schützen bis zum Schluss zurückzuhalten? "Das war die Strategie des Trainers, wir müssen das so akzeptieren", sagte Nani, und es klang, als falle ihm das schwer. Nani selbst spielte in diesem "schrecklichen Finale", wie er das Elfmeterschießen nannte, ebenfalls eine wichtige Nebenrolle. Beim Stande von 1:2 rief er Teamkollege Alves zurück, der bereits auf dem Weg zum Punkt war. Nicht Alves, Nani war an der Reihe, das war so abgesprochen worden. Nani traf, doch der nächste Portugiese - Alves - vergab. "Das ist nicht einfach für mich", sagte der.

Trainer Paulo Bento verteidigte indes seine Strategie. "Wir haben das eben so entschieden, es schien der beste Weg zum Sieg. Hätte es 4:4 gestanden und wir dann Cristiano gehabt, würden wir jetzt anders reden", sagte er. Die Portugiesen haderten trotz starker Leistung über 120 Minuten, in denen sie "dicke Eier" (Hugo Almeida) gezeigt hatten, mit dem eigenen Pech und dem kleinen, feinen Unterschied, wegen dem es nicht gereicht habe.

Es war wirklich denkbar knapp. Trösten wird das Ronaldo wohl dennoch nicht.