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Spanien "fix und fertig" - Schweiz dankt "Sankt Gottmar"

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Fassungslosigkeit in Spanien nach einer historischen Pleite, grenzenlose Euphorie in der Schweiz um einen neuen Fußball-Gott: Der Europameister, erklärter Topfavorit bei der WM in Südafrika, riss die Fans mit der 0:1 (0:0)-Pleite gegen den krassen Außenseiter Schweiz am Mittwoch in Durban aus allen Titelträumen und auch alte Wunden auf.

"Das ewige Spanien?", titelte "Marca" in Anspielung auf den WM-Fluch. "Wir sind fix und fertig", meinte Kapitän und Torwart Iker Casillas.

Schweiz feiert "Sankt Gottmar"

Kopf standen unterdessen die Schweizer Fans, die in Bern trotz strömenden Regens und in Zürich auf den Straßen "Hopp Schwiiz" feierten und den Verkehr zum Teil zum Erliegen brachten. Trainer Ottmar Hitzfeld wurde nach dem ersten Schweizer Sieg gegen Spanien im 19. Vergleich von der Tageszeitung Blick zum heiligen "Sankt Gottmar" erhoben.

Für das spanische Team und vor allem Nationaltrainer Vicente Del Bosque regnete es nach der "unglaublichen Niederlage" (El Mundo) von den Experten Kritik. Allen voran Erfolgscoach Luis Aragones, der das Team zum EURO-Titel 2008 geführt hatte, war unzufrieden mit der taktischen Ausrichtung seines Vorgängers. "Das Problem war von Beginn an, mit zwei defensiven Mittelfeldspielern zu agieren. Ich hätte vielleicht nur mit einem Sechser spielen lassen", sagte der 71-Jährige, der bei der WM als Experte für den arabisch-sprachigen TV-Sender "al-Dschasira" fungiert.

Del Bosque verteidigte seine vorsichtige Strategie, die er erst nach einer Stunde aufbrach. Da nahm er in Sergio Busquets einen Sechser neben Xabi Alonso vom Platz und brachte in Fernando Torres und Jesus Navas mehr Offensive. "Für uns hat das System lange funktioniert. Wir müssen nun nicht alles umwerfen, bloß weil wir einmal verloren haben", sagte Del Bosque.

Jetzt erst recht!

Auf den Hinweis, dass noch nie eine Mannschaft nach einer Auftaktniederlage den WM-Titel gewonnen hat, erwiderte der Chefcoach: "Das ist Statistik. Wir müssen uns nun aufbäumen und versuchen, die Moral wiederherzustellen."

Das versuchten die Sporttageszeitungen, die sonst bedingungslos draufhauen, schon am Tag danach. "Wir können es noch schaffen!" (AS) oder "Bleibt ruhig, weil wir weiter die beste Mannschaft der Welt sind" (Marca) lauteten die Schlagzeilen.

Spanien schied 2002 und 2006 nach überragenden Vorrunden mit jeweils drei Siegen überraschend schnell aus, nun folgte wie 1998 gegen Nigeria (2:3) der Paukenschlag gleich zu Beginn. Die erst zweite Niederlage im 54. Spiel seit dem Achtelfinal-Aus bei der WM 2006 in Deutschland hat bei den Spaniern offenbar dennoch Zweifel hinterlassen.

Hitzfeld lobt das Kollektiv

"Es ist hart, so zu verlieren. Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich weiß nicht, ob man eine solche Niederlage so einfach abhaken kann", sagte Casillas. Der sorgte unfreiwillig noch für Aufsehen, als er vom übertragenden TV-Sender "Tele 5" zum Interview gebeten wurde.

Als Reporterin stellte die rassige Sara Carbonero die Fragen, die Freundin des Torhüters. Laut einem Bericht der englischen Times habe Casillas etwas verdutzt auf die kecke Frage "Wir habt ihr es geschafft, das Spiel in den Sand zu setzen?" reagiert. In Spanien ist man im Übrigen empört darüber, dass Carbonero so nah an der Mannschaft ist.

In der Schweiz unterdessen ist der Jubel riesengroß, vor allem um Hitzfeld. "Die Trainer sind nur Nebensache. Die Spieler können die Sensation schaffen", sagte der ehemalige Meistercoach der Bayern und von Borussia Dortmund. So wie der von Hitzfeld kurz vor der WM berufene Gelson Fernandes, der in der 52. Minute für das Siegtor sorgte und zum "Man of the Match" erhoben wurde: "Wahrscheinlich werde ich erst nach dem Ende meiner Karriere realisieren, was ich geleistet habe."