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Dete Kuhlmann und Oswald "Ossy" Pfeiffer (v.l.) singen vor jedem Heimspiel die Hannover-Hymne "96 - Alte Liebe" (© Osmator Medienproduktion)
Dete Kuhlmann und Oswald "Ossy" Pfeiffer (v.l.) singen vor jedem Heimspiel die Hannover-Hymne "96 - Alte Liebe" (© Osmator Medienproduktion)

"Seit wir singen, ist 96 erfolgreich"

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Hannover - Viele Musiker träumen davon, einmal in einem ausverkauften Stadion zu spielen. Oswald Pfeiffer und Dete Kuhlmann leben diesen Traum alle 14 Tage.

Die Musiker, die jeder in Hannover nur liebevoll "Ossy" und "Dete" nennt, stimmen vor jedem Heimspiel in der Fankurve die Hymne "96 - Alte Liebe" an. "Wir dürfen Rockstar spielen, ein geiles Gefühl", erzählt Pfeiffer im Gespräch mit bundesliga.de.

Seit zehn Jahren wird der Song in der Arena angestimmt, und seit drei Jahren ist der Live-Act fester Bestandteil der Stadion-Chorographie. Zeitgleich begann der sportliche Aufstieg der Niedersachsen in obere Tabellenränge mit der zweimaligen Qualifikation für die Europa League.

Kein Wunder, dass Kuhlmann, der seit 1956 ein glühender Anhänger der 96er ist, Parallelen sieht. "Seit wir singen ist 96 erfolgreich", zieht der 65-Jährige Bilanz. Aber nicht nur deshalb wünschen sich die Fans noch viele Stadion-Auftritte von Ossy und Dete.

bundesliga.de: Sie singen vor jedem Heimspiel von Hannover 96 im Fanblock "96 - Alte Liebe". Ist 96 auch Ihre alte Liebe?

Dete Kuhlmann: Ich bin Fan seit 1956. So ein alter Sack bin ich schon. Als Achtjähriger war ich das erste Mal mit meinem Vater im Stadion. Da spielte Hannover noch auf der so genannten Radrennbahn.

Oswald "Ossy" Pfeiffer: Ich bin erst 1986 mit 16 Jahren nach Hannover gekommen. Mein Vater war zwar Ur-Hannoveraner, aber da er im diplomatischen Dienst arbeitete, bin ich im Ausland aufgewachsen. Mit Fußball und der Bundesliga hatte ich wenig am Hut, interessiert haben mich gerade mal Europa- und Weltmeisterschaften. Erst seit wir live im Stadion singen und ich die Atmosphäre gespürt habe, hab' ich begriffen, was das Herz des Fußballs ausmacht. Live im Stadion dabei zu sein kann man mit einem Spiel im TV nicht vergleichen.

bundesliga.de: Von wem ist denn das Lied?

Kuhlmann: Drei Leute haben es getextet und komponiert, Kai Hoffmann, Martin Hylla und meine Wenigkeit. Ossy hat es dann produziert. Die Fans singen es seit fast zehn Jahren im Stadion.

bundesliga.de: Seit wann singen Sie das Lied live im Stadion?

Kuhlmann: Das war ein Freundschaftsspiel gegen Valencia vor drei Jahren. Das ist so gut angekommen, dass wir es seither bei jedem Heimspiel singen.

Pfeiffer: Und wir stehen immer bei den Fans in der Kurve. Der Verein wollte dafür eine kleine Bühne bauen - das wollten wir nicht. Die Fans haben das Lied berühmt gemacht. Und da gehört es hin.

bundesliga.de: Und bisher konnten Sie immer ihren Terminkalender mit den Heimspielen abstimmen?

Pfeiffer: Ja, nur einmal war ich zu einem PR-Termin in Bukarest. Da haben wir mit 96 eine Aktion gemacht und über die 96-Seite und Facebook einen Ersatz für mich gesucht. Da haben sich einige beworben, und wir haben uns für Christian Bakotessa entschieden. Der war mal Kandidat bei "Deutschland sucht den Superstar".

Kuhlmann: Der hat das gut gemacht, konnte richtig gut singen.

bundesliga.de: Gab es auch schon mal Pannen?

Kuhlmann: Ja, es bleibt zum Beispiel schon mal die CD hängen. Dann hast Du keine Musik im Kopfhörer und die Leute schunkeln schon. Daraus lernt man. Kopfhörer schnell raus und dann improvisieren.

Pfeiffer: Und die Leute gehen toll mit.

bundesliga.de: Nun sind Sie beide ja nicht gerade in einem Alter. Und der Musikstil könnte auch kaum unterschiedlicher sein. Dete kommt vom Skiffle, Ossy vom Rock. Wie kommt man da zusammen?

Kuhlmann: Im Laufe der Zeit haben wir uns halt kennengelernt. Ich spiel' ja schon mit Ossys Freundin Anka seit 30 Jahren zusammen und hab  auch schon in seinem Studio aufgenommen. Und ich spiele gern mit jungen Leuten zusammen. Aus meinem Jahrgang sind ja nicht mehr viele aktiv.

Pfeiffer: Ich bin es umgekehrt gewohnt, mit Älteren zusammenzuspielen. Ich hab' ja schon sehr jung angefangen mit Musik. Da musst du dort hingehen, wo die Chefs sind. Und hier in Hannover kannst du die Leute an einer Hand abzählen.

bundesliga.de: Andere Bands träumen davon, einmal im Stadion zu spielen. Sie machen das jedes zweite Wochenende...

Pfeiffer: (lacht) Ja, wir dürfen immer schön Rockstar spielen. Das ist ein geiles Gefühl.

Kuhlmann: Aber schwerer als viele meinen. Wir haben nur ein Lied, und das muss sitzen. Ich schwitz' auch heute noch jedes mal Blut und Wasser bis die Musik losgeht.

bundesliga.de: Können Sie in Hannover noch ausgehen, ohne auf "Alte Liebe" angesprochen zu werden?

Kuhlmann: Also, unerkannt bleibt man auf keinen Fall. Schon Fünf-, Sechsjährige grüßen mich mit "Hallo Dete". Und auch singen soll man immer wieder mal. Auch auf Privatfesten muss man immer das Lied anstimmen.

Pfeiffer: Geht mir genau so. Abklatschen ist noch das Mindeste, was die Fans wollen. Und das passiert andauernd.

bundesliga.de: Sind Sie auch bei Auswärtsspielen dabei oder singen dort sogar?

Kuhlmann: Früher bin ich regelmäßiger mitgefahren. Besonders gern in der 2. Bundesliga. Die kleinen Stadien, der Bratwurstgeruch - das hab' ich geliebt.

Pfeiffer: Im Europapokal haben wir in Valencia und in Madrid (Atletico; die Red.) gesungen. Da mussten wir schon im Flugzeug mit den Fans das Lied singen. In Madrid auch auf dem Marktplatz. Da waren 5.000 Fans mit.

bundesliga.de: Gibt es ein Spiel an das Sie sich besonders gern erinnern?

Kuhlmann: Ich habe in der ganzen Zeit natürlich viele interessante Spiele gesehen. Aber von denen, bei denen wir zusammen gesungen haben, war es wohl das Spiel gegen den FC Sevilla (Qualifikation zur Europa League; die Red.) in Hannover. Da war eine Stimmung, Wahnsinn. Da haben die Leute so laut mitgesungen, dass wir die Musik gar nicht mehr gehört haben.

bundesliga.de: Außer Ihnen gibt es nur noch in Hamburg Live-Musik vorm Spiel. Da singt Lotto King Karl "Hamburg meine Perle". Gibt es Kontakt zu ihm?

Pfeiffer: Nein. Er ist uns ein paar Mal über den Weg gelaufen, als er hier in Hannover gesungen hat. Aber mehr auch nicht.

bundesliga.de: Hannover 96 und den Hamburger SV verbindet eine Fan-Freundschaft. Habt Sie auch schon in Hamburg gesungen?

Pfeiffer: Nein, leider nicht. Da warten wir immer noch auf die Einladung. Aber wir drängen uns da nicht auf.

Kuhlmann: Wäre aber schön, zumal er hier auch immer singt und ja immer 5.000 bis 10.000 96-Fans mit nach Hamburg fahren.

Pfeiffer: Ich glaube, das muss sich über die Fans entwickeln. Und wenn man uns fragt, würden wir es schon machen.

bundesliga.de: Haben Sie selbst Fußball gespielt?

Pfeiffer: Ich nicht. Ich bin dafür total untauglich und würde mich nur schwer verletzen. Dete sagt, man kann an meinem Gang erkennen, dass ich keinen Fußball spielen kann.

Kuhlmann: (lacht) Stimmt, das erkennt man. Ich selbst habe gespielt. In der Jugend sogar höherklassig, aber als ich mit 17, 18 anfing mit der Musik, wurde es samstags schon mal 2, 3 Uhr, ein paar Bierchen wurden gekippt. Und dann sonntags Fußball... Da wurde ich vom Trainer zum Einzelgespräch gebeten. Er wollte wissen, "Fußball oder Musik?" Und als ich sagte Musik, hat er gesagt: "Jetzt sind wir wieder Freunde!" Aber mit dem Fußball war's das dann.

bundesliga.de: Die Farben von Hannover sind Schwarz, Grün und Weiß. Warum heißen Sie die Roten?

Kuhlmann: Es wurden damals zur gleichen Zeit drei verschiedene Vereine gegründet. 96, Arminia Hannover und der Hannoversche Sport-Club - und alle hatten die gleichen Farben. Da hat man sich geeinigt, dass Arminia in Blau spielt, 96 in Rot und der HSC behielt die grüne Farbe.

bundesliga.de: Reden wir über die Mannschaft. Zwischen den Leistungen im eigenen Stadion und auswärts liegen Welten. Woran liegt's?

Kuhlmann: An den Fans. Die Fans sind phantastisch. Selbst wenn es mal nicht läuft, unterstützen sie die Mannschaft und treiben sie noch mal nach vorne. Da wird richtig gepowert. Ich weiß nicht, woran es liegt, dass es auswärts nicht so gut läuft. Da müssen wir mal den Hebel umlegen und mutiger werden. Das ist teilweise Angsthasenfußball, der da geboten wird. Ich glaube, mal zwei Auswärtssiege in Folge - und dann platzt der Knoten auch. Aber zuhause sind wir eine Macht. Und wenn man die letzten Jahre zurücksieht, muss man feststellen: Seit wir singen ist 96 erfolgreich.

Das Gespräch führte Jürgen Blöhs