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"Schalker sind leidensfähig"

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München - Mit Borussia Dortmund gewann er als Spieler den Europapokal. Mit Schalke wurde er als Manager "Meister der Herzen", Pokalsieger und UEFA-Cup-Gewinner. Kaum einer kennt die beiden Vereine so gut wie Rudi Assauer. Im exklusiven Interview mit bundesliga.de nimmt der 66-Jährige kein Blatt vor den Mund.

bundesliga.de: Am Sonntag kommt es wieder zum großen Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund. Wie groß ist Ihre Vorfreude?

Rudi Assauer: Auch wenn man sich schon so viele Derbys gesehen hat wie ich, freut man sich doch immer noch aufs Neue auf das Derby. Ich hoffe, dass beide Mannschaften ein Klassespiel zeigen. Klar ist, dass Schalke mehr unter Druck steht als die Borussia, die besser gestartet ist. Schalke ist nicht in der Position wie die Borussia. Das wird ein schweres Spiel werden. Das Wichtigste ist aber generell, dass die Fans keine Randale machen.

bundesliga.de: In diesem Jahr sind die Rollen bislang vertauscht. Dortmund hat zwei von drei Spielen gewonnen, Schalke noch keinen Punkt geholt. Was läuft schief auf Schalke?

Assauer: Schalke ist letztes Jahr mit einer jungen Truppe Vizemeister geworden. Fast ohne ältere Spieler. Jetzt haben sie eine Reihe erfahrener Spieler und stehen unten. Das ist schon verrückt. Man kann im Fußball so schlecht planen. Das sieht jetzt auch Felix Magath, der es sicher ganz anders geplant hatte. Man sagt immer, eine Mannschaft muss sich finden. Schön und gut. Eine Mannschaft muss aber vor allem in sich stimmig sein. Viele Mannschaften mit schlechterem Material haben größeren Erfolg als besser besetzte Teams. Das ist eine Frage der Mentalität. Einige Spieler haben eine breite Brust und wollen gewinnen, andere gucken nur auf den Boden. Man muss mehr Spieler in seiner Truppe haben, die sagen: Den Gegner hauen wir weg. Dann hat man Erfolg.

bundesliga.de: Wie schätzen Sie die Chancen der beiden Teams ein?

Assauer: Die Dortmunder sind in einer besseren Ausgangsposition. Sie können mit einem Sieg erst einmal davon ziehen. Aber Schalke muss einen "Dreier" landen, sonst ist Feuer unterm Dach.

bundesliga.de: Haben Sie eine Erklärung für den extrem schlechten Schalker Saisonstart?

Assauer: Nein, ich habe so allgemein meine Bedenken und weiß nicht, ob es bei Schalke gut läuft. Aber ich bin auch nicht mehr nah dran und lege auch keinen Wert mehr darauf. Außer dem Felix kenne ich ja fast niemanden mehr. Sie müssen gucken, wie sie klar kommen.

bundesliga.de: Wie sehr überrascht Sie der Schalker Fehlstart?

Assauer: Ich habe einen solchen Fehlstart nicht erwartet. Sie haben viele Spieler ausgetauscht. Viele von den neuen Spielern kannte ich gar nicht. Wo die überall herkamen. Aber das hat der Felix zu verantworten. Bisher ist es nicht so optimal gelaufen. Aber das wird sich sicher geben und nicht von Dauer sein. Ich glaube, sie haben in Schalke jetzt das Problem, dass sie nach den Niederlagen auf gut deutsch gesagt ein bisschen Schiss haben. Die Klasse von Schalke hat momentan im Vergleich zum Vorjahr nachgelassen. Da hatten sie mit den vielen jungen Leuten mehr Erfolg.

bundesliga.de: Wie sehen Sie die vielen Schalker Neuverpflichtungen, insbesondere die des ehemaligen Dortmunder Christoph Metzelder?

Assauer: Schalke hat Spieler geholt, die schon ein gewisses Alter haben und mit Blessuren zu kämpfen haben. Einen Christoph Metzelder habe ich aus seinen Dortmunder Tagen eigentlich noch in guter Erinnerung. Ich kann nicht beurteilen, wie fit er jetzt ist. Aber wenn sich der Felix etwas in den Kopf gesetzt hat, setzt er es auch durch. Bei Raul hatte ich beim letzten Spiel den Eindruck, dass er irgendwie unrund läuft, wie ein Pferd, das etwas am Knöchel hat. Er hat so merkwürdige Zwischenschritte gemacht. Vielleicht hatte er eine Blessur, ich bin nicht sicher.

bundesliga.de: Sie haben auch einmal einen Ex-Dortmunder nach Schalke geholt. Wie riskant war das?

Assauer: Ich kann mich noch gut an die Verpflichtung von Andy Möller erinnern. Aber den kannten wir ja gut. Und es war ja auch kein weiter Weg, ihn zu holen. (lacht) Er war beim BVB ein bisschen raus, und die Dortmunder brauchten etwas Geld. Bei unserem ersten Freundschaftsspiel irgendwo in Ostwestfalen waren so um die 7.000 Zuschauer gekommen und haben den Andy und mich beschimpft und ausgepfiffen. Die haben richtig Theater gemacht. Ich bin dann an den Zaun gegangen und habe mit ihnen geredet und gesagt: Der Andy Möller wird die größte Überraschung. Im Laufe der Saison haben dann die Leute den Mund nicht mehr zugekriegt. Am Ende wurden wir Zweiter und gewannen den Pokal.

bundesliga.de: Wie schwer würde Schalke eine Niederlage im Derby treffen?

Assauer: Wenn Schalke das Derby vergeigt, wird es etwas unruhiger zugehen. Aber der Schalker an sich ist leidensfähig. Es käme dann darauf an, wie sie das Spiel verlieren. Wenn es dramatisch war, wenn es ein Klassespiel war und sie unglücklich verlieren und auf Augenhöhe waren, wäre es nicht so schlimm. Und wenn sie gewinnen, singen sie sowieso "Hosianna". Noch ist nichts verloren, mit ein paar Siegen ist man schnell wieder oben dabei. Aber Hoffenheim ist erst einmal neun Punkte weg. Eigentlich unglaublich oder?

bundesliga.de: Wie beurteilen Sie die Entwicklung beim BVB?

Assauer: Die Dortmunder haben nachgemacht, was Schalke ihnen im letzten Jahr vorgemacht hat. Sie haben auf junge Leute gesetzt, von denen viele Stammspieler geworden sind und ihre Sache sehr gut machen. Ich sehe die Entwicklung positiv. Die Schalker hatten aber eine noch jüngere Mannschaft und wurden Zweiter. Ich weiß nicht, ob die Borussia auch Zweiter werden kann.

bundesliga.de: Sie selbst kennen das Derby als Spieler nur aus Borussen-Sicht.

Assauer: Stimmt. Ich habe ja nie für Schalke gespielt, sondern für den BVB, mit dem ich damals als jüngster Spieler in der Truppe mitgeholfen habe, den ersten Europacup nach Deutschland zu holen.

bundesliga.de: Schauen Sie sich das Spiel im Stadion an? Und wie lautet Ihr Tipp?

Assauer: Ich werde im Stadion sein. Wenn die Schalker Mannschaft funktioniert, hat sie eine gute Chance auf die ersten drei Punkte.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski