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Lässt nach seinem Treffer gegen den FC Augsburg die Muskeln spielen: Nico Schlotterbeck - © Eibner-Pressefoto/Roger Buerke via www.imago-images.de/imago images/Eibner
Lässt nach seinem Treffer gegen den FC Augsburg die Muskeln spielen: Nico Schlotterbeck - © Eibner-Pressefoto/Roger Buerke via www.imago-images.de/imago images/Eibner
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Nico Schlotterbeck ist der Eckpfeiler in der Defensive des Sport-Club Freiburg

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Der Sport-Club Freiburg spielt eine überragende Saison: Nach 23 Spieltagen sind die Breisgauer mit 37 Punkten Sechster. Ein zentraler Baustein des Erfolgs: Nico Schlotterbeck. Der Innenverteidiger zählt in seinem Alter von nur 22 Jahren bereits zu den besten seiner Zunft in der Bundesliga.

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An der Mittellinie hält er kurz inne und schaut sich um. Dann geht es ganz schnell: Nico Schlotterbeck spielt einen scharfen wie präzisen Diagonalball auf den rechten Flügel zu Roland Sallai. Der flankt von dort in den Strafraum, wo Nils Petersen am ersten Pfosten zum 1:0 für den Sport-Club Freiburg einnickt. Nach dem Ausgleich des FC Augsburg schütteln sich die Breisgauer kurz und gehen nach einer Standardvariante erneut in Führung: Statt die Kugel aus dem rechten Halbfeld in den Strafraum zu flanken, wird Christian Günter von Vincenzo Grifo rechts tief geschickt. Der spielt scharf in den Torraum, wo Rafal Gikiewicz das Spielgerät nach vorne prallen lässt. Nico Schlotterbeck schaltet am schnellsten und drückt den Ball mit seinem starken linken Fuß über die Linie.

Das erste Tor eingeleitet, das zweite beim 2:1-Erfolg gegen den FCA selbst erzielt: Schlotterbeck war der entscheidende Spieler der Freiburger am vergangenen Samstag. Bei seinem Torjubel krempelte der 22 Jahre alte Innenverteidiger seinen rechten Ärmel hoch und flexte den Bizeps. Das Foto, auf dem die Nummer vier des SCF seine Muskeln spielen lässt, hat das Eigengewächs der Breisgauer am Sonntag auf seinem Instagram-Profil gepostet. Nicht mehr als "Auswärtssieg!", schrieb der Abwehrspieler als Caption darunter. Es ist nicht der erste Instagram-Post, auf dem Schlotterbeck seine definierten Muckis zeigt. Der Verteidiger mit den Wasserstoff-blondierten Haaren gibt sich zu Recht selbstbewusst: An seiner Physis hat er eindrucksvoll gearbeitet. "Ich gehe pro Woche locker sechs Mal pumpen - nur am Spieltag nicht", sagte der Hüne in einer Social-Media-Fragerunde mit Fans. Dadurch kann er den SC mittlerweile anscheinend alleine schultern. Häufig betitelt er seine Sieges-Bilder und Jubelposen noch mit der Unterzeile "Easy": leichteste Übungen für Freiburgs Verteidiger.

Einer der Top-Innenverteidiger der Bundesliga

Nico Schlotterbeck, der nach einjähriger Leihe an Union Berlin im Sommer zum SC zurückgekehrt ist, absolvierte in dieser Saison bislang 21 von 23 möglichen Partien in der Bundesliga. Die Nummer vier stand in all seinen Einsätzen immer in der Startformation bei Christian Streich. Nur zum Auftakt der Rückrunde fehlte der 1,91 Meter große Hüne: Aufgrund einer Corona-Infektion konnte er gegen Bielefeld und Dortmund nicht mitwirken. In diesen beiden Spielen gab es gleich sieben Gegentreffer und nur einen Zähler für den Sport-Club. Der 22 Jahre alte Innenverteidiger ist ein kompletter Abwehrspieler: In den Kategorien Zweikampf, abgeblockte Torschüsse und Balleroberungen zählt er zur Creme de la Creme der Bundesliga.

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Schlotterbeck ist der zweikampfstärkste Akteur der Freiburger und mit 65 Prozent gewonnenen Duellen die Nummer zwei der Bundesliga hinter dem Leipziger Mohamed Simakan. Auch seine gewonnenen Zweikämpfe in der Luft (72 Prozent) sind der Spitzenwert und bedeuten den dritten Platz in der Bundesliga hinter Konstantinos Mavropanos (Stuttgart) und Jonathan Tah (Leverkusen). Nach 93 Defensivzweikämpfen Schlotterbecks kamen die Freiburger in Ballbesitz (Platz vier in der Bundesliga). Teamintern hat nur Urgestein Nicolas Höfler mehr Balleroberungen zu bieten. In einer Kategorie ist in Waiblingen geborene Abwehrspieler der Beste der Bundesliga: Zehn Torschüsse blockte er bislang ab. "Schlotti paart fußballerische Klasse mit großer Zweikampfstärke", adelte Höfler den Innenverteidiger im kicker. "Das ist vor allem für uns wichtig, wenn du weißt, du kannst auch mal einen Innenverteidiger im Eins-gegen-eins stehen lassen."

Nico Schlotterbeck reckt den Pokal nach der gewonnen U21-EM in die Luft - Jurij Kodrun/Getty Images

Schlotterbeck wird in allen Bereichen immer besser

"Ich kriege hier das Vertrauen des Trainers und der Offiziellen und will mit dem SC Freiburg eine starke Saison spielen", benennt der Innenverteidiger einen der Gründe für seine persönliche positive Entwicklung, die zugleich auch eine Erklärung für den Höhenflug der Freiburger ist. Die 37 errungenen Punkte nach 23 Spieltagen bedeuten die zweitbeste Ausbeute in der Bundesliga-Geschichte des SC. In der vergangenen Saison machte Nico Schlotterbeck einen enormen Sprung nach oben: Wie zuvor sein Bruder Keven, mit dem er seit Sommer nach zwei Jahren wieder zusammen in einem Verein spielt, ließ er sich zu Union Berlin ausleihen und sammelte dort Spielpraxis. 16 Mal lief der jüngere der beiden Schlotterbecks für die Köpenicker auf - eine hartnäckige Oberschenkelverletzung verhinderte mehr Einsätze.

Doch die Leihgabe war auch so 2020/21 der zweikampfstärkste Akteur im Team von Urs Fischer, gewann 63 Prozent seiner Duelle. Nicht nur in den defensiven Kategorien verbesserte sich Schlotterbeck, der im vergangenen Sommer zudem noch U21-Europameister wurde: Seine Passquote stieg von 83 auf 85 Prozent. Zudem spielt der 22-Jährige pro 90 Minuten im Schnitt einen langen Pass mehr (acht) als noch zu Unioner Zeiten (sieben). Vor allem mit seinen Offensivaktionen lässt die Freiburger Nummer vier in dieser Saison aufhorchen: Traf er für Berlin nur ein Mal ins Tor, steht er nun schon bei drei Treffern. Die ersten zwei Tore erzielte der Hüne per Kopf, gegen Augsburg war er dann mit dem Fuß zur Stelle. Bei den gefährlichen Standards der Freiburger ist Schlotterbeck eine wahre Waffe: Egal, ob er selbst abschließt oder nochmal querlegt: Im Pokal in Hoffenheim holte er so den Handelfmeter vor dem 2:0 heraus.

Hat ordentlich an Physis zugelegt: Nico Schlotterbeck - Alexander Hassenstein/Getty Images

Vorbild Cannavaro

In dieser Saison gab Schlotterbeck bereits zehn Torschussvorlagen. 2020/21 waren es nur deren drei. Zudem gab er unter allen Abwehrspielern der Bundesliga die meisten Torschüsse ab: 25. Neben seinen Vorstößen in den gegnerischen Strafraum profitiert der SC im Aufbau enorm vom Innenverteidiger: Der physisch starke und schnelle Abwehrspieler war in dieser Saison im Schnitt am häufigsten beim SC am Ball: 69 Mal pro 90 Minuten. Trotz hohen Raum-, Zeit- und Gegnerdrucks bleibt "Schlotti" ruhig und bringt die Bälle präzise zu seinen Mitspielern. Während der Innenverteidiger bei Union meist links in einer Dreierkette spielte, gibt er in der Freiburger Viererkette den linken Part in der Innenverteidigung neben Philipp Lienhart, der ebenfalls eine sehr starke Saison absolviert.

Schlotterbeck, der sich beim Managerspiel Kickbase selbst gekauft und aufgestellt hat ("Da bietet man natürlich etwas mehr für sich selbst, wenn man dort auf dem Markt ist"), sieht die geschlossene Mannschaftsleistung als Grund für die Freiburger Abwehrstärke: "Wir arbeiten schon vorne wirklich gut, das beginnt bei den Stürmern." Der SC hat erst 26 Treffer kassiert und stellt damit zusammen mit den Bayern und Mainz die stabilste Defensive. Das hat auch Bundestrainer Hansi Flick genauestens im Blick: Im September und im Oktober berief Flick den 22-Jährigen in den Kader der Nationalmannschaft. Zum Einsatz kam Schlotterbeck dort zwar noch nicht, doch alleine die Nominierung freute ihn sehr: "Das war ein großer Traum von mir. Als Kind schaust du immer der Nationalmannschaft zu. Als mich der Trainer anrief, war einfach nur ein riesiges Glücksgefühl da."

Die jahrelange Arbeit, weswegen Schlotterbeck in seiner Jugend "auf sehr viel verzichtet" habe, hätte sich mit Flicks Anruf zurückgezahlt. Fabio Cannavaro, Weltmeister und Weltfußballer von 2006, ist eines seiner großen Vorbilder: "Ein brutaler Verteidiger", der auf dem Feld "einfach alles weggemacht hat, was ihm im Wege stand." Auch Freiburgs Nummer vier agiert nicht zimperlich, sondern mit einer gesunden Härte: 25 Fouls beging er bislang, drei Mal sah er Gelb. Mit seiner Agressivität im Zweikampf und seiner Ausstrahlung gibt er dem gesamten Freiburger Team als emotionaler Leader immer wieder einen Push. Wenn die Entwicklung Schlotterbecks so rasant weitergeht, werden wohl bald die ganz großen Clubs bei ihm anklopfen. "Für mich ist prinzipiell immer entscheidend, wo ich den nächsten Schritt gehen kann“, sagte der Innenverteidiger. Mit Freiburg geht es eventuell nach Europa. In Zukunft anderswo wohl noch höher hinaus. Aber alles zu seiner Zeit. Easy.

Patrick Dirrigl