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Das Präsidium: Präsident Wolfgang Krüger (l.), Vizepräsident Thorsten Conradt (m.) und Schatzmeister Werner Zernikow
Das Präsidium: Präsident Wolfgang Krüger (l.), Vizepräsident Thorsten Conradt (m.) und Schatzmeister Werner Zernikow

Rubinhochzeit mit der "Alten Dame"

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Köln - Wer über 40 Jahre verheiratet ist, hat in dieser Zeit zwangsläufig einige Höhen und Tiefen mitgemacht. Erst recht, wenn der Ehepartner Hertha BSC heißt. Im Februar dieses Jahres hat der älteste Hertha-Fanclub, der Hertha BSC Fanclub e.V. 1972, kurz HFC, sein vierzigjähriges Bestehen gefeiert.

Abenteuerreisen durch die DDR

Sieben Gründungsmitglieder saßen am 13.02.1972 in der Kneipe "BSC 92" zusammen. Besitzer der Kneipe und Mitbegründer des Fanclubs war Herthas langjähriger Manager, Präsident und Vizepräsident Wolfgang Holst. Der Club wurde mit direkter Unterstützung des Vereins ins Leben gerufen. Die Bundesliga und auch Hertha BSC hatte damals Probleme mit gewaltbereiten Fans und der HFC wurde als Anlaufstelle für die friedlichen Anhänger Berlins gegründet.



Die Mitgliederzahl stieg rasant: Bereits Mitte der siebziger Jahre zählte der Club über 500 Mitglieder. Neben der Organisation der Auswärtsfahrten stand von Anfang an auch der Zusammenhalt außerhalb des Stadions im Vordergrund. Vom Bowling- oder Dartturnier, über die Fußballmannschaft des Fanclubs bis hin zum jährlichen Fanfest –beim HFC wurden immer auch die privaten Verbindungen gepflegt. "Es haben sich aus dem Fanclub viele Freundschaften, Beziehungen und sogar Ehen gebildet.", berichtet Wolfgang Krüger, der aktuelle Präsident. Er kam 1984 im Alter von zehn Jahren zum HFC und ist seit 2003 Präsident.

Er kann sich noch an die Zeiten erinnern, als jede Auswärtstour ein kleines Abenteuer war. Man musste bei der Planung der Fahrt aus West-Berlin immer die langwierigen Grenzkontrollen und Straßenbedingungen der DDR einkalkulieren. "Wenn wir heute nach Stuttgart fahren, geht es um fünf Uhr morgens in Berlin los und wir haben üblicherweise noch genug Zeit für eine kleine Stadttour vor Ort. Zu DDR-Zeiten mussten wir schon am Abend vorher abreisen, um pünktlich im Stadion zu sein.", erzählt Krüger.

36 Stunden Busfahrt nach Moldawien



Seit etwa 35 Jahren organisiert der HFC Busfahrten zu allen Pflichtspielen der Hertha. Davor fuhren die Fans mit dem Zug, aber auf den Fahrten herrschte teilweise das Chaos. Der Fanclub wollte besser kontrollieren können, wer mitfährt und wer nicht. Bei vielen der Auswärtsfahrten war Andreas Langbein dabei. Er trat dem Club nur eine Woche nach der Gründung bei und ist das dienstälteste Mitglied. 380 Fahrten hat er mitgemacht, darunter auch 36 Stunden Busfahrt nach Moldawien, wo Hertha BSC in der Spielzeit 2000/01 in der ersten Runde des UEFA-Pokals auf Zimbru Chisinau traf. So viel treue wurde mit einem Berliner 2:1-Erfolg belohnt. Besonders freut sich Langbein, wenn er neue Stadien kennenlernt: "Wenn man 20 Mal in Hamburg war, wird es irgendwann etwas langweilig. Schöner ist es, in ein fremdes oder neu ausgebautes Stadion zu kommen."

Die langjährigen Mitglieder haben mit der Hertha einiges durchgemacht. In den achtziger Jahren verschwand die "alte Dame" sogar zwei Jahre in der Oberliga. Die Heimspiele wurden im Post- und nicht im Olympiastadion ausgetragen. Dem Fanclubleben hat diese Zeit nicht geschadet. "Unsere Mitgliederzahlen waren eigentlich nie abhängig vom Erfolg der Mannschaft. Man kann als Fan ja nichts dafür, wenn der eigene Verein Absteigt.", so Krüger. Auch wenn Krüger und Langbein schon manchen Abstieg miterlebt haben, möchten sie diese Erfahrung in diesem Jahr unbedingt vermeiden. Noch ist alles möglich. Müsste die Hertha am Saisonende dennoch in die 2. Bundesliga, würde die Welt für den HFC nicht untergehen. Statt nach Stuttgart müssten dann eben Auswärtsfahrten nach Braunschweig oder Dresden organisiert werden. Eine Scheidung kommt nach über 40 Jahren Ehe nicht in Frage - in guten wie in schlechten Zeiten eben.

Florian Reinecke