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Beim 1:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt wurde Kevin Kuranyi (v.) von den eigenen Fans ausgepfiffen
Beim 1:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt wurde Kevin Kuranyi (v.) von den eigenen Fans ausgepfiffen

"Nur Pfeifen pfeifen"

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Für den FC Schalke 04 läuft es gut. Die Gelsenkirchener gehören zur Spitzengruppe der Bundesliga, im UEFA-Pokal ist das Weiterkommen so gut wie sicher und im DFB-Pokal steht Schalke in der 3. Runde.

Dennoch musste sich Nationalstürmer Kevin Kuranyi Pfiffe der Schalker Fans gefallen lassen, was auch Fred Rutten nicht kalt ließ. "Das hat mich doch enttäuscht", sagte der Schalke-Trainer nach dem 1:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt.

Rund um das Pokalspiel gegen Hannover 96 gab es dagegen viel Unterstützung für Kuranyi: durch Spruchbänder, Beifall und Sprechchöre. "Es ist ein schönes Gefühl, wenn man merkt, dass die Fans hinter einem stehen", freute sich Kuranyi.

Rolf Rojek, der Vorsitzende des 75.000 Mitglieder starken Schalker Fan-Club Verbandes, spricht im Interview mit bundesliga.de über die Pfiffe, Kuranyis Vorgänger und die Einstellung der Fans.

bundesliga.de: Herr Rojek, Samstag beim Heimspiel gegen Frankfurt gab es laute Pfiffe für Kuranyi, Dienstag beim Pokalspiel gegen Hannover viel Aufmunterung. Was ist passiert?

Rolf Rojek: Wir haben unseren Fans in der Infopost, die wir zwei Mal pro Woche per E-Mail verschicken, noch mal ins Gewissen geredet. Nach dem Motto: Nur Pfeifen pfeifen. Es ist einfach unfair, Spieler schon im Vorfeld auszupfeifen, wenn sie noch gar nicht gespielt haben. Wir nehmen uns nicht das Recht heraus, unsere Fans zu bevormunden. Aber man ist ja Fan, um seine Mannschaft zu unterstützen. Und eine Mannschaft gewinnt mit elf Mann und sie verliert mit elf Mann.

bundesliga.de: Kuranyi ist nicht der Erste auf Schalke, für den es Pfiffe gab.

Rojek: Ja, das haben schon Nico van Kerckhoven, Olli Reck oder Halil Altintop mitgemacht. Es hat auch jeder Zuschauer das Recht zu pfeifen. Aber ich unterscheide zwischen dem normalen Zuschauer und dem Fan, der mit Schalke-Schal in der Kurve steht und die Mannschaft auch in schlechten Zeiten unterstützen soll.

bundesliga.de: Gibt es vielleicht grundsätzlich immer weniger Fans, die ihre Mannschaft bedingungslos unterstützen?

Rojek: Da ist was dran, auch wenn früher genauso gemeckert wurde. Wenn du gewinnst, aber nicht schön gespielt hast, gibt es immer welche, die sich darüber aufregen. Wenn du schön spielst und verlierst, war für dieselben Leute natürlich auch alles falsch. Und jeder hat natürlich auch eine andere Aufstellung im Kopf. Es kommen aber immer mehr Leute ins Stadion, die das Spiel mehr als Event sehen. Außerdem wissen die Fans heute durch Zeitung und Fernsehen, was die Spieler ungefähr verdienen. Dann passiert es schon mal schneller, dass die Fans ungeduldiger werden: Der verdient zig Millionen, also muss er die Chancen auch reinmachen. Auch wenn das nicht ganz logisch ist.

bundesliga.de: Trifft Schalke noch andere Maßnahmen, wenn es mal zwischen Fans und Spielern nicht richtig rund läuft?

Rojek: Wir haben im Jahr über 80 Veranstaltungen, bei denen Vorstand, Spieler oder Trainer zu den Fans gehen. Da gibt es immer die Möglichkeit, sich die Meinung zu sagen. Streit und Ärger sollte man ja wie in einer Familie nicht nach draußen tragen, sondern intern regeln. Aber noch mal: Jeder Fan hat das Recht zu pfeifen, wenn er mit der Leistung nicht zufrieden ist. Nur hilft das keinem Spieler, und gegen Hannover haben die Fans Kevin Kuranyi wirklich geholfen.

Das Gespräch führte Stefan Kusche