"Ich könnte es mir jetzt einfach machen und sagen: Wir haben verloren, also war alles Mist", sagte VfB Manager Fredi Bobic (r., mit Trainer Bruno Labbadia) nach dem Spiel
"Ich könnte es mir jetzt einfach machen und sagen: Wir haben verloren, also war alles Mist", sagte VfB Manager Fredi Bobic (r., mit Trainer Bruno Labbadia) nach dem Spiel

"Nicht alles Mist"

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Stuttgart - Sven Ulreich weicht im Normalfall keiner Reporterfrage aus. Im Gegensatz zu vielen seiner Berufskollegen stellt sich der Stuttgarter Torwart auch nach Niederlagen der Öffentlichkeit.

Defizite beim Torabschluss

Am Samstag, nach der unglücklichen gegen Greuther Fürth, machte er allerdings eine Ausnahme von der Regel: Als erster Stuttgarter Spieler verließ Ulreich die Mannschaftskabine, lief an den Journalisten vorbei - und winkte ab. Selbst die Tatsache, dass er soeben sein 100. Bundesligaspiel in Folge für den VfB absolviert hatte und dass er in diesem Spiel den Elfmeter von Bernd Nehrig pariert hatte (26.), konnte den Keeper nicht über eine Niederlage hinwegtrösten, die für viel Unmut unter den 38.300 Zuschauern gesorgt hatte.



Dafür sprachen andere. Fredi Bobic zum Beispiel, der längst nicht mit allen Spielern seiner Elf zufrieden war, aber um Verständnis bat, dass die Einzelkritik hinter verschlossenen Türen stattfinden werde. "Ich könnte es mir jetzt einfach machen und sagen: Wir haben verloren, also war alles Mist", bekannte der VfB-Manager. "Aber darauf lasse ich mich nicht ein."

In der Tat hatte der VfB Stuttgart beim vorletzten Heimspiel vor dem Pokalfinale in Berlin eine erste Halbzeit hingelegt, der nur eines fehlte: Die Tore. Martin Harnik (11./41.), Shinji Okazaki (18.), Ibrahima Traoré (38.) mit einem Pfostenschuss und Arthur Boka (40.) vergaben allerbeste Möglichkeiten. Der designierte Absteiger aus Fürth hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn er zur Pause uneinholbar zurückgelegen hätte.

So aber kippte das Spiel nach dem Seitenwechsel, den Franken gelangen nach einem Eigentor von Gotoku Sakai (51.) und dem Tor von Ilir Azemi (89.) die beiden spielentscheidenden Treffer. Dass der Sieg dennoch alles in allem eher glücklich zustande gekommen war, bestritt aber auch im Lager der Franken keiner: Satte 66 Prozent Ballbesitz hatten die Schwaben über die 90 Minuten.

Spiel zweier Halbzeiten



Bruno Labbadia sprach in seiner Spielanalyse dann auch zu Recht von einem Spiel zweier völlig unterschiedlicher Halbzeiten. "Wir sind die Partie optimal angegangen, hatten sehr viele Balleroberungen und haben Fürth eigentlich keine Luft zum Atmen gelassen." Im zweiten Durchgang, so der Stuttgarter Coach, sei er dafür umso unzufriedener mit seinem Team gewesen, dem er bis dato nur die mangelnde Chancenverwertung habe vorwerfen können. "Wir müssen lernen, cooler zu bleiben, wenn es unruhig wird."

Auch Arthur Boka - "ich bin sehr traurig über die Niederlage" - haderte nach dem Spiel mit dem Schicksal. "Nach der Pause haben wir in den ersten 20 Minuten auch noch ganz ordentlich gespielt, nach dem Fürther Treffer haben wir aber nicht mehr reingefunden." Das fand auch Kapitän Christian Gentner, der das Gegentor als "Knackpunkt des Spiels" ausmachte und von einer "vermeidbaren und unnötigen Niederlage" seiner Mannschaft sprach. In einem aber waren sich alle im VfB-Lager einig: Rückschlüsse auf das Pokalfinale lässt die Begegnung gegen den wackeren Tabellen-Letzten nicht zu. Allerdings, so Bobic, gelte es nun, einen kleinen Neustart in den nächsten beiden Partien hinzulegen, ehe das Pokal-Finale in Berlin angepfiffen wird: "Wir müssen Spannung aufbauen, vor allem mit Hinblick auf das Saisonfinale."

Aus Stuttgart berichtet Christoph Ruf