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Sven Ulreich steht seit dieser Saison im Kasten der Stuttgarter und verpasste keine Minute Spielzeit
Sven Ulreich steht seit dieser Saison im Kasten der Stuttgarter und verpasste keine Minute Spielzeit

"Mit einem blauen Auge davongekommen"

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München - Viel Gelegenheit hatte er nicht, um sich bei der 1:2-Niederlage seines VfB Stuttgart gegen den FC Bayern München auszuzeichnen. Zehn Mal zielten die Profis des Rekordmeisters auf den Kasten von Sven Ulreich. Fünf Schüsse kamen tatsächlich auf das Tor des VfB-Keepers, drei davon konnte er entschärfen, zwei Mal zappelte der Ball im Netz.

Im Interview mit bundesliga.de gibt der 22 Jahre alte Schlussmann Einblick in seine Gemütslage nach einer für ihn sehr schwierigen ersten Bundesliga-Saison. Als Nachfolger von Jens Lehmann hatte Ulreich eine große Last zu tragen und kam in der öffentlichen Wahrnehmung oft schlecht weg. Doch vor allem in der Rückrunde trug er mit seinen starken Leistungen seinen Anteil zum Klassenerhalt des VfB bei.

Ulreich erklärt, warum Bruno Labbadia genau der richtige Trainer war, um den Stuttgarter Abstieg zu vermeiden und deckt Fehler in der Sommervorbereitung auf. Außerdem verrät er, wie wichtig die Transferpolitik des Clubs in der Winterpause und was der vielleicht entscheidende Schlüssel auf dem Weg zum Ligaverbleib war.

bundesliga.de: Herr Ulreich, nachträglich noch Glückwunsch zum Klassenerhalt, den der VfB bereits am vergangenen Spieltag mit dem Heimsieg gegen Hannover klar machte. Beschreiben Sie doch mal in drei, vier Sätzen die abgelaufene Spielzeit.

Sven Ulreich: Es war eine extrem schwierige Saison. Man könnte auch sagen, für uns alle war es eine Sch…-Saison, denn wir haben uns das anders vorgestellt. Wir wollten nicht in den Abstiegskampf hineingeraten. Das ist uns leider nicht gelungen. Im Großen und Ganzen sind wir aber mit einem blauen Auge davongekommen und haben unser Minimalziel, den Klassenerhalt, erreicht. Wir sind froh, dass die Saison zu Ende ist.

bundesliga.de: Es war das dritte Duell gegen den FC Bayern in dieser Spielzeit inklusive des Pokalspiels und eindeutig das mit dem knappsten Ergebnis. Was hat sich beim VfB verändert seit den beiden Niederlagen im Dezember (3:5 zum Hinrundenabschluss, 3:6 im DFB-Pokal-Achtelfinale)?

Ulreich: Bruno Labbadia hat viel Disziplin in die Mannschaft gebracht. Er hat uns eingeschworen auf den Abstiegskampf und uns konditionell nach vorne gebracht. Die Physis war ein extrem wichtiger Aspekt, außerdem spielen wir jetzt auch taktisch besser. Wir stehen nicht mehr so offen und lassen nicht mehr so viele Torchancen des Gegners zu, wie das in der Hinrunde der Fall war. Da hat der Trainer ganz großen Anteil daran. Gegen Bayern hat man gesehen, wie sich die Mannschaft zum Guten entwickelt hat. Vor einem halben Jahr haben wir nicht sonderlich gut ausgesehen gegen den FC Bayern, jetzt konnten wir ihm fast das Wasser reichen.

bundesliga.de: Stichwort konditionelle Mängel: Sollte nicht jeder Bundesliga-Profi selbst Verantwortung für seine körperliche Fitness aufbringen?

Ulreich: Das ist sicherlich richtig. Aber wenn man in der Vorbereitung nicht den Grundstein für eine gute körperliche Verfassung und stattdessen mehr Wert auf andere Dinge legt, kann man das im laufenden Spielbetrieb nicht mehr aufholen. Als Profi kann man bei zwei Trainingseinheiten pro Tag nicht noch zusätzlich viel mehr machen.

bundesliga.de: Auf welche Dinge wurde denn dann mehr Wert gelegt?

Ulreich:Ulreich: Wir haben in der Vorbereitung im vergangenen Sommer viel im taktischen Bereich gearbeitet und viel in Sachen Team-Building gemacht. Vielleicht sind die Grundlagen dabei zu kurz gekommen. Aber es bringt nichts, zurückzublicken, dafür ist es jetzt eh zu spät. Die Saison ist vorbei, in der kommenden Vorbereitung müssen wir auf jeden Fall einen besseren Grundstein legen.

bundesliga.de: Wie wichtig waren die Winter-Neuzugänge Tamas Hajnal und Shinji Okazaki für den Erfolg in der Rückrunde?

Ulreich: Tamas hilft uns mit seiner Ruhe am Ball enorm und fördert unseren Spielaufbau. Und Shinji Okazaki ist einfach ein Supertyp, der vielleicht genau das Quäntchen mitbringt, was uns in der Hinrunde gefehlt hat, zum Beispiel durch seine Zweikampfstärke oder seinen Einsatz in der Defensivarbeit. Im Großen und Ganzen waren das zwei Superverpflichtungen und extrem wichtig für uns.

bundesliga.de: Wie würden Sie Ihre eigenen Vorstellungen in dieser Saison beschreiben?

Ulreich: Ich bin mit meiner Leistung in dieser Saison eigentlich relativ zufrieden. Natürlich standen wir unten in der Tabelle, aber für meine erste Bundesliga-Saison und als Nachfolger eines solchen Klassetorhüters wie Jens Lehmann habe ich das ganz gut gemeistert, denke ich.

bundesliga.de: Im Februar schieden Sie in der Europa League gegen Benfica Lissabon aus, danach folgte der Aufwärtstrend in der Bundesliga. Zufall oder besteht da ein Zusammenhang?

Ulreich: Natürlich war die Doppelbelastung für uns nicht leicht, auch weil wir noch eine relativ junge Mannschaft sind und in der Tabelle unten drin standen. Da geht dann auf dem Platz teilweise die Kompaktheit verloren. Wir hatten schon vor dem Saisonauftakt in der Bundesliga viele Spiele, um uns überhaupt für die Gruppenphase in der Europa League zu qualifizieren. Auch dadurch fiel es schwer, eine gezielte Vorbereitung zu absolvieren. Es war zwar schade, dass wir ausgeschieden sind, die Enttäuschung war groß, weil man als Profi natürlich in jedem Wettbewerb so weit wie möglich kommen möchte. Aber unterm Strich hat uns das vielleicht ganz gut getan, dass wir uns ganz auf den Klassenerhalt konzentrieren konnten.

bundesliga.de: 34 Spieltage sind absolviert. Wie sieht Ihr persönliches Programm in den nächsten Wochen aus?

Ulreich: Wir haben ab Montag frei. Jeder bekommt sein individuelles Trainingsprogramm mit nach Hause und muss in der Sommerpause für sich arbeiten. Das ist wichtig, damit wir dann auch wieder gleich richtig loslegen können und konditionell auf einem guten Level sind, wenn es in die neue Runde geht. Aber vorher werde ich ein wenig die Beine hochlegen, entspannen und an etwas ganz anderes als Fußball denken.

Das Gespräch führte Denis Huber