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Schaffen es die Bayern doch noch? Die historisch spannendsten Meister-Entscheidungen

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Am 33. Spieltag hat Borussia Dortmund wieder die Tabellenführung übernommen und liegt zwei Punkte vor dem FC Bayern. Der BVB ist also vor dem Saisonfinale in der Pole Position Richtung Titel, aber feiern am Ende vielleicht doch noch die Münchner mit der Schale? bundesliga.de blickt auf die historisch spannendsten Titelkämpfe zurück...

Meister-Liveblog: Alle Infos zu Dortmund und Bayern

Die Entscheidung um die Deutsche Meisterschaft fällt damit zum 26. Mal am allerletzten Spieltag - zuletzt war das in der Spielzeit 2018/19 der Fall. Damals lag Borussia Dortmund vor dem letzten Spieltag zwei Punkte hinter dem FC Bayern München. Diesmal ist die Konstellation am abschließenden Spieltag andersherum.

Dem BVB reicht ein Sieg im Heimspiel gegen Mainz zur Krönung dieser Saison, der FCB muss seine Pflicht in Köln erfüllen und auf einen Ausrutscher der Schwarzgelben hoffen - es werden also dramatische 90 plus X Minuten am Samstagnachmittag!

Passend dazu erinnern wir hier an die historisch spannendsten Meister-Entscheidungen bisher...

Hol dir die besten Fantasy-Stars für den 34. Spieltag!

1991/92: Dreikampf bis zur letzten Minute

In der längsten Bundesliga-Saison aller Zeiten (1991/92, 38 Spieltage) war es wohl auch eine der spannendsten Meisterentscheidungen aller Zeiten. Am letzten Spieltag waren sogar drei Teams punktgleich an der Tabellenspitze. Eintracht Frankfurt lag mit 50 Zählern und +36 Toren auf dem ersten Platz. Der VfB Stuttgart mit +29 Toren und Borussia Dortmund mit +18 Toren wollten am 38. Spieltag die Meisterschale angreifen.

Der BVB ging gegen den MSV Duisburg früh in Führung (9.) und schob sich in der Blitztabelle an die Spitze. Kurz danach ging der VfB in Rückstand (20.), weil Leverkusens Martin Kree einen Elfmeter verwandelte (20.). Bei Spitzenreiter Frankfurt stand es lange Unentschieden - der FC Hansa Rostock ging in der 65. Minute in Führung, doch die SGE glich zwei Minuten später wieder aus. Bis dahin hatte auch Stuttgart durch einen Fritz-Walter-Elfmeter den Ausgleich erzielt. Dortmund als zuvor Dritter war auf dem besten Weg, die Schale in die Luft zu stemmen, doch ein Tor von Stuttgart oder Frankfurt könnte alles verändern.

In der 76. Minute kam Frankfurts Ralf Weber im Hansa-Strafraum zu Fall, hätte einen Elfmeter bekommen müssen, doch der wurde ihm verweigert - der erste Rückschlag für die Hessen. Zehn Minuten später jubelte man dann in Leverkusen: Stuttgarts Guido Buchwald erzielte in der 86. Minute die 2:1-Führung für den VfB - die Schwaben zogen am BVB vorbei auf Platz eins. Die Eintracht war weiter dran, doch eine Minute vor Ablauf der regulären Spielzeit sorgte Rostocks Stefan Böger für die Frankfurter Niederlage - der Tabellenführer am 37. Spieltag musste sich mit dem dritten Platz zufrieden geben. Stuttgart wurde Meister, Dortmunds Sieg reichte nur für die punktgleiche Vizemeisterschaft mit einer elf Treffer schwächeren Tordifferenz.

VfB-Kapitän Guido Buchwald küsst die Schale nach dem Titelgewinn 1992 - imago sportfotodienst/imago sportfotodienst

1999/2000: Nachbarschaftliche Schützenhilfe am 34. Spieltag

Vor dem letzten Spieltag der Saison 1999/2000 führte Bayer 04 Leverkusen die Tabelle mit drei Punkten Vorsprung vor dem FC Bayern München an. Der FCB sorgte bei seinem Heimspiel gegen Bremen für klare Verhältnisse: Mit drei Treffern in der 2., 12. und 16. Spielminute machten die Münchner früh Nägel mit Köpfen und holten den Drei-Punkte-Vorsprung auf.  Gerade einmal 20 Kilometer weiter bei der SpVgg Unterhaching gegen Spitzenreiter Leverkusen stand es zu dieser Zeit noch 0:0 - der Werkself hätte der eine Punkt gereicht, um die Meisterschaft klar zu machen.

Doch ausgerechnet der spätere Münchner Michael Ballack sorgte in der 20. Minute für das Unglück: Ein Eigentor des Spielmachers führte zur Führung Unterhachings und ließ Leverkusen auf den zweiten Platz abstürzen. Lange lief man an und wollte die Partie wieder zur Meisterschaft ausgleichen, doch in der 72. Minute legte die Spielvereinigung einen zweiten Treffer obendrauf und gab dem FC Bayern nachbarschaftliche Schützenhilfe zur punktgleichen Meisterschaft mit sieben Toren Vorsprung, von denen vier erst am letzten Spieltag entstanden (Bremen erzielte noch einen 1:3-Ehrentreffer).

Meister der Herzen: Schalke 04 bejubelt am 34. Spieltag 2001 nach eigenem Abpfiff die gewonnen-geglaubte Meisterschaft - Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

2000/01: "Meister der Herzen"

Nur Jahr nach Leverkusens dramatischer Niederlage im letzten Spiel kam es erneut zum Showdown am 34. Spieltag. Wieder war Unterhaching beteiligt. Diesmal konnten sie ihrem Stadtnachbarn keine Schützenhilfe geben, sie verloren auswärts mit 3:5 beim FC Schalke 04, der sich zum Abpfiff der eigenen Partie am 34. Spieltag auf dem ersten Tabellenplatz befand. Die Knappen hatten zunächst etwas Probleme, lagen 2:3 zurück, doch erkämpften sich mit drei Treffern in der 73., 74. und 89. Minute den Sieg.

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Noch mehr als der fünfte Treffer freute die Königsblauen aber das Führungstor des Hamburger SV in der 90. Spielminute gegen die Bayern. Der Schlusspfiff ertönte in Gelsenkirchen, Schalke sah wie der Meister der Saison aus - punktgleich mit den Münchnern, aber mit sechs Toren Vorsprung (+30). Doch in allerletzter Sekunde (90.+5) zielte FCB-Innenverteidiger Patrik Andersson nach einem indirekten Freistoß aufs Tor und versenkte die Kugel im Netz - mit seinem einzigen Saisontreffer sorgte er für den Punktgewinn und somit die späteste Vergabe der Meisterschale in der Bundesliga-Geschichte.

Strafstoß für die Ewigkeit: Michael Kutzop setzt den meisterschaftsentscheidenden Strafstoß an den rechten Pfosten - imago sportfotodienst via www.imago-images.de/imago images/Kicker/Liedel

1985/86: Ein Strafstoß für die Ewigkeit

Mitte der Achtziger duellierte sich wieder der FC Bayern, diesmal aber mit dem SV Werder Bremen. Die Hanseaten lagen vor dem 33. Spieltag mit zwei Punkten vorne. Dann kam es zum direkten Duell mit den Münchnern: Ein Sieg würde für Werder fünf Punkte Vorsprung und somit die sichere Meisterschaft bedeuten. Lange stand es 0:0, doch in der 89. Minute trat Werders Michael Kutzop zum Elfmeter an. Im Duell mit Jean-Marie Pfaff setzte er seinen Strafstoß an den rechten Pfosten - und scheiterte damit eine Minute vor Schluss an der vorzeitigen Meisterschaft.

Am 34. Spieltag kam es dann, wie es kommen musste: Werder verlor sein Auswärtsspiel gegen Stuttgart mit 1:2, während Bayern souverän mit 6:0 gegen Gladbach gewann und somit punktgleich mit Werder war (damals brachte ein Sieg noch zwei Punkte). Das schon vor dem Spiel bessere Torverhältnis wurde noch weiter aufgebessert und so wurde der FCB mit neun Toren Vorsprung Meister vor dem SVW. Kutzops Strafstoß am 33. Spieltag - ein Fehlschuss für die Ewigkeit.

Kölns Kapitän Heinz Flohe mit der Meisterschale und dem DFB-Pokal - /

1977/78: Mit einem Torrekord zur Vizemeisterschaft

Am letzten Spieltag kam es 1977/78 zum Derby-Fernduell um die Meisterschaft. Der 1. FC Köln stand auf dem ersten Tabellenplatz - punktgleich und mit zehn Toren dahinter: Borussia Mönchengladbach. Mit einem 11:0 bei gleichzeitigem 1:0-Sieg Kölns würden die Gladbacher im Torverhältnis gleichziehen und dürften mit mehr geschossenen Toren die Meisterschaft feiern - eine illusorische Vorstellung. Doch im Borussen-Duell gegen Dortmund machten die "Fohlen" Unmögliches möglich: Jupp Heynches eröffnete bereits in der ersten Minute das Toreschießen für die Gladbacher, legte später noch vier Treffer nach. Seine Kollegen Carsten Nielsen (2x), Karl Del'Haye (2x), Herbert Wimmer, Ewald Lienen und Christian Kulik machten die Sensation perfekt: Ein 12:0-Sieg machte die Meisterschaft möglich!

Der FC durfte nur nicht höher als mit zwei Toren Vorsprung gewinnen. Doch die "Geißböcke" machten den Spaß nicht mit und sorgten ihrerseits für ein Torfestival beim FC St. Pauli. Im Hamburger Volksparkstadion (nicht am Millerntor) erzielte der spätere Meister fünf Treffer und konnte durch ein um drei Treffer höheres Torverhältnis die Schale in die Luft stemmen. Die Kölner, die zuvor schon den DFB-Pokal gewonnen hatten, machten damit das Double perfekt. Den Gladbachern blieb jedoch ein Trostpflaster: Bis heute ist ihr 12:0 gegen Dortmund der höchste Sieg der Bundesliga-Geschichte.