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Mit Werder Bremen wurde Manfred Burgsmüller (jubelnd, li.) 1988 Deutscher Meister - © © gettyimages / Bongarts
Mit Werder Bremen wurde Manfred Burgsmüller (jubelnd, li.) 1988 Deutscher Meister - © © gettyimages / Bongarts

Burgsmüller: "Lewandowski ist ein Killer"

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Köln - In seiner 24 Jahre andauernden Profikarriere ging Manfred Burgsmüller zwischen 1967 und 1990 u.a. für Rot-Weiss Essen, Borussia Dortmund und Werder Bremen auf Torejagd. In der ewigen Torschützenliste der Bundesliga belegt er mit 213 Treffern hinter Gerd Müller, Klaus Fischer und Jupp Heynckes Platz 4. Kurioserweise wurde der heute 65-Jährige aber nie Torschützenkönig der Bundesliga.

"Lewandowski wird Torschützenkönig"

Hochinterssiert verfolgt Manfred Burgsmüller den aktuellen Zweikampf zwischen Robert Lewandowski (FC Bayern) und Pierre-Emerick Aubameyang (Borussia Dortmund), die beide schon 13 Buden nach gerade einmal zehn Spieltagen gemacht haben. Im Interview mit bundesliga.de bewertet der Dortmunder Rekordtorschütze (135 Tore) die Konkurrenten.

bundesliga.de: Herr Burgsmüller, Robert Lewandowski und Pierre-Emerick Aubameyang liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Torjägerkanone und haben beide bereits 13 Tore nach zehn Spieltagen erzielt. Fangen wir mit dem Dortmunder Goalgetter an. Wie gefällt Ihnen Ihr Nachfolger beim BVB?

Manfred Burgsmüller: Der Junge hat sich sehr gut entwickelt. Am Anfang hieß es noch, dass er nur außen spielen könne. Da habe ich aber schon gesehen, dass er ein Spieler für die Mitte ist. Er lässt sich gerne etwas hängen oder weicht auch mal auf die Außenpositionen aus. Er ist wirklich ein sehr guter Junge und hat auch diesen Torriecher. Dazu ist er schnell und unheimlich leichtfüßig. Als Stürmer muss man auch ein bisschen eigensinnig sein. Er ist ja noch ein junger Bursche und hat noch eine große Zukunft vor sich.

bundesliga.de: Robert Lewandowski ist auch jahrelang für Borussia Dortmund auf Torejagd gegangen. Nun spielt er seine zweite Saison beim FC Bayern. Hat er - auf sehr hohem Niveau - auch etwas Anlaufzeit in München benötigt und erst in dieser Saison wieder sein absolutes Topniveau erreicht?

Burgsmüller: Das war in seiner Zeit in Dortmund genauso. In seinem ersten Jahr beim BVB waren seine Leistungen nicht so berauschend. Er ist dann explodiert. Lewandowski ist sehr torgefährlich und ein echter Killer.

bundesliga.de: Ist er im Vergleich zu Aubameyang in seinen Anlagen noch ein Stück weit kompletter?

Burgsmüller: Er ist ein bisschen älter und erfahrener. Das hat er Aubameyang noch voraus. Beide sind komplette Stürmer, Aubameyang fehlt noch ein kleines bisschen im Vergleich zu Lewandowski. Aber das wird er in den nächsten ein, zwei Jahren noch lernen.

bundesliga.de: Auf Platz 3 der Torschützenliste steht Thomas Müller mit zehn Toren. Er geht trotz seines Topwertes fast ein bisschen unter. Wie ordnen Sie ihn ein?

Burgsmüller: Er ist eher ein spielender Mittelstürmer. Er taucht überall auf und macht Wege frei. Müller ist ebenfalls super torgefährlich und macht auch die unmöglichsten Tore. Das zeichnet ihn aus. Er steht da, wo ihn keiner vermutet und drückt irgendwie den Ball über die Linie. Er weiß, wo der Ball hinkommt. Das muss ein Stürmer wissen.

bundesliga.de: Würden Sie sich trauen, eine Prognose abzugeben, wer von den Dreien Torschützenkönig werden wird? Oder haben Sie vielleicht noch den großen Außenseitertip?

Burgsmüller: Nein, das glaube ich nicht. Ich tippe darauf, dass Lewandowski das Rennen machen wird. Es wird sicher auch jeder mal einen Durchhänger in dieser Saison haben oder wegen der Rotation draußen sitzen. Aber die Bayern-Stürmer bekommen sicher mehr Torchancen als die Dortmunder. Ich hätte aber auch ganz sicher dagegen, wenn Aubameyang Torschützenkönig wird.

"Ich stehe in der Statistik gar nicht so schlecht da"

bundesliga.de: 13 Tore nach zehn Spieltagen sind eine Quote, die hochgerechnet den 40-Tore-Uraltrekord von Gerd Müller in Gefahr bringen könnte. Können Lewandowski und Aubameyang diese Marke knacken?

Burgsmüller: Das kann man jetzt noch gar nicht sagen. Vielleicht verletzt sich noch einer. Die Medien brauchen immer Stoff und Statistiken, aber ich wage da keine Prognose.

bundesliga.de: Apropos Statistiken. Wenn man die besten Dortmunder Torjäger in der Bundesliga nach zehn Spieltagen zusammenstellt, taucht Ihr Name vier Mal in den Top 8 auf. Sie haben zwei Mal zehn Tore und zwei Mal acht Treffer nach zehn Runden geschafft. Kennen Sie diese Statistiken?

Burgsmüller: Da erzählen Sie mir Sachen, von denen ich gar nichts weiß. Aber ich freue mich, dass ich der Statistik gar nicht so schlecht da stehe.

"Ujah muss Leistung bestätigen"

bundesliga.de: Kommen wir zum Abschluss unseres Gespräch noch kurz aufs Wochenende und das Spiel Ihrer beiden Ex-Vereine Werder Bremen gegen Borussia Dortmund zu sprechen. Haben Sie sich nach den fünf Niederlagen in Folge Sorgen um Werder gemacht?

Burgsmüller: Ja, schon. Nachdem Claudio Pizarro zurück nach Bremen kam, dachten alle, dass für Werder in dieser Saison wesentlich mehr drin wäre. Und dann ging es erst einmal bergab. Aber durch den Sieg in Mainz haben sie jetzt hoffentlich die Kurve bekommen. Aber das Spiel gegen Dortmund wird natürlich sauschwer.

bundesliga.de: Wie bewerten Sie Werder-Mittelstürmer Anthony Ujah?

Burgsmüller: Er hat jetzt in Mainz und gegen Köln getroffen, muss diese Leistungen nun aber bestätigen. Vorher hat er auch fünf Spiele lang nicht getroffen.

bundesliga.de: Was trauen Sie dem BVB zu? Kann Dortmund noch der Bayern-Jäger werden oder ist die Mannschaft der "Beste vom Rest"?

Burgsmüller: Die Bayern spielen im Moment in einer anderen Liga. Dortmund kommt danach und ist wie Sie sagen der Beste vom Rest. Thomas Tuchel hat da frischen Wind reingebracht. Aber die Bayern haben einfach die besten Möglichkeiten. Früher hat man gesagt: Geld schießt keine Tore. Natürlich schießt Geld Tore. Wenn ich mir einen Stürmer kaufen kann, der 50 oder 60 Millionen kostet, dann schießt der auch seine 15 Tore pro Saison.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski