26.04. 18:30
27.04. 13:30
27.04. 13:30
27.04. 13:30
27.04. 13:30
27.04. 16:30
28.04. 13:30
28.04. 15:30
28.04. 17:30
Maco Reus (l., neben Mike Hanke) hat es Fußballdeutschland gezeigt: Der Wirbel um seinen bevorstehenden Wechsel zum BVB macht ihm nichts aus
Maco Reus (l., neben Mike Hanke) hat es Fußballdeutschland gezeigt: Der Wirbel um seinen bevorstehenden Wechsel zum BVB macht ihm nichts aus

Letzter Beweis erbracht

xwhatsappmailcopy-link

Mönchengladbach - Die Geschichte wiederholt sich. Wie schon zum Saisonstart überrascht Borussia Mönchengladbach den favorisierten FC Bayern und gewinnt, diesmal mit 3:1. Und wieder unterläuft Bayern-Keeper Manuel Neuer dabei ein folgenschwerer Patzer zur Führung der Borussia. Für die Spannung in der Bundesliga ist der Sieg des Underdogs eine feine Sache. Und klar ist: Der Wirbel um den Transfer von Marco Reus hat sich auf Gladachs Erfolgself nicht negativ ausgewirkt.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, die Mannschaft von Lucien Favre hat ihn nun erbracht. Seit Wochen erklärten alle Verantwortlichen der Borussia, Spieler, Trainer und Management gleichermaßen, dass die in der Winterpause publik gewordenen Transfers von Reus und Roman Neustädter die Truppe nicht beeinflusst haben. Nach zwei Tagen sei das Thema durch gewesen, die Konzentration habe nur noch dem Rückrundenstart gegolten.

"...da wollte er wenigstens einen auflegen"

Auch die Seitenhiebe aus München ließen die Borussen kalt. An der Isar hatten sie behauptet, dass Reus nach Dortmund und nicht zu ihnen wechseln würde, weil er den harten Konkurrenzkampf beim FC Bayern scheue. Darüber wurde am Niederrhein in den letzten Tagen nur noch geschmunzelt.

Eine kleine Spitze konnte sich Borussias Sportdirektor Max Eberl dann doch nicht verkneifen. Von bundesliga.de auf den Fehler des Nationaltorhüters angesprochen, sagte er: "Manuel Neuer scheint besonders enttäuscht zu sein, dass Marco nicht nach München kommt. Da wollte er ihm wenigstens mal einen auflegen."

"Genau der richtige Trainer"

Bei "Sport1" erklärte Eberl einen Tag später die Philosophie der Borussia, die auf Beständigkeit angelegt ist: "Wir wollen in Gladbach kontinuierlich arbeiten. Jetzt streben wir an, mit Lucien Favre diese Arbeit nachhaltig zu machen und das beinhaltet natürlich eine Vertragsverlängerung, die wir in Gesprächen gemeinschaftlich besprechen werden. Wir wollen Schritt für Schritt gehen. Und da ist Lucien Favre genau der richtige Trainer."

Dem Team des Schweizer Coachs spielte am Freitag der Fehlpass Neuers in die Karten. Mit der frühen Führung im Rücken verteidigten und konterten die "Fohlen" brillant. Youngster Patrick Hermann schlug zweimal eiskalt zu, dann war der Deckel drauf. Damit verkürzten die Borussen den Rückstand auf den Primus auf nur noch einen Punkt.

36 Punkte in 18 Spielen

An der Gladbacher Bescheidenheit ändert der Coup zum Rückrundenstart nichts. "Wir heben trotz des Sieges nicht ab und denken weiter nur von Spiel zu Spiel", sagt Keeper Marc-Andre ter Stegen. "Wir dürfen uns nicht auf dem Sieg gegen die Bayern ausruhen. Wir müssen weiter dranbleiben", bestätigt der neue Torjäger Patrick Hermann.

"Ob wir eine Spitzenmannschaft sind oder nicht, ist egal. Wichtig ist, dass wir uns auf Stuttgart fokussieren und auch dort etwas im nächsten Spiel mitnehmen", findet Außenverteidiger Tony Jantschke. In allem Understatement schwingt aber auch langsam aber sicher auch eine gesunde Portion Selbstbewusstsein mit, die angesichts von 36 Punkten nach 18 Spielen auch erlaubt ist.

"Unsere Erfolge sind ist kein Zufall", sagt Jantschke. "Wir spielen gut, wir verteidigen gut. Wir haben die beste Abwehr der Bundesliga und erst zwölf Gegentore bekommen. Aber eine Spitzenmannschaft entwickelt sich über mehrere Jahre. Im Moment stehen wir verdient da oben. Und da wollen wir auch bleiben."

Loblied auf Favre

Die Mannschaft bildet mit ihrem Trainer eine verschworene Gemeinschaft. "Lucien Favre fordert viel von den Spielern und versucht aus jedem das beste herauszukitzeln und ihn weiterzubringen", singt Innenverteidiger Martin Stranzl ein Loblied auf den Erfolgscoach.

"Wir sind gewillt und wollen das annehmen. Deswegen passt es zwischen Mannschaft und Trainer sehr gut. Er hat eine gewisse Lockerheit und bringt Spaß mit. Er weiß genau, wann er die Zügel anziehen muss und wann schärfere Worte fallen. Das macht er sehr gut", sagt Stranzl weiter.

Das Mönchengladbacher Kollektiv ist überragend, lässt aber auch Platz für die sensationellen individuellen Fähigkeiten eines Spielers wie Marco Reus. Der steckte die Unruhe um seine Person scheinbar mühelos weg und knüpfte nahtlos an seine herausragende Form der Hinrunde an, als er für viele Experten der beste Spieler der Bundesliga war.

"We are the Champions"?

Von besonderem Anspannung vor dem Bayern-Spiel sei bei ihm nichts zu spüren gewesen, berichtet Stranzl: "Marco war wie immer. Er hat in der Kabine vor dem Spiel gesungen. Da ändert sich nichts. Die Lockerheit und Unbekümmertheit zeichnet ihn aus. Die gehört zu seinem Spielstil."

Welches Lied er zum besten gab, wollte Stranzl nicht verraten. Vielleicht stimmt er am Ende der Saison so eine bestimmte Hymne von "Queen" an. Wenn die Borussia und Marco Reus ihr derzeitiges Niveau halten, ist das jedenfalls nicht komplett auszuschließen...

Aus Mönchengladbach berichtet Tobias Gonscherowski