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Königsblau sieht Gelb-Rot

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München - Manuel Neuer ist genervt. Vom schwachen Saisonstart seiner Schalker, von zu leichten Gegentoren - und von mangelnder Disziplin.

"Ohne den Platzverweis hätten wir in Nürnberg nicht verloren", klagt der Nationaltorhüter. "Er war ja nicht das erste Mal, dass wir in Unterzahl gerieten." In der Tat: Während die Rote Karte gegen Benedikt Höwedes beim Champions-League-Spiel in Lyon getrost als unglücklich gewertet werden kann, flogen in der Bundesliga gleich drei "Knappen" mit Gelb-Rot vom Platz - in nur sieben Spielen.

90 Minuten zu zehnt: Schalke schwächte sich drei Mal selbst

Weil diese Platzverweise allesamt nach ungefähr einer Stunde ausgesprochen wurden, stand Schalke insgesamt ein ganzes Spiel lang mit nur zehn Mann auf dem Feld: Am 1. Spieltag sah Benedikt Höwedes in Hamburg die "Ampelkarte" (60.), am 4. Spieltag folgte Nicolas Plestan im Derby gegen Dortmund (61.), jüngst am 7. Spieltag war es dann Jermaine Jones (53.).

"Wir haben aus unseren Fehlern nichts gelernt", folgert Neuer. Alle drei Spiele verloren die "Königsblauen".

Trainer Felix Magath hat nicht nur deswegen ein Problem. Er ist vor allem ständig dazu gezwungen, seine Defensive umzubauen - die ohnehin alles andere als sattelfest wirkt. Höwedes und Plestan sind Innenverteidiger, Jones defensiver Mittelfeldspieler. Dabei müsste sich die erste Elf dringend besser einspielen, sagte Christoph Metzelder in der "Sport Bild": "Natürlich fehlt durch den Umbruch die Eingespieltheit."

Das Problem: Die Spieler sind unkonzentriert

Es klingt merkwürdig, aber die Tatsache, dass die Spieler nicht mit glatt Rot runtermussten, offenbart Schalkes Hauptsorge: Die Mannschaft präsentiert sich in entscheidenden Situationen unkonzentriert. Wer eine Gelbe Karte gesehen hat, hält sich mit Fouls normalerweise zurück - nicht so Höwedes, Plestan und Jones. "Ich hatte das Gefühl, dass der eine oder andere Spieler den Kopf nicht frei hatte", sagte Magath denn auch nach dem Spiel in Nürnberg.

Dafür spricht auch die Torfolge in den Spielen in Unterzahl, wenn man vom Derby gegen den BVB absieht, das vor Plestans Platzverweis schon entschieden war. In Nürnberg stand es zum Zeitpunkt der "Ampelkarte" 0:0. Der FCN ging in Führung, aber Schalke schaffte tatsächlich den Ausgleich - um zehn Minuten später das 1:2 zu kassieren. "Das Nürnberger Siegtor darf unter keinen Umständen fallen", kritisierte Höwedes.

Schalke gleicht in Unterzahl aus - und kassiert erneut ein Tor

In Hamburg führte der HSV, als Höwedes vom Feld ging. Auch dort erzielten die "Knappen" das 1:1. Auch dort fiel kurz darauf der Hamburger Siegtreffer. Die eigentlich tolle Moral machten sich die Schalker damit selbst kaputt.

Ein Blick in die eigene Geschichte verrät, dass der Meisterschaftszug damit abgefahren sein dürfte - ohne Schalke an Bord. Letztmals musste Schalke drei Platzverweise in der Saison 2003/04 verkraften, damals schon nach sechs Spieltagen. Die "Königsblauen" wurden am Ende Siebter.

Laut Statistik: Absteigen wird Schalke nicht

Immerhin: Fünf von sechs Mannschaften, die an den ersten sechs oder sieben Spieltagen drei Mal zu zehnt spielen mussten, stiegen nicht ab. Nur der 1. FC Köln musste 2003/04 den bitteren Gang in die 2. Bundesliga antreten.

Ein Team erreichte sogar noch den fünften Platz - und das gleich zwei Mal: 2005/06 und 2006/07 kassierte Bayer Leverkusen drei Platzverweise. Am Ende stand der Europacup. In beiden Saisons war die "Werkself" allerdings nicht so schwach gestartet wie heuer Schalke.

Ein Lichtblick: Zu elft hat Schalke nicht verloren

Schalkes Gelb-Rot-Sünder Höwedes gibt sich dennoch optimistisch. "Ich weiß, dass wir Klasse in der Mannschaft haben und aus dieser schwierigen Situation wieder herauskommen", sagt er. Immerhin hat Schalke nur eines der vergangenen vier Spiele verloren, nämlich das in Nürnberg. Und wenn man nun Manuel Neuer glaubt, wäre das ohne die Gelb-Rote Karte nie geschehen. Anders gesagt: Spielt Schalke zu elft, geht es offenbar aufwärts.

Höwedes nimmt sich selbst un die Kollegen aber in die Pflicht. "Als Mannschaft müssen wir jetzt eine Reaktion zeigen", sagt er. Das fordert auch sein Coach. "Es kann doch keiner jetzt mit der Situation zufrieden sein", meint Magath. Seine Mannschaft wird weitere Karten vermeiden müssen, um das zu ändern - und ihren Kapitän Neuer nicht länger zu nerven.

Peter Seiffert