Stefan Kießling kam im Sommer 2006 vom 1. FC Nürnberg zu Bayer
Stefan Kießling kam im Sommer 2006 vom 1. FC Nürnberg zu Bayer

Kießling lässt Tore sprechen

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Stefan Kießling ist zurzeit die Zuverlässigkeit in Person. In allen vier Bundesliga-Spielen der Saison machte der Stürmer von Bayer 04 Leverkusen "sein" Tor. Damit führt der 25-jährige gebürtige Franke die Torschützenliste an. Dennoch wartete der Blondschopf in diesen Tagen vergeblich auf eine Nominierung von Bundestrainer Joachim Löw für die anstehenden Länderspiele gegen Südafrika und Aserbaidschan.

Fußballer sind bekanntlich abergläubische Menschen. Deshalb bleibt der Bart auch dran. Denn es gilt: "Wer rasiert, verliert." Stefan Kießling hatte zum Saisonbeginn beschlossen, sich bis zur ersten Niederlage seines Clubs Bayer Leverkusen nicht rasieren zu wollen. So sprießen die Haare munter weiter im Gesicht des sympathischen Angreifers. Und das noch mindestens zwei Wochen.

Mit zehn Punkten ganz oben

Denn wegen der anstehenden Länderspiele pausiert die Bundesliga für 14 Tage. Zeit für Stefan Kießling, den überaus erfolgreichen Saisonstart noch einmal Revue passieren zu lassen. Zehn Punkte hat Bayer Leverkusen schon geholt, sich an der Tabellenspitze eingeigelt. Auch dank der Tore von Kießling, der häufiger traf als alle anderen.

Doch für die Nationalmannschaft, die ausgerechnet in Leverkusen am kommenden Samstag auf Südafrika trifft, ist das alles noch nicht gut genug. Kießling darf nicht mit Löws Elite trainieren, sondern nur mit seinen Clubkameraden. Außerdem steht noch ein zweitägiger Dreh für den Sponsoren adidas auf dem Programm.

Zum Thema Nationalmannschaft hält sich Kießling bedeckt. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als seine Leistungen und Tore sprechen zu lassen. Andere dagegen nehmen kein Blatt vor den Mund. "Stefan Kießling hätte eine Einladung für die Nationalmannschaft verdient. Er hat eine super Vorbereitung gemacht und jetzt in vier Spielen vier Tore gemacht", setzt sich Sturmpartner Eren Derdiyok für den zweimaligen Nationalspieler ein.

Lob von den Kollegen

Derdiyok hat es leicht, diese Empfehlung auszusprechen. Er ist Schweizer und muss in dieser Frage nicht so diplomatisch antworten wie der Rest der großen Bayer-Familie. Die halten nur Lob und gute Ratschläge für Kießling bereit. Beispiele gefällig?

"Er darf jetzt nicht bei jeder Nominierung darüber diskutieren. Er muss sich auf seine Leistung konzentrieren. Das hat er gemacht, und das ist der entscheidende Punkt. Die Diskussionen kann man den Medien und den Fans überlassen. Aber da darf man sich als Spieler nicht selbst mit beschäftigen", sagt Bayer-Kapitän Simon Rolfes.

"Stefan ist in einer Riesenverfassung. Das nimmt auch der Bundestrainer wahr. Der 'Kies' soll einfach so weiterarbeiten, wie er es momentan tut. Wenn er jede Woche sein Tor schießt, stehen wir als Mannschaft sehr gut da. Und dann zahlt sich das über kurz oder lang auch für ihn aus", meint Torwart René Adler.

Die richtige Antwort gegeben

"Für mich hat Stefan Kießling das beste Spiel unter meiner Regie gemacht", urteilt Bayer-Trainer Jupp Heynckes: "Er war gegen Bochum der beste Spieler auf dem Feld. Er hat wie immer großartig gearbeitet, er hat die Bälle verteilt, er hat gedribbelt. Das Kopfballspiel war wieder sehr gut. Und es ist erfreulich, dass der Stefan so reagiert hat. Wenn man nicht nominiert wird, ist erst einmal eine Enttäuschung da. Aber das hat er super verarbeitet. Deswegen hat er ein ganz großes Lob verdient."

Und auch Bayer-Sportchef Rudi Völler ist angetan von Kießlings Entwicklung: "Er hat genau die Antwort gegeben, die du geben musst. Wenn er in den nächsten Wochen solche Antworten gibt, wird er mit Sicherheit irgendwann dabei sein."

Tobias Gonscherowski