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Keine Zeit für Lobeshymnen

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Mainz - Der FSV Mainz 05 wird weiter mit Komplimenten überhäuft, auch Otto Rehhagel hält einen Meistercoup des "Karnevalvereins" für denkbar.

Doch beim Sensations-Spitzenreiter der Bundesliga bastelt "Mastermind" Thomas Tuchel lieber akribisch am neuen "Matchplan" für den möglichen Startrekord - statt sich süßen Träumen hinzugeben. "Unser Trainer muss mit wenig Schlaf auskommen, so gewissenhaft, wie er jede Übungseinheit vorbereitet", sagte Mainz-Manager Christian Heidel.

"Überragender Stratege und Kommunikator"

Die Rollen bei den Rheinhessen sind klar verteilt - nicht nur in Bezug auf die Arbeitsteilung, sondern auch auf die Außendarstellung. Tuchel ist der geerdete Denker, Heidel bedient als Gute-Laune-Onkel mit flotten Sprüchen auch mal die Öffentlichkeit. "Ach, einen Balkon haben wir auch", entgegnete Heidel kess, als Bayern Münchens Trainer Louis van Gaal die Mainzer nach deren 2:1-Sieg am vergangenen Samstag kurzerhand zum Meisterschaftsanwärter ernannte.

Heidel hat ebenfalls großen Anteil am närrischen Triumphzug der Mainzer. Der frühere Mitgesellschafter eines Autohauses hat nicht nur den "besten Kader", so Heidel selbst, zusammengestellt, sondern darf sich mit Fug und Recht auch als Trainer-Entdecker feiern lassen. Einst machte Heidel Jürgen Klopp vom Spieler zum Coach. Klopp wurde zur Mainzer Kultfigur, bevor er zu Borussia Dortmund wechselte. Im Vorjahr beförderte Heidel schließlich Tuchel vom Junioren- zum Bundesliga-Trainer. Jetzt belegen die Coaches mit ihren jeweiligen Teams die Positionen eins und zwei im Fußball-Oberhaus.

"Bei Klopp war es damals eine reine Bauchentscheidung", erklärte Heidel, der mit Klopp nach jedem Spieltag noch "über ein paar lustige SMS" in Kontakt ist. Die Ernennung von Tuchel zum Cheftrainer sei eine "wohlüberlegte Entscheidung" gewesen, Tuchel sei ein "überragender Stratege und Kommunikator".

Rehhagel traut Mainz den Titel zu

Nach dem Traumstart fliegen den Mainzern die Sympathien von allen Seiten zu. "Alle sind überrascht und hocherfreut", sagte Rehhagel der "Bild"-Zeitung. Der 72-Jährige traut dem FSV einen ähnlichen Coup zu wie dem 1. FC Kaiserslautern in der Saison 1997/98, als Rehhagel den damaligen Aufsteiger als Trainer zum Titel führte: "An Weihnachten kann man dazu mehr sagen. Aber sie haben schon viele Punkte gesammelt", sagte Rehhagel.

"Fußball ist kein Laptop-Spiel. Es ist ein Spiel der Unwägbarkeiten. Man kann auch gegen die Etablierten gut aussehen, wenn man geistig frisch ist", erklärte Rehhagel, der nun aber auch Schwierigkeiten auf den Tabellenführer zukommen sieht: "Alle stellen sich jetzt auf ihr Spiel ein. Die Konkurrenz wird wach, beobachtet Mainz ganz genau."

"Könnte seine schwangere Frau spielen lassen..."

Allerdings hat Tuchel bislang kräftig rotiert und die bisherigen Gegner damit stets überrascht. "Ich glaube, Thomas Tuchel könnte seine schwangere Frau spielen lassen und sie würde zwei Tore schießen", flachste Christian Eichner vom nächsten Mainzer Gegner 1899 Hoffenheim in der "Rhein-Neckar-Zeitung".

Mit einem Sieg gegen Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total! live), es wäre der siebte im siebten Spiel, können die Nullfünfer den Startrekord von Kaiserslautern und Rekordmeister München einstellen. Doch neue Ziele würden sie in Mainz selbst dann nicht ausgeben. "Das wäre Quatsch", sagte Heidel der "Frankfurter Neuen Presse": "Wenn wir in die Europa League kommen, oder wie das Ding heißt, nehmen wir das gerne mit. Die Fans dürfen weiter Autokorso fahren und von der Meisterschaft träumen, aber bei uns im Club träumt keiner oder dreht jetzt durch."